In Bonn wird's "Bayern zum Anfassen" geben

In der letzten Juliwoche kommt der Rekordmeister zum Trainingslager in den Sportpark Nord - Kein Freundschaftsspiel gegen den Fußball-Oberligisten Bonner SC - Gerd Müller erinnert sich nur vage an 1967

  Antrittsgeschenk:  Stürmerlegende Gerd Müller (rechts) überreichte dem neuen BSC-Trainer Andrzej Rudy ein Trikot mit den Unterschriften aller Bayern-Spieler.

Antrittsgeschenk: Stürmerlegende Gerd Müller (rechts) überreichte dem neuen BSC-Trainer Andrzej Rudy ein Trikot mit den Unterschriften aller Bayern-Spieler.

Foto: Henry

Bonn. Bayern München und Bonn - das hat durchaus eine Vergangenheit. 1967 war es, die Bayern hatten gegen die Glasgow Rangers gerade den Europapokal gewonnen, als sie im alten Gronau-Stadion mit 1:3 gegen den Bonner SC verloren. Jetzt kommt der Rekordmeister wieder. Aber nicht zu einem Freundschaftsspiel, sondern nur zum Trainingslager.

Wobei das "nur" der Sache nicht angemessen ist. Vom 26. bis 31. Juli wird im Sportpark Nord der Ausnahmezustand herrschen. Seit Wochen schon sondieren die Bayern das Terrain, begutachteten das Dorint-Hotel auf dem Venusberg, sahen sich auch Ausweichplätze an. Am Mittwoch schwebten Mediendirektor Markus Hörwick und Stürmerlegende Gerd Müller eigens zur Pressekonferenz im Sportpark ein, um auf die "tollen Tage" einzustimmen.

Und warum ausgerechnet Bonn? Weil hier Hauptsponsor T-Com sitzt. Deshalb wird die Präsentation des neuen Kaders auch in der Zentrale des Unternehmens stattfinden, werden die Mitarbeiter an einem Grillabend mit den Stars das eine oder andere Würstchen, gesponsert von Uli Hoeneß, verdrücken dürfen.

"Dass die Bayern nach Bonn kommen, hat natürlich eine Logik", sagte Karl Braun, bei der Deutschen Telekom für das Sportsponsoring verantwortlich. Für die Zukunft stellte er sogar eine Wiederholung in Aussicht, "wenngleich wir natürlich auch in anderen Teilen der Welt präsent sind".

Ganz so nah wie der interessierte Telekom-Mitarbeiter kommt der gemeine Fan den Bayern natürlich nicht - aber immer noch nah genug, um Autogramme zu bekommen. Im Anschluss an jede der Trainingseinheiten, die sämtlich öffentlich sind, sollen die Spieler an die Banden des Sportparks kommen, um alles mögliche zu signieren. Markus Hörwick versicherte: "Wir wollen uns als Bayern zum Anfassen präsentieren."

Das erste Training wird dienstags (27. Juli) voraussichtlich um 16 Uhr im Sportpark durchgeführt. Anschließend findet ein Prominentenspiel statt. Lediglich an diesem Tag kostet der Eintritt drei Euro, der Erlös soll komplett an die Jugendabteilung des BSC gehen. Ansonsten sind die Bayern umsonst zu sehen.

Für den Mittwoch (10 Uhr), Donnerstag (10 und 16 Uhr) und Freitag (10 Uhr) sind weitere Einheiten geplant. Daneben stehen mittwochs das Ligapokal-Halbfinale in Wattenscheid und freitags die Stadioneröffnung in Mönchengladbach auf dem Plan.

Zeit für ein Freundschaftsspiel gegen den BSC, der bald 100 Jahre alt wird, blieb angesichts dieses Terminplans nicht. "Wir haben darüber nachgedacht", versicherte Hörwick, "aber es ging einfach nicht. Tut uns Leid." Eine Woche vor Saisonbeginn soll schließlich der Feinschliff im Vordergrund stehen.

Beim BSC, der neben der Stadt Bonn für die Rahmenbedingungen sorgt, ist man dennoch froh, den Rekordmeister zu Gast zu haben. "Und auch ein wenig stolz", wie Pressesprecher Bernd Lehmann betonte. "Womöglich bekommt unsere Oberligamannschaft im Sog des FC Bayern ja Flügel." Dafür verantwortlich ist seit wenigen Tagen bekanntlich Andrzej Rudy, der sich von dem hohen Besuch sogar noch mehr erhofft: "Vielleicht bleibt die Telekom ja ein wenig hier, wenn die Bayern schon gegangen sind."

Gerd Müller, 1967 schon dabei, kann sich an das Spiel gegen den BSC übrigens nicht mehr so gut erinnern. Oder will sich nicht mehr erinnern. "Gewonnen haben wir jedenfalls nicht", sagte er. Und wahrscheinlich ist das der eigentliche Grund, weshalb es nicht zu einem Freundschaftsspiel kommt: die Angst der Bayern vor einer erneuten Niederlage.

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