Schwierige Entscheidung zwischen Examen und WM

Valérie Viehoff hat als Deutsche Einer-Meisterin alle Optionen - Double für die Honnefer und Bonner Ruderer Martin Fauck und Lars Achtruth

Bonn/Berlin. (ga) Drei Titel gewannen die Ruderer aus dem Bonner Raum bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin. Martin Fauck und Lars Achtruth (WSV Bad Honnef/Bonner RG) wurden im Zweier und im Achter der Leichtgewichte Meister.

Das Flaggschiff steuerte Faucks Vereinskollege Jörg Dedering. Einen weiteren Sieg sicherte sich die Bonnerin Valérie Viehoff (Siegburger Ruder-Verein) im Einer. Auf der ehemaligen Olympia-Regattastrecke von 1936 in Berlin-Grünau wurden in diesem Jahr die nationalen Meisterschaften über ausgetragen.

Die bei den Ruderern wenig geliebte Strecke forderte den Aktiven dabei alles ab: Erst sorgte eine Gewitterfront mit stürmischen Windböen für schwierigste Bedingungen, bei den Vorläufen hatten die Leichtgewichte außerdem mit einem strammen Gegenwind zu kämpfen. Am Finaltag durchbrachen dann immer wieder Motor- und Segelboote die Schiffahrtssperre und störten die Ruderer mit ihren Heckwellen.

Die beiden Bonner Martin Fauck (WSV Bad Honnef) und Lars Achtruth (Bonner RG) ließen sich von den widrigen Umständen am wenigsten irritieren. Mit einem klaren Sieg im Vorlauf zogen sie ins Finale der Leichtgewichts-Riemenzweier ein.

Dort legten sie ihr Boot vom Start weg an die Spitze des Feldes und verteidigten diese Position gegen die im Endspurt stark aufkommenden Gebrüder Kühner aus Ludwigshafen ins Ziel. In einer bereits reichlich mit Edelmetall dekorierten Mannschaft gingen die beiden Ruderer eine Stunde später im Leichtgewichts-Achter an den Start.

Gesteuert vom Honnefer Jörg Dedering erruderten sie gemeinsam mit ihren Trainingskollegen aus Bochum, die zuvor im Vierer-ohne-Steuermann bereits Gold gewonnen hatten, und Hamburg in 5:52,5 Minuten ihren zweiten Titel. Silber holte die Renngemeinschaft Berlin/Saarbrücken/Hamburg/Neuss/Breisach.

Der Achter ist auch die favorisierte Bootsgattung der beiden Bonner Leichtgewichte im Hinblick auf die Weltmeisterschaften in Sevilla. Am kommenden Wochenende sollen in Ratzeburg die ersten Tests stattfinden, um eine schlagkräftige Besetzung zu finden.

Bei den Leichtgewichts-Frauen meldete sich Valérie Viehoff nach ihrer Wettkampfpause im Jahr 2001 erfolgreich auf der nationalen Bühne zurück. Dabei verlief der Auftakt des Meisterschaftswochenendes alles andere als erfolgversprechend: Erst fehlte der Bonnerin die Schlagzahluhr, mit der die Ruderer während des Rennens ihre Schlagfrequenz kontrollieren können.

Dann verursachte Valérie Viehoff einen Unfall mit dem Clubbus. Und schließlich musste auch noch der Vorlauf des leichten Einers um eine Stunde verschoben werden, weil zunächst ein Schaden an Viehoffs Boot "Shania" behoben werden musste, da sie mit einer Stahlboje kollidiert war.

Das tat ihrer Leistung jedoch keinen Abbruch. Valérie Viehoff konnte ihren Vorlauf und ihr Halbfinale mit den schnellsten Zeiten gewinnen. "Man sieht, wie sie mit jedem Rennen mehr Souveränität gewinnt und die Leistung konstanter wird", stellte ihr Limburger Trainer Dietmar Langusch zufrieden fest.

Im Finale lieferten Valérie Viehoff und die Rostockerin Marie-Louise Dräger den Zuschauern bis zur 1 500-m-Marke ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen, dann löste sich die Siegburgerin und erruderte sich doch noch mit einem deutlichen Vorsprung von 3,5 Sekunden die Goldmedaille.

Bundestrainerin Jutta Lau räumte der Silbermedaillengewinnerin von Sydney nach diesem Ergebnis die Chance ein, auf den Weltcup-Regatten in Hazewinkel, Luzern und München im Einer an den Start zu gehen und bei überzeugenden Leistungen auch in dieser Bootsklasse bei der WM in Sevilla zu starten.

Auf die Studentin der Geographie und Literaturwissenschaft kommen dabei jedoch erhebliche organisatorische Probleme zu, da sie in diesem Sommer ihr Examen in Mainz vorbereiten will. "Eigentlich habe ich gar keine Zeit, um fünf Wochen ins Trainingslager und zur Ruder-Weltmeisterschaft zu fahren", lässt Valérie Viehoff ihre Entscheidung noch offen.

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