Fußball-Mittelrheinliga Guié-Mien soll den SSV Merten vorm Abstieg bewahren

BONN · Den "heißen Stuhl" hat Rolf-Christel Guié-Mien bereits hinter sich. "Darauf müssen sich unsere Neuen vor versammelter Mannschaft und Betreuerstab vorstellen", erklärt Frank Pleimes, der Trainer des Fußball-Mittelrheinligisten SSV Merten, für den der Ex-Profi seit Januar Fußball spielt. "Die Jungs haben viel gelacht", berichtet Pleimes.

 81 Mal in der Bundesliga am Ball: Rolf-Christel Guié-Mien 1999 im Trikot von Eintracht Frankfurt im Duell mit Thomas Strunz vom FC Bayern.

81 Mal in der Bundesliga am Ball: Rolf-Christel Guié-Mien 1999 im Trikot von Eintracht Frankfurt im Duell mit Thomas Strunz vom FC Bayern.

Foto: dpa

Wer 81 Mal in der Bundesliga und 180 Mal in Liga zwei sein Können unter Beweis stellte, hat einiges zu erzählen. Das Eis zwischen Guié-Mien und den Spielern des Aufsteigers war schnell gebrochen.

Auf dem Platz muss der mittlerweile 36-jährige Techniker aus Brazzaville, der Hauptstadt der Republik Kongo, niemandem mehr etwas beweisen. Elegant umkurvt der dreifache Familienvater mit Wohnsitz im nahen Wesseling im Trainingsspiel zwei Spieler und passt in den Fuß des startenden Delord Unzola.

Die anerkennenden Kommentare seiner Mitspieler sind nicht zu überhören. Aber auch bei den Tempoläufen hält der Rechtsfuß gut mit. "Ich bin fit und bereit", sagt Guié-Mien. Von Arroganz keine Spur. "Keine Liga ist locker. Auch nicht die Mittelrheinliga." Der Afrikaner blieb bislang von schweren Verletzungen verschont. "Ein Innenbandanriss am Knie und ein Bluterguss. Das ist alles. Ich bin nie operiert worden", erinnert sich der Ex-Profi.

Nachdem im Sommer 2012 sein Vertrag beim SC Paderborn ausgelaufen war, kamen Angebote aus China und Katar. "Die habe ich wegen der Familie ausgeschlagen", berichtet Guié-Mien, der mittelfristig die Strukturen des Sports in seinem Heimatland nachhaltig beeinflussen will. "Vielleicht als Sportminister", lacht der Kongolese, der 1997 als 19-Jähriger zunächst in der zweiten Mannschaft des Karlsruher SC anheuerte und schnell vom damaligen KSC-Coach Jörg Berger in den Profikader befördert wurde.

1999 wechselte der 1,77 Meter große Techniker zu Eintracht Frankfurt, wo Guié-Mien nach eigener Aussage seine beste Zeit als Profi verbrachte.

Mit Humor blickt der Mertener Hoffnungsträger heute auf das denkwürdige Spiel mit seiner Eintracht im Mai 2001 beim VfL Wolfsburg zurück. Bereits zur Pause war das Schicksal der Hessen am vorletzten Spieltag besiegelt. 0:3 - Abstieg. Von Gegenwehr keine Spur. Dennoch trotteten Guié-Mien, Jermaine Jones und Christoph Preuß zu den frustrierten Fans, warfen ihre Trikots über den Zaun und bekamen die Leibchen postwendend zurück. Keiner wollte die Trikots haben.

"Alle drei bewahre ich zu Hause in Wesseling auf", verrät der damals so Geschmähte mit einem breiten Grinsen. Auch die Erinnerung an seine letzte Saison beim 1. FC Köln quittiert er mit einem Lächeln. "In der Saison 2005/2006 hatte ich mit Huub Stevens, Uwe Rapolder und Peter Latour drei Trainer."

Jetzt soll Guié-Mien mithelfen, den SSV vor dem drohenden Abstieg zu bewahren. Sein Kontrakt läuft zunächst einmal bis zum Saisonende - Verlängerung nicht ausgeschlossen. Pleimes hält nicht nur wegen der Meriten seines prominenten Neuzugangs große Stücke auf Guié-Mien. "Sein Charakter und seine Erfahrung werden uns weiterbringen." Den "heißen Stuhl" mit dem Ex-Profi werden so oder so alle Beteiligten des SSV Merten in guter Erinnerung behalten.

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