22-jähriger Sportstudent aus Bonn Ole Schwarz ist einer der besten Stand-up-Paddler Deutschlands

Bonn · Stand-up-Paddling liegt voll im Trend: Der 22-jährige Bonner Ole Schwarz steigt fast täglich auf sein Board und trainiert auf dem Rhein. Er ist einer der besten Stand-up-Paddler Deutschlands und hat schon viele Preise gewonnen.

Training auf dem Rhein: Stand-up-Paddler Ole Schwarz auf einem Wettkampf-Board.

Training auf dem Rhein: Stand-up-Paddler Ole Schwarz auf einem Wettkampf-Board.

Foto: Wolfgang Henry

Auf der Terrasse des Wassersportvereins Blau-Weiss Bonn am Graurheindorfer Ufer stehen selbstgebaute Möbel aus Holzpaletten, Palmenblätter rauschen im Wind. Das Wasser des Rheins schimmert an diesem Nachmittag fast Türkis, als Ole Schwarz auf sein Stand-up-Paddling-Board steigt. Mit schnellen Bewegungen taucht er das lange Paddel ins Wasser ein. Innerhalb von Sekunden gleitet er mehrere Meter vom Ufer entfernt flussaufwärts. Die Unruhen des Stroms balanciert er leichtfüßig auf dem Brett aus.

Der Bonner kommt aus einer Wassersportfamilie und ist einer der besten Stand-up-Paddler Deutschlands, gewann 2015 und 2018 die deutsche Meisterschaft in der Disziplin „Technical Race“ – ein Slalomrennen durch Wellen. 2017 wurde er „Fastest Paddler on Earth“ am Lost Mills auf dem Brombachsee in Franken. Im Kanu ist er U23-Vize-Europameister, mit der Mannschaft sogar Europameister.

Fast täglich ist er auf dem Wasser unterwegs – entweder mit dem SUP-Board oder mit dem Kanu. Auf dem Trainingsplan stehen dann entweder kurze Sprints oder ruhigere Langstrecken. Für Sprinteinheiten und Testzeiten paddelt er am liebsten auf die andere Rheinseite in Richtung Mondorfer Hafen. Dort herrschen konstante Bedingungen. Die längeren Strecken legt er auf dem Rhein zurück. Vor mehr als zehn Jahren kam er bei einem Windsurfkurs in Rostock zum Stand-up-Paddling (SUP). Weil der Wind fehlte, stieg er einfach auf eines der SUP-Boards um – und fand Gefallen an dem neuen Fortbewegungsmittel.

Stehpaddler wie Schwarz sieht man längst nicht mehr nur im Urlaub vor exotischen Stränden, sondern auch auf den heimischen Flüssen und Seen. „Eine Sportart ist in der Bevölkerung angekommen, wenn es die Sportgeräte beim Discounter zu kaufen gibt“, sagt der 22-jährige Sportstudent. Für den Anfang reichen solche Einsteigerboards aus. Wer der Sportart verfällt, schafft sich schnell zwei, drei oder mehr Bretter an. Schwarz fährt pro Saison zwei Wettkampfbretter – ein schmaleres für Flachwasser und eins für welliges Gebiet. Bei Wind ist bei den Wettkämpfen zudem eine Leash Pflicht – auch für den Rhein empfiehlt Schwarz die Sicherungsleine, die er am Fußgelenk befestigt hat und die das Board am Abtreiben hindert. „Man sollte Respekt vor dem Rhein haben“, rät er. Und seine Tücken kennen. Etwa, dass die Strömung in der Mitte deutlich stärker ist als in Ufernähe.

Grundsätzlich ist das Paddeln laut Deutschem Kanu-Verband (DKV) auf „allen Fließgewässern in Deutschland“ erlaubt. Ausnahmen können für Talsperren und Wasserflächen in Parks gelten. Auf Binnenschifffahrtsstraßen, wie beispielsweise dem Rhein, dürfen Wassersportler den Schiffsverkehr nicht stören. In Naturschutzgebieten sollten Paddler zudem die jeweiligen Vorgaben kennen und befolgen.

Die Trendsportart erfreut sich wachsender Beliebtheit, nicht nur als Freizeitbeschäftigung und Ganzkörpertraining, sondern auch im Wettkampfbereich. Gleich zwei Weltverbände beanspruchen Stand-Up-Paddling für sich: Kanuten und Surfer. Der Streit zieht sich bis vor den internationalen Sportgerichtshof in Lausanne. Eine Entscheidung steht noch aus. Dabei geht es vor allem um die Zulassung für Olympia und eine finanzielle Förderung. Bei den Spielen in Tokio 2021 ist Surfen zum ersten Mal Teil des Programms. Schwarz könnte sich vorstellen, dass SUP für die Spiele 2028 in Los Angeles ebenfalls olympisch wird. Denn in den USA, vor allem in Kalifornien ist die Sportart Teil des Alltags. „Es hat sich dort so etabliert wie Joggen“, erzählt Schwarz.

In Deutschland arbeiten der Deutsche Wellenreitverband (DWV) der Deutsche Kanu-Verband und die German Stand Up Paddle Association (GSUPA) hingegen zusammen: Die deutschen Meisterschaften auf Fehmarn Ende August mit Langdistanz und „Technical Race“ organisiert der DWV, die Meisterschaften im Binnengewässer im September der DKV. Trotzdem fungieren alle drei als gemeinsame Ausrichter der Wettkämpfe. Auch bei Ausbildung und Wettkampfplanung wollen die Verbände kooperieren.

Ein Rennen ist Schwarz in seiner jungen Karriere besonders in Erinnerung geblieben: Das Langstreckenrennen auf der Seine in Paris. Frühmorgens um 7 Uhr begeben sich dabei rund 700 Paddler – unter ihnen die Elite des SUP-Sports – quer durch die französische Hauptstadt, vorbei an Eiffelturm und Notre Dame. Schwarz schaffte es unter den Top zehn ins Ziel.

Mitte August will der 22-Jährige an einem Rennen in Belgien teilnehmen, es wäre das erste nach der Corona-Zwangspause. Im Kanu stehen für ihn im September die deutschen Meisterschaften an, die U23-EM soll im November stattfinden. „Um weiter zu kommen, ist der Trainingsumfang entscheidend“, erklärt er. Aber ihn zieht noch etwas anderes aufs Wasser. „Man hat seine Ruhe auf dem Brett.“

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