Streit um Nürburgring Langstreckenserie „Notfalls müssen Gerichte entscheiden“

Nürburgring · Hinter den Kulissen der Nürburgring Langstrecken-Serie knallt es gewaltig. Der Ringbetreiber kündigt die Verträge mit der NLS.

Wohin steuert die NLS? Ein so gut gefülltes Starterfeld gibt es nur noch im Vorfeld des 24-Stunden-Rennens.

Wohin steuert die NLS? Ein so gut gefülltes Starterfeld gibt es nur noch im Vorfeld des 24-Stunden-Rennens.

Foto: Oliver Ermert

Am kommenden Samstag findet mit dem Rowe sechs Stunden ADAC Ruhr-Pokal-Rennen der fünfte Lauf zur Nürburgring Langstrecken Serie (NLS, ehemals VLN) statt. Die Rennserie wird seit 1977 ausgetragen. Das Rennen soll bei sonnigem Wetter stattfinden, doch hinter den Kulissen ziehen dunkle Wolken auf. Die Nürburgring Holding GmbH will der traditionsreichen Rennserie den Garaus machen.

„Die Nürburgring Holding GmbH als Eigentümerin der Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG hat die wesentlichen Verträge mit der VLN Sport GmbH & Co. KG zur Durchführung der Rennen der Nürburgring Langstrecken-Serie (NLS) auf der Kombination aus Grand-Prix-Strecke (Sprintstrecke) und Nordschleife zum nächstmöglichen Zeitpunkt, teilweise sogar fristlos, gekündigt. (…) Für die Saison 2024 wird die Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG der VLN VV GmbH & Co. KG und der VLN Sport GmbH keine Termine anbieten“, hieß es lapidar in einer Pressemitteilung der Holding. Eine Begründung erfolgte nicht. Auf Nachfrage wurde lediglich mitgeteilt, dass eine kurzfristige Beantwortung von Fragen nicht erfolgen könne, da „die Herren nicht vor Ort und im Urlaub“ seien.

Die Nürburgring Holding GmbH hatte kürzlich versucht, mit dem Automobilclub von Deutschland (AvD) und zwei Vereinen des Deutschen Motorsport Verbands (DMV) sowie den in der VLN organisierten Clubs zur Durchführung der Langstreckenserie eine neue Gesellschaft zu gründen. Letztere lehnten das Ansinnen ab, da sie an der neuen Gesellschaft nur 24 Prozent der Anteile halten sollten. Als Reaktion will die Nürburgring Holding GmbH mit dem AvD und den beiden DMV-Clubs nun eine eigene Meisterschaft austragen und die VLN-Konkurrenz kaltstellen.

Das ist aber nicht so einfach. Schon 2013 beschloss der rheinland-pfälzische Landtag das „Landesgesetz zur Erhaltung und Zweckbestimmung des Nürburgrings“. Darin ist geregelt, dass die Betreiber des Nürburgrings verpflichtet sind, Dritten die diskriminierungsfreie Benutzung der Infrastruktur zum Zwecke des Sports gegen ein angemessenes Entgelt zu gewähren. Ob es mit diesem Grundsatz vereinbar ist, einer Traditionsrennserie den Stecker zu ziehen, um den Markt für eine eigene Serie zu schaffen, ist zumindest zweifelhaft. „Wenn es dabei bleibt, werden wir die Angelegenheit gerichtlich klären lassen“, erklärte Mike Jäger, Geschäftsführer der VLN Sport GmbH & Co KG.

Langstreckenserie ist keine Goldgrube

Worum es bei dem Streit eigentlich geht, ist für den Außenstehenden kaum erkennbar. „Der Einzige, der an der Serie verdient, ist ohnehin der Nürburgring. Wir zahlen Streckenmiete, der Nürburgring vermietet zudem seine Lounges“, sagt Jäger. „Wir dagegen haben kaum einen Überschuss und der fließt in die Nachwuchsarbeit. Unsere Vereine sind ja gemeinnützig.“ In Zeiten schrumpfender Starterfelder und sinkender Zuschauerzahlen erscheint eine Langstreckenserie auf dem Nürburgring – egal wer sie veranstaltet – ohnehin keine Goldgrube zu werden, zumal mittelfristig das Ende des Verbrennermotors droht.

Sollte nicht schleunigst eine Einigung gefunden werden, könnten beide Parteien in die Röhre schauen, da die Teams und die Sponsoren Planungssicherheit brauchen.

Auch für den fünften NLS-Lauf sind nur 118 Autos gemeldet, da­runter zehn GT3-Boliden. Besondere Aufmerksamkeit dürfte der Falken-Porsche mit der Startnummer drei genießen. Neben Joel Eriksson greift hier David Pittard ins Lenkrad, der bei dem diesjährigen 24-Stunden-Rennen noch den siegreichen Frikadelli-Ferrari pilotierte. Das Rennen geht über sechs Stunden und wird um 12 Uhr gestartet. Das Qualifying findet zwischen 8.30 Uhr und 10 Uhr statt.