Aufstieg erneut vertagt Ilk wird zum Bonner Partyschreck

Bonn · Der Bonner SC muss die Aufstiegsfeier wieder verschoben: Nach dem 2:3 im Derby gegen Alfter rastet BSC-Trainer Zillken aus.

Aus dem einsamen Rufer in der Wüste wurde ein explodierender Vulkan. Die 2:3 (2:2)-Derbyniederlage des Fußball-Mittelrheinligisten Bonner SC gegen den VfL Alfter vor der Ligarekordkulisse von 1600 Zuschauern im Sportpark Nord, die den rechnerisch sicheren Aufstieg des BSC in die Regionalliga um mindestens eine weitere Woche verschiebt, war bereits seit einigen Minuten bittere Realität, als BSC-Trainer Daniel Zillken völlig die Fassung verlor. „Alle hier sind im Aufstiegsmodus. Das kotzt mich an“, brüllte ein wütender Zillken laut vernehmlich vor der BSC-Kabine. „Ich bin hier wohl der einzige, der mahnt. Alle anderen sind schon seit längerem nur noch mit Jubeln beschäftigt. Aber die Spiele müssen erst noch gespielt werden“, tobte der BSC-Coach.

Selbst BSC-Aufsichtsratsmitglied Jürgen Harder gelang es kaum, den aufgebrachten Trainer zu beruhigen. Eklatante Abwehrlücken vor allem in der ersten Hälfte hatten Zillken in Rage gebracht und es den Gästen leicht gemacht, die ansonsten so sattelfeste Abwehr des Tabellenführers ein ums andere Mal entscheidend zu düpieren. Selbst die Gelb-Rote Karte, die VfL-Kapitän Stephan Derigs in der 65. Minute sah, reichte den Hausherren nicht zum Punktgewinn. „Alfter hat zwar seine Stärken ausgespielt, aber wir haben uns heute auch mehrfach viel zu leicht überrumpeln lassen“, meinte ein selbstkritischer BSC-Innenverteidiger Andreas Dick, der in der fünften Minute der Nachspielzeit zum Aufstiegshelden hätte werden können. Aber den Kopfball des BSC-Innenverteidigers aus kurzer Distanz fischte der starke VfL-Schlussmann Kevin Kraus mit einer Glanzparade noch aus dem Winkel.

Damit war auch der dritte Anlauf des BSC, den Gang in die Regionalliga mit mathematischer Sicherheit unter Dach und Fach zu bringen, endgültig misslungen. Der SV Bergisch Gladbach 09, der zu Hause gegen den SV Eilendorf mit 4:0 seine Hausaufgaben ohne Fehl und Tadel erledigte, hat nun bei noch vier ausstehenden Spieltagen immer noch die Chance, den Zwölf-Punkte-Rückstand auf den BSC aufzuholen. Den größten Spielverderber aus BSC-Sicht gab einmal mehr Bayram Ilk, der dem BSC mit zwei Treffern (27., 51.) die Feierlichkeiten vor den gut gefüllten Tribünen gründlich verdarb. „Ist ja nur aufgehoben“, meinte der mit 27 Treffern beste Schütze der Liga, dem im Übrigen auch Kontakte zum BSC nachgesagt werden, fast schon entschuldigend.

Zu Beginn der Partie schien es noch so, als ob es Zillken gelungen war, allzu vorausschauendes Denken erfolgreich aus den Köpfen seiner Spieler zu verbannen. Bereits in Spielminute fünf hatte Abdelkader Maouel einen Freistoß aus rund 18 Metern unhaltbar für VfL-Schlussmann Kraus zum 1:0 für den BSC ins rechte obere Eck des Alfterer Gehäuses gezirkelt. Dann aber hatte Ex-BSC-Spieler Burim Mehmeti wenig Mühe, über die linke Bonner Abwehrseite durchzubrechen und den völlig freistehenden Ilk zu bedienen, der sich nicht zweimal bitten ließ, seinen 26. Saisontreffer zu erzielen (27.).

„Unser Umschaltspiel war schlecht“, meinte BSC-Sportdirektor Thomas Schmitz lakonisch. Noch aber schienen die gelungenen Angriffsaktionen die fahrigen Abwehrleistungen der Gastgeber aufwiegen zu können. In der 31. Minute profitierte Christian Brückers vom Einsatz von Daniel Somuah, der sich über rechts durchgesetzt und von der Torauslinie in den Rücken der Alfterer Hintermannschaft geflankt hatte und traf zum 2:1. Dann aber zeigte sich der BSC wieder von seiner dunklen Seite. VfL-Rechtsverteidiger Fabian Heinen hatte alle Zeit der Welt, aus rund 16 Metern per Flachschuss zum 2:2-Ausgleich Maß zu nehmen (41.).

Auch die Halbzeitpause konnte die Wogen des Bonner Leichtsinns nicht glätten. In der 51. Minute war es erneut Ilk, der sich mit dem allerdings abgefälschten Schuss zum 3:2 für ungeahnte Freiheiten bedankte. Nachdem das Bonner Powerplay in der Schlussphase ohne Folgen blieb, hat der BSC nun am Pfingstmontag im Spiel bei der Spvg Wesseling-Urfeld die nächste Chance, die Sektflaschen zu öffnen und die Aufstiegs-T-Shirts überzustreifen.

Jegliche Gedanken daran dürfte allerdings Daniel Zillken mit seinem Wutausbruch im Keim erstickt haben.

Bonner SC: Hubert, Wipperfürth, Weber, Dick, Eckert (76. Kaiser), Retterath, Omerbasic, Somuah (63.), Brückers, Maouel, Addai (58. Kartal).

VfL Alfter: Kraus, Liontos, Derigs, Heinen, Konate (90. Poetes) Durgun, Bung (76. Dahas), Greulich, Mehmeti (86. Schmitz), Dogan, Ilk.

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