„Raus aus dem Kopf, rein in den Körper“ Alle Infos zu Sport im Park 2023 in Bonn

Bonn · Auch 2023 findet das kostenlose Sportangebot „Sport im Park“ vom 2. Mai bis 15. September in Bonner Parks und Freibädern statt. Wie bereiten sich die Trainerinnen und Trainer auf die besonderen Kurse vor? Und was wird geboten?

 Gleichgewichtsübungen auf der Hofgartenwiese: So wie hier finden an sieben verschiedenen Standorten von Mai bis September kostenlose Sportangebote für alle statt.

Gleichgewichtsübungen auf der Hofgartenwiese: So wie hier finden an sieben verschiedenen Standorten von Mai bis September kostenlose Sportangebote für alle statt.

Foto: Benjamin Westhoff

„Raus aus dem Kopf, rein in den Körper“, erklärt Corinna Dürr ihr Trainingskonzept. Als Übungsleiterin des Godesberger Turnvereins unterrichtet sie Energy Dance – eine Form des Tanzens, die besonders inklusiv sein soll und sich an alle richtet, egal wie alt oder jung, fit oder weniger fit, wie Dürr erklärt. Normalerweise unterrichtet die Trainerin beim Godesberger TV Gruppen mit etwa 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Vom 2. Mai bis 15. September ändert sich das: Dann ist Dürr als Trainerin bei Sport im Park im Einsatz. Im Godesberger Kurpark zeigt sie in dieser Zeit wie Energy Dance geht.

Das macht Dürr nach eigenen Angaben schon seit der ersten Ausgabe von Sport im Park 2016. „Energy Dance gibt wirklich Energie“, lautet ihre Erklärung dafür, dass der Kurs jedes Jahr gut bei den Teilnehmern ankommt. 40 bis 60 Personen seien bei jedem ihrer Kurse dabei, so Dürr. Auch ihr selber mache es immer noch Spaß, den Kurs zu leiten. „Weil es so viel Freude bereitet, die Konzepte dafür zu entwickeln“, erklärt sie. Beim Energy Dance tanzt die Übungsleiterin im Rhythmus der Musik vor, die Teilnehmer ahmen ihre Bewegungen nach. Damit alle mitkommen, wird jede Bewegung wiederholt. Dann werde die Bewegung immer weiter passend zur Musik abgewandelt, sagt Dürr. Schritte oder eine Choreografie gebe es bei dieser Art des Tanzens nicht. „So kann man sich ganz in der Musik fallen lassen“, weiß die Trainerin.

Spontan und ohne Anmeldung teilnehmen

Darum, innere Ruhe und Bewegung zusammenzubringen, geht es auch bei den Kursen, die Kerstin Sprungk für den Godesberger TV leitet. Seit 2018 ist sie bei Sport im Park als Yoga- und Fitnessgymnastik-Trainerin aktiv. Mal sind fünf, mal 30 Personen dabei, wie Sprungk erklärt. Die Teilnehmerzahl sei ihr weniger wichtig. „Wer kommt, ist motiviert“, hat die Übungsleiterin erkannt. Zu den Yoga-Kursen sollte man am besten ein Handtuch mitbringen, ansonsten gelte aber für alle Kurse: „Du bist da. Du hast Lust. Dann mach doch mit.“

Spontan zum Sport oder ins Freibad. Ohne Anmeldung, Pflichtgefühl und ohne zu bezahlen. Das Konzept des Sportprogramms von Sportbund, Stadt und deren Partnern sorge bei den Teilnehmern für ein hohes Motivationslevel, berichtet Sprungk von ihren Erfahrungen aus vier Jahren Sport im Park. Diese Motivation ist nur ein Grund, warum Sprungk sich entschieden hat, als Übungsleiterin ausschließlich bei Sport im Park aktiv zu sein, verrät sie: „Ich mag einfach keine staubigen Turnhallen.“ Natürlich gebe eine feste Gruppe bei einem regulären Kursangebot den Trainern eine gewisse Sicherheit. Trotzdem gehe es beim Yoga und der Fitnessgymnastik generell immer darum, das Konzept an die Bedürfnisse der Teilnehmer anzupassen – die eher unbekannten und wechselnden Teilnehmer bei den Kursen unter freiem Himmel sind für Sprungk deswegen kein Problem. „Ich bin es gewohnt, angepasst zu arbeiten“, sagt sie.

Was sollten die Trainerinnen und Trainer bei Sport im Park noch mitbringen? „Bei Sport im Park hat die Übungsleitung am besten mehrere Konzepte im Kopf, je nach Publikum“, erklärt Bernd Seibert, Geschäftsführer des ausrichtenden Stadtsportbundes Bonn (SSB). Nicht jeder bringe die gleichen Voraussetzungen zu den Kursen mit, geschweige denn geeignete Trainingskleidung. „Es kamen auch schon Leute in Jeanshose dazu“, erinnert er sich. Es sei deswegen für die Übungsleitung wichtig, auf verschiedene Szenarien eingestellt zu sein. Die Kurse sollen niedrigschwellig, also für jeden und jede, unabhängig von Alter, körperlichen Fähigkeiten und anderen Faktoren zu bewältigen sein.

„Ohne die Übungsleiter geht es nicht“

Außerdem sei es von Vorteil, unabhängig von der Kursgröße gut anleiten zu können, erklärt Babsi Geschwandtner, Sportorganisatorin vom Godesberger Turnverein: „Ein guter Übungsleiter weiß, was er mit drei, 30 und 60 Leuten macht.“ Außerdem sei eine relativ kräftige Stimme ein Vorteil: Zwar trage jeder Trainer bei den Kursen im Freien ein Headset, trotzdem helfe ein gewisses Stimmvolumen.

„Die Übungsleiter bei Sport im Park sollten in der Öffentlichkeit selbstbewusst auftreten und mit Konflikten souverän umgehen“, sagt Sandra Horschel, Referentin beim SSB. Das sei besonders wichtig, um einer etwaigen Verunsicherung bei den Teilnehmern entgegenzuwirken und bei Problemen eingreifen zu können. Diese Qualität bringen alle mit, ist Horschel sicher: „Wer sich das nicht zutraut, macht das nicht.“

Wie für Spungk ist für viele Übungsleiter Sport im Park ein attraktiver Job: „Es ist für uns einfacher, Leute dafür zu finden als für unser reguläres Kursangebot“, weiß Heinfried Wege vom Turn- und Kraftsportverein Duisdorf, der bei dem Programm ebenfalls Kurse anbietet. „Ohne die Übungsleiter geht gar nichts“, befindet auch Fabian Welt von den Schwimm- und Sportfreunden Bonn. Auch sein Verein beteiligt sich in diesem Jahr an dem Programm. Leider sei Übungsleitermangel abseits von den Kursen im Park weiterhin ein großes Thema, so Welt.

Interessenvertretung für lokale Sportvereine

Auch auf die Kontinuität der Übungsleitung kommt es laut Organisatoren an. Hat es den Teilnehmenden bei einer Kursleitung gefallen, kommen sie gerne wieder. „Wir sind immer froh über neue Übungsleiter, die uns unterstützen. Aber ich möchte auch unseren bestehenden Übungsleitern ein großes Lob für ihre Arbeit aussprechen“, sagt Geschwandtner. Viele seien schon lange bei Sport im Park dabei. Nach und nach seien über die Trainer bei den Kursen des Sommer-Programms auch Teilnehmer fest zum Verein gekommen, nicht nur beim Godesberger TV, sondern auch bei den anderen teilnehmenden Vereinen. Das sei nicht nur gut für die Clubs, sondern gebe auch den Trainerinnen und Trainern ein gutes Feedback. Durch diese Wechselwirkung kann Sport im Park nicht nur eine Möglichkeit für Bürgerinnen und Bürger bieten, einen Weg zum Sport zu finden, sondern auch eine Interessensvertretung für die lokalen Sportvereine sein.

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