Im Jahr 2032 zwischen Rhein und Ruhr Michael Mronz kämpft für Olympia in Bonn und der Region

Bonn · Der Kölner Michael Mronz will die Olympischen Spiele 2032 in die Region holen. Er hat ein Sportkonzept entwickelt. Dieses sieht vor, die Wettkämpfe zwischen Rhein und Ruhr - und auch in Bonn - stattfinden zu lassen.

Olympia in der Region? Planer Michael Mronz (l.) und Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan antworten mit einem klaren: Ja.

Olympia in der Region? Planer Michael Mronz (l.) und Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan antworten mit einem klaren: Ja.

Foto: Benjamin Westhoff

Michael Mronz läuft. Das ist nicht ungewöhnlich für ihn in diesen Tagen im Dauerlaufmodus. Der bekannte Sportmanager befindet sich auf Werbetour, ist umtriebig wie ein Handlungsreisender, immer auf Achse. Er will überzeugen, seine Vision an den Mann bringen. Seine Vision ist die von Olympischen und Paralympischen Spielen, nicht in einer Stadt, sondern in einer Region. Der Kölner ist Vordenker dieses Vorhabens, als Begründer der Initiative "Rhein Ruhr City 2032" setzt er auf ein "Wir-Gefühl", das die Menschen und Orte in der Rhein-Ruhr-Region verbinden soll.

Seine Idee von Olympia 2032 geht auf die Wurzeln zurück, weg vom Gigantismus, der die Spiele seit Langem fest im Griff hat, hin zu weniger. Eher quadratisch, praktisch, gut und charmant soll's zugehen, am besten wie einst bei den märchenhaften Winterspielen 1996 im norwegischen Lillehammer. "Nachhaltigkeit" ist eines der Schlagwörter, die die Kampagne des Sportmanagers Mronz, 52, für die Sommerspiele 2032 prägt, und "Akzeptanz". "Ein großes Fest des Sports" soll in der Region gefeiert werden, aber ohne das Mitwirken der Bevölkerung geht es nicht - das weiß Mronz nach den durch Bürgerbefragungen gescheiterten Kandidaturen von München und zuletzt Hamburg nur zu gut.

Olympia-Vorrunden in Bonn oder Düsseldorf

Den Dialog mit den Bürgern und Politikern hat sich der frühere Lebenspartner des FDP-Politikers Guido Westerwelle zum Ziel gesetzt, um das große Ziel zu erreichen. Mronz will sensibilisieren für seine Sache, nicht mit dem Holzhammer daherkommen. Seit zwei Jahren ist er unterwegs im Zeichen der Ringe. Permanentes Klinkenputzen. Ihm geht es darum, "Argumente auszutauschen", erklärte Mronz, der gerade vor dem Sportausschuss in Bonn auf seinem Werbefeldzug Halt machte, und dass sich "jeder eine eigene Meinung" bilden könne. Es sei daher auch kein Bewerbungspapier, das er da vorstelle, sondern ein Planungspapier. Bei den Ausschuss-Mitgliedern stieß das jedenfalls schon auf positive Resonanz.

Mronz warb damit, dass "schon 90 Prozent der Sportstätten vorhanden" seien; 14 Städte umfasst sein Konzept. In den bestehenden Stadien könnten zeitgleich 640.000 Zuschauer Platz nehmen. Auch durch Bonn soll wie durch Köln und Brühl der Geist von Olympia wehen. Als Sportarten kämen Basketball, der im Telekom Dome stattfinden soll, sowie Baseball und Softball (in der Rheinaue) in Frage. Ob ein Olympia-Vorrundenspiel (Toppartien mit mehr Zuschauern sollen in Düsseldorf stattfinden) oder eine Partie der Telekom Baskets in der Halle auf dem Hardtberg ausgetragen würde, sei für Mronz letztlich identisch. "Die Infrastruktur ist ja bereits vorhanden, um ein Spiel vor 6000 Zuschauern auszutragen", sagte er.

"Toll" wäre es, entfuhr es Wolfgang Wiedlich, "ein olympisches Vorrundenspiel in Bonn auszutragen - super, für die Stadt und die Baskets." Und es müsse nichts geändert werden, denn "die Halle entspricht ja internationalen Standards", betonte der Präsident der Telekom Baskets. "Olympia in der Region wäre ein Highlight", das seien aber "Zukunftsschlösser", schob Wiedlich hinterher, erinnerte aber daran, dass die Kritik an den Kosten zum Leidwesen der kleineren Vereine, deren Sportstätten vom Sanierungsstau betroffen sind, durchaus seine Berechtigung habe. Er selbst war mit seinem Verein schon einmal Leidtragender einer Olympiabewerbung. Viel Geld floss Anfang des Jahrtausends in die Bewerbung Düsseldorf Rhein-Ruhr 2012, den Baskets wurde im Zuge dessen der zugesagte Zuschuss in Höhe von 3,2 Millionen Euro vom Land gestrichen. "Das hat uns die Füße weggeschlagen", erinnert sich Wiedlich, "die Nachteile einer solchen Bewerbung haben wir selbst erlebt."

Mronz selbst hält eine Kosteneinschätzung für mögliche Spiele 2032 zum jetzigen Zeitpunkt für unseriös. Nur so viel: Kosten wie in Hamburg, die von 3,7 über 6,7 auf 11,6 Milliarden Euro steigen sollten, das habe "mit Olympia nichts zu tun", sagte der Manager und Organisator des Reitsportfestes CHIO in Aachen, der bereits die Leichtathletik-WM 2009 in Berlin vermarktet hat. Seine Initiative versteht er als ein Angebot an die Sportpolitik. Herr des Verfahrens ist der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), der darüber befinden muss, ob und für welches Jahr, mit welcher Stadt oder Region er mit einer weiteren Olympiabewerbung ins Rennen geht.

Früherer Lebenspartner von Guido Westerwelle

Nach dem Tod seines Lebenspartners Westerwelle im Frühjahr 2016 hatte Mronz nach einer Auszeit den Entschluss gefasst, "nicht in die alten Klamotten zurückzusteigen, sondern neugierig auf Neues zu sein". Dafür ist er ständig unterwegs als treibende Kraft der "Rhein Ruhr City 2032". Das Augenmerk seiner Initiative liegt wesentlich auf Zukunftsthemen wie vernetzter Mobilität, Digitalisierung und Schaffung von Wohnraum in der Region. Das Olympische Dorf für 11 000 Athleten soll als "Smart City" der Zukunft - effizientere, technologisch fortschrittlichere, grünere und sozial inklusivere Städte - gestaltet und nach den Spielen genutzt werden. An welchem Ort, steht derzeit jedoch ebenso wenig fest wie die Form des künftigen Olympiastadions, für das mehre Ideen existieren. Ein Multifunktionsstadion für 25 000 Zuschauer etwa, das für Olympia erweitert werden könnte - noch ist nichts konkret.

Im Fall der Baseballanlage ist das anders. In Bonn auf der Anlage der Capitals in der Rheinaue sollen die olympischen Partien ausgetragen werden. Alles noch "absolute Zukunftsmusik", sagte Angela Beckmann, Pressesprecherin der Capitals, die die Bewerbung unterstützen. Jedoch: "Die Olympischen Spiele wären ein Traum für Bonn, die Region, aber auch für den Baseballstandort Deutschland." Die Kapazität bei möglichen Spielen in Bonn müsste auf 5000 Zuschauer durch temporäre Tribünen verdoppelt werden. Für die Stadt sei Olympia auch eine große Chance, marode Hallen und Plätze saniert zu bekommen, sagte Beckmann.

Bei denjenigen, die dem gewaltigen Vorhaben zumindest skeptische gegenüberstehen, will der eloquente Mronz "um Vertrauen" werben, sagte er bei seiner Zwischenstation in Bonn und gab ein "klares Votum für einen Bürgerentscheid". Dann verließ er den Sitzungssaal im Stadthaus. Fast laufend. Der nächste Termin wartete.

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