Roland Maywald: "München 1972 war wie ein riesiger Jahrmarkt"

Der Beueler nahm an den Spielen teil, als Badminton noch Demonstrationssportart war - In Peking drückt er Marc Zwiebler die Daumen

Roland Maywald: "München 1972 war wie ein riesiger Jahrmarkt"
Foto: Ronald Friese

Bonn. "Ich freue mich riesig auf die Olympischen Spiele in Peking. Mit Marc Zwiebler haben wir endlich den Boris Becker im Badminton am Start. Da steigt hoffentlich unsere Popularität." Roland Maywald kennt sich aus im Badminton. Schließlich spielt er schon seit seinem achten Lebensjahr. Und das sehr erfolgreich.

Unter seinem damaligen Bundestrainer und Vater, Siegfried Maywald, trat er bei zahlreichen Internationalen- und Europameisterschaften an, gewann unzählige Gold-, Silber- und Bronzemedaillen, bekam für seine sportlichen Verdienste sogar das Silberne Lorbeerblatt überreicht.

Ein Highlight in seiner Karriere: die Olympischen Spiele 1972 in München. Dort spielte Roland Maywald zusammen mit Willi Braun, Wolfgang Bochow und Brigitte Steden. "Badminton war damals aber noch reine Demonstrationssportart", so Maywald. "Wir waren zwar bei den Olympischen Spielen, aber Badminton war noch nicht olympisch. Wir starteten nur zu Repräsentationszwecken. Deutschland, Indonesien, Malaysia, Dänemark und Spanien spielten zwar ein Turnier aus, aber zu gewinnen gab es kein Olympisches Gold. Nur Anerkennung.

Das Turnier kam mir eher vor wie ein großes internationales Trainingslager. Der Konkurrenzdruck fehlte. Aber es hat riesigen Spaß gemacht." Auch sonst hat Roland Maywald nur gute Erinnerungen an München. Die Atmosphäre war wie auf einem riesigen Jahrmarkt. Normalerweise sei man als Athlet nur im Kreis seiner eigenen Sportart. Das sei bei Olympischen Spielen anders.

"Ich sah viele Sportler und Sportarten, die ich sonst nur aus dem Fernsehen kannte, denn mit dem Athleten-Ausweis kam ich überall hin. Das machte es so unglaublich erlebnisreich." So habe er beispielsweise den 190 kg schweren Schwergewichtsringer Chris Taylor beim Essen in der Kantine getroffen. "Irre, als dieser Koloss plötzlich neben mir stand", erinnert sich Maywald. Chris Taylor wurde damals mit dem berühmtesten Überwurf aller Zeiten vom Kran aus Schifferstadt, Wilfried Dietrich, in einem unvergessenen Ringkampf besiegt.

Vier Goldmedaillen-Gewinner hat Maywald in der ersten Woche live gesehen. Vor allem den berühmten Mark Spitz schwimmen zu sehen, sei ein unvergessliches Erlebnis gewesen. Seine frischgebackene Ehefrau Helga, selbst Badmintonspielerin, schmuggelte er zu den verschiedensten Wettkämpfen rein. Bis zum Tag des Attentats sei es kein Problem gewesen. "Aber wir sind eh am selben Tag abgereist, daher haben wir von dem furchtbaren Chaos Gott sei Dank nichts mitbekommen."

Einen Wermutstropfen gab es für Roland Maywald dennoch: "Ich hatte gehofft, dass wir bei den nächsten Olympischen Spielen 1976 in Montreal offiziell dabei sein würden. Doch der Weltverband hatte sich kurzfristig geteilt und Badminton ist dadurch erst 1992 olympisch geworden. Daher waren das meine einzigen Spiele. Echt schade!"

Doch die schönsten Erinnerungen habe er eh an die All England Championchips 1975. "Wir sind zwar nur Zweiter geworden, aber wenn 12 000 Leute aufstehen, klatschen und jubeln, das ist Gänsehaut-Feeling. Das wünsche ich jetzt Marc Zwiebler, wenn er hoffentlich Olympiasieger wird!"

Den jungen Vorzeigeathleten kennt er bestens, denn er stammt aus dem 1. BC Beuel, für den Maywald nebenher noch wöchentlich vier Stunden als Trainer arbeitet. Außerdem sind beide Familien eng miteinander befreundet, fahren sogar zusammen in den Urlaub. Marcs Vater, Karl-Heinz Zwiebler, war früher lange Zeit Maywalds erfolgreicher Doppel-Partner. "Mit ihm habe ich 1979 in Frankreich auf den Internationalen Meisterschaften Gold geholt.

Daher fiebere ich dieses Jahr bei Olympia besonders mit", erklärt der 59-Jährige. Auch wenn Badminton sein Leben ist, so hat Roland Maywald trotzdem auch noch andere Hobbys. "Ich gehe gerne ins Theater oder lese Historienromane." Doch seine größte Leidenschaft sei die Schule. Als Sport- und Englischlehrer unterrichtet er an der Gesamtschule Beuel. "Die Kinder öffnen mir jeden Morgen das Herz", sagt er und strahlt dabei über das ganze Gesicht.

Weitere Folgen der Olympia-Serie unter www.ga.de

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