"Schlimmer geht's nicht"

Baskets-Trainer Michael Koch: Wir haben die Meisterschaft verschenkt - Tränen bei den Spielern - Zum Reden war niemandem zumute

"Schlimmer geht's nicht"
Foto: Nobert Ittermann

Oldenburg. John Bowler war der letzte, der in der Halle übrig blieb. Als der goldene Konfetti-Regen sich längst auf dem Boden der Arena verteilt hatte, saß der Koloss noch auf seinem Stuhl und malträtierte mit hängendem Kopf seinen Kaugummi.

"Schlimmer geht's nicht. Wir hatten das Spiel in der Hand und haben blöde Fehler gemacht. Aber ich bin verdammt stolz auf die Jungs. Wir haben ein Super-Jahr gespielt und waren nur ein paar Sekunden weg vom Titel", mühte sich Baskets-Headcoach Michael Koch um Fassung, als er die Gefühlslage sämtlicher Bonner nach der bitteren Niederlage beschrieb. Das Umhängen der Silbermedaille war für alle ein Über-sich-ergehen-lassen - abgesehen davon, dass die Ehrung für den Vize-Meister nicht unbedingt würdig ausfiel und der Hallensprecher noch nicht einmal alle Namen richtig zusammenbekam.

Alex King hingen, schon bevor er auf das kleinere der beiden Podeste musste, dicke Tränen in den Wimpern, auch in Ken Johnsons Augen glänzte traurig das Wasser. Michael Koch stieg gleich wieder von der kleinen Stufe herunter, King nahm die Medaille vom Hals und verschwand. Zum Reden war niemandem zumute.

Brandon Bowman saß auf dem letzten Stuhl in der Bonner Reihe, hielt wie immer nach dem Spiel sein Trikot in der Hand. Diesmal blickte er ausdruckslos irgendwo in die Halle.

Einzig Artur Kolodziejski stellte sich einem Mikrofon. Johannes Strasser war längst in der Kabine verschwunden, als EJ Rowland sein Handtuch über dem Kopf als Zuflucht nicht mehr ausreichte. Als "We are the Champions" erklang und die Halle grölte, schlich der kleine Spielmacher der Bonner in den Kabinengang. Ken Johnson folgte ihm. Der Riese sah in diesem Moment nicht viel größer aus.

Michael Koch musste sich noch durch die Pressekonferenz quälen: "Was soll ich sagen?", fragte er, nachdem er Predrag Krunic gratuliert hatte, "ein Unentschieden wäre vielleicht gerecht gewesen. Im Basketball gibt es leider kein Unentschieden, nur Gewinner und Verlierer. Und wir sind wieder der Verlierer". Er starrte in sein Apfelschorle-Glas. Schlaue Frage aus dem Plenum: "Was nimmt man aus einem solchen Spiel mit?" Tonlose Antwort von Koch: "Nix. Was soll man da mitnehmen?" Er überlegte eine Weile. "Wir haben die Meisterschaft in den letzten Sekunden durch individuelle Fehler verschenkt. Einfach verschenkt."

Versöhnliche Worte fand Baskets-Präsident Wolfgang Wiedlich. "Ich würde gerne alle umarmen - Spieler, Trainer, Fans, und sie alle trösten. So nah waren wir noch nie dran am Titel. Was soll ich anderes sagen."

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