Prinz "Poldi" kehrt nach Köln zurück
Drei Jahre München haben Lukas Podolski kaum verändert - Am Donnerstag beginnt Training beim 1. FC Köln
Köln. Wie er da so sitzt mit Stoppelfrisur, leicht gebräunt vom Kreta-Urlaub, rotes T-Shirt, Blue-Jeans und roten Adidas-Tretern, wie er verschmitzt lächelt und rumalbert, meint man, er sei nie weg gewesen: Lukas Podolski ist zurück in der Heimat, bei "seinem" 1. FC Köln.
Sicher ist auch: Er ist sich selbst treu geblieben, auch nach drei Jahren in München. Wie Podolski mit Dackelblick FC-Sprecher Christopher Lymberopoulos anschaut, damit der ihm übersetze, was eine chinesische Reporterin aus der Hunderterschar von Medienvertretern ihn da auf Englisch fragt. Wie er FC-Manager Michael Meier korrigiert, als der ihm 25 Zweitligatore im Aufstiegsjahr zuschreiben wollte: "24, Herr Meier."
Wie er beim Fotoshooting einen ihm bekannten Kölner Fotografen zielgerecht mit dem Ball abschießt. Auch dass er von den Kölner Medienvertretern automatisch geduzt wird und ebenso selbstverständlich zurück duzt. Es ist in der Tat, als wäre er nie weg gewesen.
Beim FC hat er alle Jugend-Mannschaften durchlaufen, sein erstes Bundesligaspiel bestritten (22. November 2003 gegen den Hamburger SV) und sein erstes Tor in der 1. Liga geschossen (13. Dezember in Rostock). Hier am Rhein wurde der 24-Jährige Nationalspieler (6. Juni 2004 gegen Ungarn). Bis heute folgten 63 weitere Spiele im Trikot mit dem Adler auf der Brust, mit 33 Toren und dem Sommermärchen 2006 bei der WM im eigenen Land als bisherigem Höhepunkt seiner steilen Karriere.
Nach dem Abstieg mit dem FC im gleichen Jahr fragt der große FC Bayern an - und Podolski folgt dem Lockruf. Jetzt schließt sich nach drei Jahren München der Kreis: "Lukas wird das neue Gesicht des FC", setzt Präsident Wolfgang Overath große Hoffnungen auf den Ausnahmestürmer.
Was diese Rückholaktion für den Verein bedeutet, macht Manager Meier deutlich: "Finanziell war das für uns natürlich ein erheblicher Schluck aus der Pulle." Um die zehn Millionen Euro hatten die Bayern für einen Wechsel aufgerufen. Viel Geld für einen 24-Jährigen, der in München als nahezu gescheitert galt.
Bei den Trainern Ottmar Hitzfeld und Jürgen Klinsmann war "Prinz Poldi" meist nur Ersatz, erst unter Jupp Heynckes durfte er in den letzten fünf Spielen beim Rekordmeister zeigen, was er wirklich kann. "Lukas Podolski ist der einzige Transfer in solch einer Größenordnung, den der FC refinanzieren kann", ist sich Meier dennoch sicher.
Sponsoren und Privatpersonen wie der Bonner Solarworld-Chef Frank Asbeck haben dabei geholfen, es gibt eine Pixel-Aktion im Internet, die schon 180 000 Euro in die Kasse gebracht hat, dazu einen Merchandising-Feldzug mit einer eigenen Poldi-Kollektion und nicht zuletzt das Heimkehr-Spiel gegen Bayern München am 24. Juli, dessen Einnahmen komplett in die Ablösesumme fließen. "Der FC bekommt mit ihm wieder ein Profil, er ist ein lebendiges und aktives Idol", ist Meier "mächtig stolz, dass wir das zusammen geschafft haben".
Und Podolski selbst? Hat er nicht Angst, an dem riesigen Erwartungsdruck zu scheitern? Da kuckt der gebürtige Pole, als könne er die Frage nicht verstehen. Druck? Was für Druck? "Mich muss keiner bei der Hand nehmen. Ich will hier duch Leistung überzeugen. Es darf keiner erwarten, dass wir nächstes Jahr Champions League spielen oder gar Meister werden. Aber wir wollen Schritt für Schritt vorwärts kommen." Wofür soll ich mir also einen Kopf machen, soll das wohl heißen.
"Hier vor diesen Fans zu spielen ist einfach nur geil. Ich kann es kaum erwarten, den Rasen in Müngersdorf wieder zu betreten", sagt Podolski. Am Donnerstag beim offiziellen Eröffnungstraining im RheinEnergiestadion (18 Uhr, Eintritt auf der Nord- und Osttribüne frei) ist es so weit.