Sport in Beuel Rolebers Fußballspieler duschten früher in der Waschküche

Bonn · Schon seit rund 100 Jahren spielt der BSV Roleber auf dem Sportplatz "Om Berg". Auch zwei Ex-Profis waren in ihrer Jugendzeit für den rechtsrheinischen Club aktiv. Das Spielerleben lief damals aber etwas anders ab als heute.

 In der Mitte Asche, an den Rändern verschlammter Rasen: So sah’s früher an der Siebengebirgsstraße aus.

In der Mitte Asche, an den Rändern verschlammter Rasen: So sah’s früher an der Siebengebirgsstraße aus.

Foto: Brendamour

Als Trainer bei den damaligen Fußball-Zweitbundesligisten Freiburger FC, SC Freiburg und SpVgg Bayreuth machte er sich einen Namen. Die Aachener Alemannia und Germania Teveren hatte er zu Oberliga-Zeiten unter seinen Fittichen, in der Türkei ging er ebenfalls seinem Job nach. Und auch der VfL Rheinbach sicherte sich in früheren Zeiten ebenfalls die Dienste von Norbert „Norri“ Wagner. Aber wussten Sie, dass Wagner einst beim SV (seit 1973 BSV) Roleber auf dem Sportplatz „Om Berg“ an der Siebengebirgsstraße kickte?

Zur Saison 1967/68 heuerte der ehemalige Ligaspieler des Bonner FV bei dem damals gerade in die erste Kreisklasse aufgestiegenen kleinen Club an. „Ich bin nach einer Meniskusverletzung im Alter von 23 Jahren nach Roleber gekommen“, erinnerte sich Wagner im Rahmen eines Treffens mit seinen Ex-Kollegen im Jahr 2015, wie der GA berichtete. „Wenn du kommst, steigen wir auf“, habe ihm der damalige Coach Willi Steinbach gesagt. Die Prognose erwies sich als richtig, das Team schaffte den Durchmarsch in die Bezirksklasse.

Rasen-Außenseiten bei Regen verschlammt

Kaum vorstellbar, dass Wagner seinerzeit auf einem Fußballplatz gegen den Ball tritt, der in der Mitte aus roter Asche und an den Außenseiten aus einem Rasenstreifen besteht, der bei Regen meist verschlammt ist. Ebenso im Übrigen wie die Ex-Profis Dieter Schwabe – in seiner Jugendzeit – und Rainer Gebauer, der nach der A-Jugend aus Plittersdorf den Weg zum BSV findet. Schwabe verdient später sein Geld beim 1. FC Köln, bei Bayer Uerdingen und in Belgiens 1. Liga beim KV Kort­rijk, Gebauer ist ebenfalls beim 1. FC Köln und in Belgien bei AS Eupen und beim SC Charleroi aktiv.

Dabei ist der Roleberer Sportplatz in jener Zeit schon planiert worden. Am Anfang steht zu Beginn der 1920er Jahre, sozusagen gleich nach der Vereinsgründung, eine „Wiese vor dem Dorfe“ – an gleicher Stelle wie die jetzige Anlage. Kaum ein Verein kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass seine Spielstätte sich noch immer dort befindet, wo alles begann.

Erste Kabine ist eine Holzbaracke

1945, direkt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, denken die Vereinsverantwortlichen darüber nach, den holprigen Platz, der zum Wolfsbach hin ein starkes Gefälle aufweist, endlich mal zu ebnen. „Der Autobesitzer Robert Lindenstreich, Holzlar, will kostenlos Schlacke von Menden holen, der Verein muss aber das Generatorholz stellen. Der 1. Vorsitzende will versuchen, von einem Förster das nötige Holz zu erhalten“, heißt es in einem Eintrag aus dem Protokollbuch des Clubs, der von Christoph Rauscher in seiner Chronik zum 100-jährigen Bestehen des Clubs zitiert wird.

Umgesetzt wird das Projekt allerdings erst 1952. Dem damaligen Vorsitzenden Theodor Henseler gelingt es, öffentliche Gelder für eine Platzrenovierung zu beschaffen, und so wird nicht nur das Gefälle beseitigt, sondern auch der gesamte Platz mit einer grauen Schlackedecke belegt, die aber nicht lange hält. 1957 veranlasst der neue Chef Reinold Hagen den Bau der ersten Kabine, die freilich nichts anderes ist als eine einfache Holzbaracke. Eine „echte“ Umkleide gibt’s nicht, dafür aber eine Waschküche im Vereinslokal Rosen in Gielgen, wo die Spieler sich umziehen und nach den Spielen sogar duschen können – wenn die Vereinswirtin „Leni“ Rosen rechtzeitig den Heizkessel befeuert hat, wie es in Rauschers Chronik heißt. Zum Sportplatz marschieren die Kicker durchs Dorf. Die Tore werden neu mit Draht bespannt, mit dem Gärtnermeister Josef Wirz findet sich sogar ein Platzwart, der sich bereit erklärt, die anfallenden Arbeiten zu erledigen.

Mit dem zunehmenden Erfolg geht in Roleber eine erneute Modernisierung der Sportanlage einher. Der Umbau soll ursprünglich etwa vier Monate dauern, zieht sich dann aber vom Sommer 1966 bis zum Januar 1968 hin. In dieser Zeit zieht der Club zunächst auf den „Platz an der Kautexwiese“, auch „Moorstadion“ genannt, nach Kohlkaul um. Dieser Platz – Rasen, der aber zusehends verschlammt – liegt auf dem Areal, auf dem sich aktuell das Hochhaus „Am Finkenweg“ befindet. Später dienen der Tennenplatz am Finkenberg und der Rasenplatz des SV Vilich-Müldorf als Ausweichquartiere.

2010 letzte Partie auf Asche

1968 erstrahlt die Anlage „Om Berg“ dann in neuem Glanz. Das Spielfeld weist eine feine rote Tennendecke auf und ist komplett umzäunt. Ein paar Monate nach der Wiedereröffnung wird die Flutlichtanlage fertiggestellt; zudem besitzt der Club erstmals einen Umkleidecontainer mit Duschen, WC und Schiedsrichterraum. Für die Zuschauer gibt’s Steintribünen, für die Leichtathleten an der Seite zum Wolfsbach hin eine Weit- und Hochsprung-
anlage sowie einen Kugelstoßring.

In den Folgejahren muss der Verein noch einmal für knapp ein Jahr umziehen. Am 10. Oktober 2010 findet die letzte Partie auf Asche statt; anschließend wird das Areal saniert und in eine hochmoderne Kunstrasenanlage umgebaut. Mit der Fertigstellung entsteht 2011 ein Schmuckkästchen „Om Berg“.

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