Kommentar Mit voller Kraft nach Rio

Dieser smarte englische Geheimagent hätte seine helle Freude daran. Fechten, Reiten, Schwimmen, Schießen, Laufen - Lena Schöneborn zerreißt sich für eine Sportart, die einem alles abverlangt. Und mehr. Diese Hingabe wird meist belohnt, in Form von Medaillen.

Doch anders als bei Bond, James Bond, der anscheinend mühelos und aus dem Nichts Höchstleistungen ohne Netz und doppelten Boden vollbringen kann, steckt bei der gebürtigen Troisdorferin jede Menge Blut und Schweiß dahinter. Ihr Trainingspensum ist knüppelhart.

Doch das Beschränken auf den Modernen Fünfkampf alleine wäre ihr zu kurz gegriffen. Für sie gibt es ein Leben außerhalb dieser olympischen Sportart. Das Studium hat sie so unerbittlich durchgezogen wie manch eine Vorbereitung auf einen großen Wettkampf. Das ist beachtlich. Zuletzt aber litt das Training unter der Doppel-Belastung. Die gewünschten Resultate blieben aus. Bei den Spielen in London 2012 wurde die Olympiasiegerin von 2008 15., bei der jüngsten EM Achte. Gemessen an ihrem Anspruch zu wenig.

Nicht immer stehen allerdings das Abschneiden und die Qualität der Vorbereitung in kausalem Zusammenhang. Oftmals spielt der Zufall eine unliebsame Rolle. Oder eine winzig kleine Unkonzentriertheit im Fechten, ein Wackler im Schießen.

Und das Reiten? Ein Drama. Gehen den Pferden (werden den Startern zugelost) die Gäule durch, stirbt die Hoffnung auf eine vordere Platzierung gleich. Die Sportler müssen damit leben. Schöneborn ist erfahren genug, diese Unwägbarkeiten richtig einzuschätzen. Und sie weiß, dass sie mit ihren 27 Jahren noch längst nicht über ihren Leistungszenit hinaus ist. Die WM dürfte nur eine Zwischenstation sein. Ihr Studium ist beendet. Die Zeit reif, wieder höhere Ziele anzusteuern. 2016, bei Olympia. Das Berufsleben kann warten.