Kanute aus Bonn Max Rendschmidt feiert vor Olympia den nächsten Titel

Bonn · Bei der EM in Polen ist der Bonner Kanute Max Rendschmidt mit seinen Kollegen im Kajak-Vierer zu Gold gepaddelt. Nun richtet sich sein Blick voll auf die Olympischen Spiele in Tokio.

 Kräftiger Schlag: Nach dem EM-Titel mit dem Kajak-Vierer am Vortag war Max Rendschmidt auch bei der DM in Duisburg im Einsatz.

Kräftiger Schlag: Nach dem EM-Titel mit dem Kajak-Vierer am Vortag war Max Rendschmidt auch bei der DM in Duisburg im Einsatz.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

In dem Kleinbus ging es hoch her. Das Party-Lied „Celebration“ von Kool & The Gang ließ die Köpfe wippen, von links nach rechts, rauf und runter, die Arme in die Höhe fliegen. Die kleine Fahrgemeinschaft hatte schließlich auch allen Grund zum Feiern, hatte sie doch die goldene EM-Medaille im Gepäck. Am Samstag war das Kanu-Quartett um den Bonner Max Rendschmidt im polnischen Poznan (Posen) aufgebrochen. Zwischenstopp im Spargelhof in Berlin, zur Stärkung ein Schnitzel, und weiter ging es, um nach fast 800 Kilometern und fast achtstündiger Fahrt am Abend ihr Ziel im Westen zu erreichen: Duisburg.

Dort allerdings mussten sie auf eine weitere Stärkung in Form einer Currywurst, für die sich der „Pott“ rühmt, verzichten, denn keine 24 Stunden nach dem Tanz auf dem EM-Podest in Polen standen für den Kajak-Vierer die „Finals“ auf der Regattastrecke in Wedau an. Eine strapaziöse Reise, obwohl sich Rendschmidt, Busbesitzer Ronald Rauhe, Tom Liebscher und Max Lemke beim Fahren abgewechselt hatten.

Gemeinsam hatten sie bei der Europameisterschaft auch in einem Boot gesessen, das Schlagmann Rendschmidt souverän ins Ziel trieb. Die Bootsgemeinschaft brachte ihre PS auch auf dem Wasser auf die Strecke und gewann über die 500 Meter mit fast 1,5 Sekunden Vorsprung auf die Slowakei den Titel. Dritter wurde Russland vor Spanien, das bei den Olympischen Spielen in Tokio als größter Herausforderer von Rendschmidt und Co. gilt.

Bessere Zeit als beim Weltcup in Szeged

„Wir haben uns gegenüber dem Weltcup in Szeged um knapp 0,5 Sekunden verbessert“, berichtet der Bonner zufrieden, nachdem die Spanier die Deutschen in Ungarn zuletzt auf den zweiten Platz verwiesen hatten. „Super zufrieden“ sei man nun auf dem Weg zu Olympia, selbst wenn bei der EM die Iberer nur mit dem zweiten Boot antraten. „Ich bin mir sicher, dass wir auch noch mal was drauflegen können“, sagt Rendschmidt. Gleich, ob mit oder ohne den „Erzfeind“ – „wir“, sagt Rendschmidt, „sind froh, dass wir das so gut runtergefahren haben“. Das habe weiteren Auftrieb gegeben Richtung Tokio.

Auch Routinier und Olympiasieger Rauhe, der vor seinen letzten Sommerspielen steht, gibt sich zuversichtlich. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagt der Potsdamer. „Wir haben immer noch viel zu tun, sind immer noch nicht ganz zufrieden. Aber das ist auch gut so, das beste Rennen wird dann das in Tokio.“ Insgesamt sammelte die deutsche Flotte bei der EM drei Mal Gold in den olympischen Klassen ein. Der dreimalige Canadier-Olympiasieger Sebastian Brendel siegte mit Tim Hecker über die 1000 Meter. Im Zweier-Kajak präsentierten sich die Titelverteidiger Max Hoff und Jacob Schopf souverän.

Rendschmidt auch bei DM in Duisburg am Start

Das gelang Rendschmidt in Duisburg dann nicht mehr. Im Parallelsprint, der im K.o.-System entschieden wurde, war dies aber auch nicht zu erwarten. Er bevorzugt die längeren Strecken. „Ein geiles Rennen“ sei das Halbfinale gegen Seriensieger Rauhe gewesen. Am Ende musste er sich nach einer Niederlage im kleinen Finale gegen den zweiten Vierer-Mitfahrer Max Lemke mit Platz vier begnügen. Natürlich, gerne wäre er noch „ein Stück weiter vorn gewesen, aber von der Leistung her war das top. Gerne hätte ich auch in Duisburg eine Medaille gewonnen und die anderen etwas mehr geärgert“. Das tat dann der ausgeruhtere Kostja Stroinski, der im Sprint-Finale den 39-jährigen Rauhe bezwang.

Nun will Rendschmidt einige Tage im heimischen Ramersdorf und Zeit mit seiner Freundin verbringen, ehe er Ende der Woche ins Trainingslager nach Kienbaum aufbricht. Diesmal allerdings muss Rendschmidt die ganze Strecke fahren. Allein.

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