Remagener Schach-Bundesligist fällt auf Abstiegsplatz zurück

"Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel" - Miroshnischenko beweist große Kämpferqualitäten

Remagener Schach-Bundesligist fällt auf Abstiegsplatz zurück
Foto: Friese

Remagen. Statt bar aller Abstiegssorgen eine alles andere als wunschgemäß verlaufene Saison entspannt zu Ende spielen zu können, stehen dem Schachbundesligisten SC Remagen nervenaufreibende Wochen bevor. Nach der 2,5:5,5-Niederlage gegen den Tabellenzweiten SV Mülheim-Nord und einem 4:4-Unentschieden gegen die SF Katernberg sind die Remagener zwei Spieltage vor dem Saisonende wieder auf einen Abstiegsplatz zurückgefallen.

"Ein Punkt ist zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel", haderte Mannschaftsführer Peter Noras mit dem Verlauf des Wochenendes. Gelingt dem SC in drei Wochen in Godesberg gegen Wattenscheid und Solingen kein Befreiungsschlag, wird es wohl bei der Schlussrunde am 19./20. April in Remagen zum Showdown gegen den TV Tegernsee und den SC Eppingen kommen.

Die Niederlage gegen Gastgeber Mülheim kam nicht überraschend. Bis auf Boris Avrukh und Sergey Fedorchuk gingen alle Remagener mit einem meist knappen Elo-Nachteil in ihre Partien. Insbesondere die 121 Punkte, die Petar Popovic von seinem Gegner Berelovich trennen, sollten sich als deutliches Handicap erweisen. Und angesichts seiner in dieser Saison recht großen Formschwankungen hätte Romuald Mainka einen seiner besseren Tage erwischen müssen, um gegen Felix Levin einen ganzen Brettpunkt zu holen.

Zumal Levin bisher eine bemerkenswert starke Saison gespielt hat und in vier von fünf Partien als Sieger vom Brett ging. "Zwischendurch hofften wir, ein Unentschieden erreichen zu können, aber am Ende hat sich Mülheim als zu stark erwiesen", räumte Noras ein. Mit Katernberg wartete am Sonntag dann ein Gegner, der in dieser Saison durchaus überzeugen konnte. Zudem hatte der Mannschaftsführer der Schachfreunde, Ulrich Geilmann, angesichts der sportlichen Bedeutung des Wochenendes sein Team gegenüber dem vergangenen Spieltag noch einmal deutlich verstärkt.

Unter anderem hatte er dafür gesorgt, dass mit Alexander Motylev die etatmäßige Nummer eins am Spitzenbrett zu seinem Saisondebüt kam. Der 28-jährige Russe war mit der Empfehlung eines zweiten Platzes bei der Aeroflot-Open in Moskau ins Ruhrgebiet gereist. An Remagens Miroshnischenko und dessen großartigem Kampfeswillen hätte er sich jedoch um ein Haar die Zähne ausgebissen. Als der SC Remagen vor dem Ende der letzten Partie mit 4:3 in Front lag, war es einmal mehr Evgeny Postny, der mit einem beherzten Auftritt für Katernberg die Kastanien aus dem Feuer holte.

Mit einem gelungenen Springermanöver brachte er gegen Sergey Fedorchuk seinen Vorteil in einem Vier-Springer-Endspiel zum Tragen und rettete seiner Mannschaft mit einem vollen Punkt das Unentschieden. Damit konnte der Israeli seine bemerkenswerte Saisonbilanz auf nunmehr sieben Siege in zehn Partien schrauben. Einen weiteren Beleg für die starke Leistung der Schachfreunde lieferte Nazar Firman, der sich in bestechender Form präsentierte.

Gegen den nahezu als gleichwertig geltenden Jean-Marc Degraeve beherrschte er das Brett von Beginn an und bescherte seinem Team mit dem ersten vollen Punkt die 1,5:0,5-Führung. Anschließend hielt Goloschapov den SC im Spiel, indem er in souveräner Manier den Belgier Vladimir Chuchelov in die Knie zwang, und mit seinem Sieg den Ausgleich zum 2:2 besorgte. Neben Chuchelov war es vor allem Alexander Motylev, dessen Leistung im Vergleich zu seinen Mannschaftskollegen abfiel.

Nach einer Zeitnotphase prognostizierte Katernbergs Nummer 15, Sarah Hoolt, dass Motylev nur noch wenige Züge benötigen werde, um am Spitzenbrett Miroshnichenko den Schneid abzukaufen. Knapp 30 Minuten später stellte sie begeistert fest, dass der Russe seinem Kontrahenten das Fell über die Ohren ziehen werde. Doch nach einer weiteren Dreiviertelstunde hatte Miroshnischenko dafür gesorgt, dass die Siegesgewissheit auf Katernberger Seite betretenem Schweigen gewichen war.

Denn der Ukrainer hatte aus einer bereits verloren geglaubten Partie noch ein Remis gezaubert. Beim Stande von 3:3 wurde die Begegnung zu einem Nervenspiel. Dem Druck vermochte zunächst Romuald Mainka standzuhalten. Er konnte seine bessere Stellung gegen Sebastian Siebrecht trotz drohender Zeitnot in einen Sieg ummünzen. Danach verlor Fedorchuk, so dass es zu einer gerechten Punkteteilung kam.

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