Nach Rückstand in den Playoffs Haie ziehen ins Halbfinale ein

Köln · Der achtmalige deutsche Meister Kölner Haie hat sein furioses Comeback gekrönt und zum ersten Mal seit drei Jahren wieder das Play-off-Halbfinale der Deutschen Eishockey Liga (DEL) erreicht.

Ryan Jones will einfach nicht in Rente gehen. Der Kanadier beendet nach dieser Saison zwar seine lange Karriere als Eishockey-Profi. Diese geht für die Kölner Haie aber weiter, weil sie den 34-Jährigen in ihrem Team haben. Jones führte den KEC mit zwei Treffern am Sonntag zum 3:2 (1:0, 1:1, 1:1)-Heimsieg im entscheidenden siebten Spiel der Playoff-Viertelfinalserie gegen den ERC Ingolstadt. Den Kölnern gelang damit erst als zweiten Club der Deutschen Eishockey Liga (DEL) nach Frankfurt 2008 das Kunststück, einen 1:3-Serien-Rückstand noch zu drehen. Das Team von Trainer Dan Lacroix steht also im Halbfinale. Wer Gegner am Dienstag (Mannheim) oder Mittwoch (München) auswärts ist, steht noch nicht fest. „Wir waren die reifere Mannschaft in dieser Serie“, erklärte Kapitän Moritz Müller den Triumph.

Die Hoffnung der Haie auf einen Einsatz des am Freitag in Ingolstadt verletzt ausgeschiedenen Alexander Oblinger erfüllten sich wie erwartet nicht. Youngster Mick Köhler rückte für den Ex-Panther nach. Die Kölner hatten zudem gehofft, dass es nach den Angriffen der ERC-Spieler am Ende von Spiel sechs eine Sperre für Brandon Mashinter geben könnte. Wahrscheinlich war es sogar besser, dass die DEL das Verfahren gegen den Ingolstädter nach einer Rangelei mit Moritz Müller einstellte. So durften sich die Haie ärgern und etwas Adrenalin für das Eigentliche aufstauen. Was auch nötig war. Zum einen, weil die Regenerationszeit diesmal sehr knapp ausfiel. Zum anderen, weil die Schanzer nach zwei vergebenen Matchbällen ihren dritten unbedingt nutzen wollten und entsprechend energisch aus der Kabine kamen.

Das sind die Momente, in denen es Spieler wie Ryan Jones braucht. Der 34-Jährige setzte nach dem ersten Abtasten ein Zeichen und lieferte sich vor dem Tor der Gäste mit Dustin Friesen einen Zweikampf abseits der Scheibe. Als Simon Després den Puck kurz darauf Richtung Tor schickte, hatte Jones den ERC-Kapitän so gut abgelenkt, dass er den Moment schneller war und den Abpraller zum 1:0 einschob (4.). Und Jones hatte noch lange nicht genug. Als sein Team nach dem zu diesem Zeitpunkt verdienten 1:1 von Mashinter (26.) im zweiten Drittel arg in Not geriet, legte der unglaubliche Kanadier nach. Er stand in Überzahl am Ende einer schnellen, präzisen Kombination von Jason Akeson und Colby Genoway und überwand Panther-Goalie Timo Pielmeier zum zweiten Mal (38.). Es war Jones drittes Tor in dieser Serie – und ein wichtiges dazu.

Die Haie hatten nach einem soliden ersten Drittel, in dem Genoway auf 2:0 hätte erhöhen können (15.), im zweiten Abschnitt etwas den Faden verloren. Zwei schwache Überzahlspiele und das Powerplaytor von Mashinter waren die Quittung. Wie schon am Freitag beim 5:2 in Ingolstadt lieferte Gustaf Wesslau eine bärenstarke Leistung ab. Der Schwede im KEC-Tor nähert sich mehr und mehr seiner Bestform und hielt sein Team mit zahlreichen Glanztaten im Spiel. So konnte Jones für die erneute Führung sorgen, die Morgan Ellis bei einem Unterzahl-Konter kurz vor der zweiten Pause hätte ausbauen müssen (40.).

Wesslau musste seine Gala gegen Tyler Kelleher und Tim Wohlgemuth (42.) fortsetzen. Die Spannung nahm zu. Müller prüfte den Außenpfosten (44.). Akeson zielte etwas zu hoch (49.). Die Führung der Hausherren hielt, weil sie den klaren Plan verfolgten, sich auf die Defensivarbeit zu konzentrieren und nach vorne Nadelstiche ohne großes Risiko zu setzten. Bezeichnend eine Szene aus der 53. Minute und bezeichnend, dass Ryan Jones den Hauptakteur spielte: Erst hatte der Ex-NHL-Profi das 3:1 auf dem Schläger, um dann mit vollem Einsatz ganz zurückzueilen und Thomas Greilinger entscheidend beim Abschluss zu stören. So ging der Plan von Dan Lacroix auf.

Freddy Tiffels packte den puren Willen und Tempo aus und vollendete seine Energieleistung mit der Rückhand zum 3:1 (55.). „Ich habe es einfach probiert und diesmal ist das Ding reingegangen“, sagte der glückliche Torschütze. Die verzweifelten Ingolstädter nahmen dann Pielmeier schon drei Minuten vor Schluss aus dem Tor und verkürzten tatsächlich durch Michael Collins noch einmal (59.). Doch mehr ließen die starke Kölner Defensive und überragende Wesslau nicht zu. Der Rest war eine große Feier mit den mehr als 13000 Zuschauern in der Lanxess Arena, die das Team noch mal aufs Eis zitierten und einen Namen immer wieder skandierten: „Ryan Jones.“

Köln: Wesslau; D. Tiffels, Després; Ellis, Müller; Madaisky, Zerressen; Ugbekile; Akeson, Genoway, F. Tiffels; Zalewski, Pfohl, Jones; Hanowski, Ticar, Schütz; Dumont, Hospelt, Köhler. – SR.: Rohatsch/Piechaczek. – Zuschauer: 13111. – Tore: 1:0 Jones (3:59/Després, Pfohl), 1:1 Mashinter (25:49/Kelleher, Greilinger, PP1), 2:1 Jones (37:22/Genoway, Akeson, PP1), 3:1 F. Tiffels (55:57/D. Tiffels, Ellis), 3:2 Collins (58:59/Koistinen).. – Strafminuten: Köln 8; Ingolstadt 8.

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