Lehrer und Schüler gemeinsam bei der WM

Gleich zwei Kämpfer des OTC Bonn vertreten Deutschland bei der Taekwondo-Weltmeisterschaft in Garmisch - Nach Athen 2004 will Aziz Acharki seine Karriere ausklingen lassen

Lehrer und Schüler gemeinsam bei der WM
Foto: Heyder

Bonn. Es ist die letzte Weltmeisterschaft für Aziz Acharki (31). Und die erste für Mohamed Azhamriue (17). Alt und Jung, Lehrer und Schüler, zwei Vereinskameraden. Vom 23. bis 28. September starten die beiden Kämpfer des OTC Bonn bei der WM in Garmisch-Partenkirchen, der ersten in Deutschland seit 1979.

Während für Azhamriue (-62 kg) jeder Sieg ein Erfolg wäre, strebt Acharki (-84 kg) nichts weniger als eine Medaille an.

Kein Wunder, denn der Mann hat einiges erreicht in seinem Taekwondo-Leben: Olympia-Teilnehmer in Sydney, Weltmeister 1995 in Manila, zahlreiche internationale Turniersiege, Deutsche Meisterschaften ohnehin. Doch eigentlich ist Garmisch nur eine Durchgangsstation, eine Etappe auf dem Weg zu den Olympischen Spielen nächstes Jahr in Athen.

Blickrichtung Athen

Rückblick: Nach Sydney war Acharki 2000 mit großen Hoffnungen gefahren, hatte von der Goldmedaille geträumt. Dass am Ende nur Platz sechs heraussprang, wurmt ihn noch heute: "Gold wäre das Größte gewesen. Dann hätte ich aufgehört." Jetzt soll die Karriere nach den Spielen von Athen ausklingen. Vergoldet am besten mit einem Olympiasieg.

Mit 31 Jahren ist der Sportsoldat marokkanischer Abstammung ohnehin in einem Alter, das ihn die Knochen spüren lässt. Gerade als Taekwondoka. Immer wieder hatte er seit Sydney mit Verletzungen zu kämpfen. Zudem muss sich der Vater von zwei Kindern langsam auf die Zeit nach dem Leistungssport vorbereiten. Reichtümer verdient hierzulande niemand mit asiatischer Kampfkunst. Auch nicht als Weltmeister.

"Ohne die Bundeswehr hätte ich meinen Sport nie als Profi ausüben können", sagt Oberfeldwebel Acharki. Ehe er sich für insgesamt acht Jahre verpflichtete, brachte er eine kaufmännische Ausbildung hinter sich; derzeit kümmert er sich um eine Zusatzqualifikation als Sportfachwirt. Dahinter steckt der Traum, eines Tages sein Geld im Sportmarketing zu verdienen. In seinem Ex-Trainer Thomas Fabula, der eine Consulting-Firma betreibt, hat Acharki da einen kompetenten Ansprechpartner.

Acharki bliebe jedoch nur dann wirklich Acharki, wenn er in seinem Sport weitermachen würde. In Taekwondo-Kategorien hat er immer gedacht, nicht nur seine eigene Karriere im Blick, sondern die Entwicklung von "Fuß - Faust - Weg", so die wörtliche Übersetzung, in Bonn und in ganz Deutschland. Von daher überrascht es nicht, dass er sagt: "Ich könnte mir auch vorstellen, hauptamtlicher Trainer zu werden." Bundestrainer womöglich.

Dass er gestalten, organisieren und Talente heranführen kann, hat Acharki in einigen Bonner Vereinen bewiesen. Beim Godesberger JC, beim MSV Bonn und jetzt beim Olympischen Taekwondo-Club Bonn.

Dort findet er mittlerweile nahezu optimale Bedingungen vor. In der Lyngsberg-Grundschule, wo der spätere Weltmeister selbst Lesen und Schreiben lernte, steht eine Turnhalle mit fest installierten Matten zur Verfügung, die auch als Landesleistungsstützpunkt genutzt wird. Das nahe gelegene Pennenfeld-Stadion bietet weitere Trainingsmöglichkeiten.

Unter solchen Voraussetzungen könnte Acharki vielleicht noch mehr Talente von der Qualität eines Mohamed Azhamriue ausbilden, den er jetzt seit sieben Jahren betreut. Aber das ist Zukunftsmusik. Zuerst kommt Garmisch.

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