Fußballstreit in Bonn Neuer Widerstand bedroht den Saisonstart

Bonn · Nach der Entscheidung des Verbands, die Bezirksliga auf 17 Mannschaften aufzustocken, kommt von einigen Vereinen Widerstand. Der Streit bedroht nun sogar den Saisonstart am 25. August.

Das Thema beschäftigt den Fußball in Bonn und der Region seit Monaten, doch eine endgültige Lösung ist noch nicht in Sicht. Nachdem das Präsidium des Fußballverbands Mittelrhein am Mittwoch verkündet hat, die zweite Bezirksligastaffel für die anstehende Spielzeit von 16 auf 17 Mannschaften aufzustocken, formiert sich unter einigen Bezirksligisten Widerstand gegen diese Entscheidung. So wollen unter anderem der FSV Neunkirchen-Seelscheid und der Wahlscheider SV Rechtsmittel gegen die Aufstockung einlegen. Der Fall würde dann vor dem Verbandssportgericht verhandelt.

Der Präsidiumsentscheidung vorausgegangen war ein Verhandlungsmarathon, bei dem es um das Rückrundenspiel zwischen den Sportfreunden Ippendorf und dem SV Beuel 06 ging. Wie berichtet, hatten die Ippendorfer bei dem 2:1-Sieg einen Spieler eingesetzt, der wegen einer zwei Spieltage zuvor ausgesprochenen Roten Karte nicht spielberechtigt war. Zum Zeitpunkt des Spiels lag allerdings ein Urteil des Bonner Kreissportgerichts vor, das den Einsatz des Akteurs fälschlicherweise erlaubte. Beuel legte Einspruch ein, daraufhin reihte sich eine Verhandlung an die nächste.

Besondere Brisanz hatte das Verfahren, weil die Wertung des Spiels Einfluss auf den Aufstieg in die Bezirksliga hatte: Vor dem Beschluss des FVM-Präsidiums war unklar, ob der 1. FC Niederkassel oder der SV Beuel 06 in die Bezirksliga aufsteigt. Nun wurde dies beiden Clubs ermöglicht.

Vier statt drei Absteiger

Ob Niederkassel und Beuel wirklich in der Bezirksliga antreten werden, ist wegen des geplanten Antrags auf sportgerichtliche Entscheidung nun aber wieder ungewiss. „Nach meinem Kenntnisstand sind es aktuell fünf Vereine, die gegen die Entscheidung vorgehen wollen“, sagt Wahlscheids erster Vorsitzender Siegfried Janzen. Er nennt mehrere Gründe, warum sich der Verein gegen eine Liga mit 17 Mannschaften positioniert: „In den ersten beiden Wochen haben wir direkt zwei Abendspiele am Mittwoch. Unter der Woche stehen uns aber nicht alle Spieler zur Verfügung. Außerdem müssten dann andere Mannschaften aus unserem Verein auf ihr Training verzichten“, sagt Janzen.

Kritisch sieht er zudem eine aus seiner Sicht zu kurze Winterpause. Von Bedeutung für die Bezirksligateams ist aber auch die Abstiegsregelung: Wegen der Vergrößerung auf 17 Mannschaften wird es in der neuen Saison einen Absteiger mehr geben.

Ein Einspruch hätte vermutlich Folgen für den Saisonauftakt, der eigentlich am 25. August ansteht. Sollte das Verbandssportgericht nicht vorher zu einer Entscheidung kommen, müsste der erste Spieltag verschoben werden. Einen Spielplan für die zweite Bezirksligastaffel gibt es zwar seit Donnerstag, nachdem sich der Verband dazu entschlossen hatte, sowohl den 1. FC Niederkassel als auch den SV Beuel 06 in die Liga einzugliedern, doch er steht jetzt wieder auf wackligen Beinen.

Ippendorf tritt zu Wiederholungsspiel nicht an

Während die Größe der Bezirksliga 2 für die neue Saison also noch nicht abschließend geklärt ist, gibt es zumindest in Sachen des Wiederholungsspiels zwischen den beiden Bonner A-Kreisligisten Sportfreunde Ippendorf und Beuel eine Entscheidung: Die für diesen Sonntag angesetzte Partie findet nicht statt, da die Sportfreunde nicht antreten werden. Somit wird die Begegnung, die Ippendorf im Mai mit 2:1 gewonnen hatte, nun mit 2:0-Toren und drei Punkten für Beuel gewertet. Nachdem das Kölner Kreissportgericht in der vergangenen Woche entschieden hatte, dass ein Wiederholungsspiel anzusetzen ist, bestätigte das Bezirkssportgericht dieses Urteil am Donnerstagabend.

„Das Spiel ist total sinnlos und hätte unter ganz kritischen Bedingungen stattgefunden. Bis zum heutigen Tag haben wir auch keine Informationen darüber erhalten, welche Spieler wir in dieser Partie einsetzen dürfen“, sagte Ippendorfs sportlicher Leiter Dimitrios Karachalios. Durch die Absetzung des Spiels können beide Clubs ihr Zweitrundenmatch im Kreispokal austragen (siehe nebenstehenden Bericht). Auch wenn der Fall für die Sportfreunde ein Ende gefunden hat – der Frust ist groß. „Ich bin empört, wie das Ganze abgelaufen ist. Wir sind in diesem Verfahren im Stich gelassen worden“, sagte Karachalios verärgert. Er ist davon überzeugt, dass das Geschehen der vergangenen Monate Folgen für den Spielbetrieb haben wird: „Nachdem was passiert ist, bin ich sicher, dass es in der neuen Saison eine Flut von Einsprüchen geben wird.“

Beim SV Beuel 06 herrscht derweil Erleichterung nach der Präsidiumsentscheidung – auch wenn es jetzt Widerstand von anderen Bezirksligisten gibt. „Wir sind erfreut vom weisen Beschluss des Vorstandes des Verbandes. Unserer Meinung nach darf es nach diesem Verhandlungsmarathon keinen sportlichen Verlierer mehr geben. Man hat zwar nicht alles klären können, aber das günstige Ergebnis – der Aufstieg – ist erreicht“, sagte Beuels Geschäftsführer Heiko Kraus.

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