NFL in München „Das war ein einmaliges Erlebnis“
München · Begeistert waren die Football-Fans aus Bonn und der Region von der Atmosphäre beim ersten NFL-Spiel in Deutschland. Auch die Verantwortlichen der National Football League zeigten sich angetan.
Mit zufriedener Miene verfolgte Roger Goodell das Geschehen in der Münchner Allianz Arena. Während auf dem Rasen die Tampa Bay Buccaneers und die Seattle Seahawks erstmals ein reguläres Saisonspiel der National Football League (NFL) in Deutschland austrugen, sorgten die Fans auf den Rängen für die passende Stimmung. Und die Bilder, die auch in die Heimat des US-Sports gesendet wurden, gefielen dem Liga-Chef sicherlich: singende, lautstark anfeuernde und lachende Fans, die die La-ola-Welle durch das Stadion schwappen ließen. „Was für ein Spektakel, so etwas habe ich noch nicht erlebt, großartige Atmosphäre“, lobte Pete Carroll, der 72 Jahre alte Cheftrainer der Seahawks, nach der 16:21-Niederlage seiner Mannen. Ganz offensichtlich seien die Leute in Deutschland geübte Fans.
Unter den 69 811 Zuschauern waren auch Norbert Schäfer und Bernd Uwe Seeburg, die aus Rheinbach beziehungsweise Swisttal am Sonntag nach Bayern gereist waren. Die Freunde hatten über berufliche Kontakte Logenkarten bekommen und waren überwältigt von der Atmosphäre. „Beim Football gibt es kein Gegeneinander wie im Fußball. Das ganze Stadion hat das Spiel als gemeinsames Erlebnis gefeiert“, fand Seeburg. Und auch Schäfer, der bereits einige Bayern-Spiele in der Arena verfolgt hat, unterstrich: „Im Vergleich dazu war die Stimmung beim Football viel besser. Das war eine rundum gelungene Veranstaltung, ein einmaliges Erlebnis. Ich hatte selten so viel Spaß und so kurzweilige Unterhaltung wie hier.“
Beide glauben, dass die Stimmung auch bei kommenden Begegnungen in Deutschland so großartig sein wird. „Es ist egal, wer spielt, die Leute werden immer für so einen Rahmen sorgen“, prophezeit Schäfer. Und Seeburg ergänzt: „Die deutsche Fanbasis hat sich enorm entwickelt. Das findet man sonst nirgendwo in Europa. Die Atmosphäre in Deutschland war 1000-mal besser als in London, wo ich auch schon ein NFL-Spiel gesehen habe. Und das wird noch wachsen, die Begeisterung wird nicht nachlassen.“
Auch die beiden Bonner Dirk und Timo Meesters waren in München dabei. Das Vater-Sohn-Gespann war zum Vorverkaufsstart sofort online gegangen, „ich war in der virtuellen Schlange auf Platz 500 000, mein Sohn unter den ersten 60 000. Er hat gewartet und tatsächlich zwei Karten zum Preis von 115 Euro pro Stück erhalten“, berichtet der 54-Jährige. Mit dem Zug ging es für das Duo am Samstag von Bonn aus nach München, um die Atmosphäre in der Stadt zu genießen. Rund ums Stadion machten die beiden gemischte Erfahrungen: „Wir haben uns die Mitmach-Aktionen auf der Fanmeile angeschaut und wollten dann noch am NFL-Shop einkaufen. Da ging es aber zu wie auf Pützchens Markt, da hätte man stundenlang gewartet“, so Dirk Meesters. Auch für eine Bratwurst habe das Duo fast eine Stunde angestanden.
Probleme beim Zugang zur Allianz Arena
Große Probleme gab es zudem beim Einlass: An den Zugängen zum Stadion herrschte Chaos. Die Fans mussten teilweise mehr als eine Stunde warten. Davon können auch die Meesters‘ ein Lied singen. „Bei uns funktionierten mehrere Lesegeräte am Eingang nicht“, kritisieren sie.
Doch das war spätestens mit dem Aufwärmen der Teams vergessen. „Das Erlebnis war unglaublich. Der Rahmen war super, das war ein unbeschreibliches Spektakel. Die NFL hat sehr viel Aufwand betrieben. Wir hatten einfach einen super Tag“, sind sich Vater und Sohn einig.
Davon konnten sich auch viele TV-Zuschauer überzeugen. Pro Sieben bescherte die Partie starke Quoten: 2,71 Millionen Menschen verfolgten in der Spitze die Begegnung. Bei den 14- bis 49-Jährigen lag der Marktanteil gegen Ende der Sendung bei 21,6 Prozent.
Gibt es 2023 zwei NFL-Spiele in Deutschland
Das dürfte die NFL-Verantwortlichen nicht nur in ihrer Entscheidung bestärken, Saisonspiele bis mindestens 2025 in Deutschland auszutragen. Es könnten sogar mehr als die bisher geplanten vier Partien werden: „Ich wäre nicht überrascht, wenn sich das sehr bald ausdehnen würde“, sagte Liga-Boss Goodell in München. Derzeit hält sich jedenfalls hartnäckig das Gerücht, dass es 2023 zwei Spiele in Deutschland geben wird. Das Faninteresse dürfte groß genug sein.