Allstar-Day in Bonn Was zählt, ist die Show

BONN · Team International mit den Baskets Ryan Thompson und Josh Mayo schlägt seine deutschen Kollegen 102:99. GA-Redakteurin Tanja Schneider blickt zurück auf das Allstar-Game im Telekom Dome.

Wenn plüschige Bären mit Löwen tanzen, Hasen und Drachen über das Parkett toben, der Schiedsrichter ein Auge zudrückt und ein Trainer einen Spieler blockt – dann ist Allstar Day. 6000 Zuschauer waren am Samstag im Bonner Telekom Dome Zeugen, als die internationalen Allstars die Verhältnisse wieder geraderückten und den Höhepunkt des Bestentreffens in Bonn mit 102:99 (61:40) gegen ihre deutschen Kollegen gewannen. Im vergangenen Jahr hatte zum ersten Mal überhaupt das Team National die Oberhand behalten.

„Es war ein grandioses Spiel“, fand Lokalmatador Ryan Thompson, der aufgrund der Absage von Nicolo Melli (Bamberg) in die internationale Startformation gerückt war. „Es macht schon Spaß, mit den Jungs zu spielen, gegen die man sonst antritt.“

Noch im dichten Nebel der Begrüßungsshow hatte Maximilian Kleber aus der Distanz die ersten drei Punkte für das deutsche Team auf die Anzeigetafel gebracht, aber die Führung sollte nicht lange halten. Raymar Morgan markierte per Dreier das 9:7 für die Internationalen, die sich dann sukzessive absetzten. Das Ergebnis ist bei dieser Veranstaltung traditionsgemäß eher zu vernachlässigen. Was zählt, ist die Show. Und da wurde alles geboten, was der Basketball-Fan gerne sieht: Alley-oop-Anspiele, geblockte Angriffe auf den Korb, krachende Dunks und Szenen mit Augenzwinkern.

Als Trey Lewis dabei war, einen internationalen Schnellangriff durch einen Tritt auf die Seitenlinie verpuffen zu lassen, winkte ihn Schiedsrichter Max Kindervater einfach durch – nur nicht öfter den Spielfluss stören als unbedingt nötig. Allerdings verbanden die Internationalen ansehnliches Spiel und kontinuierliches Punkten erfolgreicher als ihre Kontrahenten, sodass sie eine 61:40-Führung mit in die Pause nahmen.

Leibenath blockt Babb

Aber schon beim Aufwärmen nach der Halbzeit machte Team-National-Trainer Thorsten Leibenath dem internationalen Spieler Chris Babb (beide Ulm) klar, dass sein Team sich mit allen Mitteln gegen die drohende Niederlage wehren würde: „Solltest du in meine Nähe kommen, blocke ich dich höchstpersönlich.“ Ob Babb es glaubte? Leibenath machte jedenfalls bei passender Gelegenheit Ernst – und die Halle johlte begeistert.

Steigern konnte diese Begeisterung nur noch Philipp Schwethelm. Der Oldenburger hatte sich beim Dreier-Wettbewerb offenbar noch ein paar Distanzwürfe aufgespart und brachte das deutsche Team mit fünf erfolgreichen Dreiern innerhalb von knapp drei Minuten mit 92:86 in Führung.

Aber auch beim Bestentreffen der Basketball-Bundesliga gilt: Spaß ist Spaß, Crunchtime ist Crunchtime. Als es in die entscheidende Spielphase ging, war da doch ein bisschen mehr Defense, Kopfschütteln über eine misslungene Aktion oder eine Schiedsrichterentscheidung. Sekunden vor Schluss sortierte Trey Lewis seine Mitspieler zum Rebound nach Freiwürfen von Marcos Knight, damit da nichts mehr schiefgehen konnte.

Knight verwandelte einen, International gewann 102:99, und die Auszeichnung für den wertvollsten Spieler (MVP) ging an den Scharfschützen aus dem Verliererteam: „Ich war ein bisschen überrascht, als ich meinen Namen gehört habe“, sagte Schwethelm. „Freut mich riesig, das ist schon eine tolle Auszeichnung.“

Josh Mayo stand noch lange auf dem Parkett und strahlte. „Das Trikot bekommt einen Ehrenplatz – schließlich ist es mein erstes Allstar-Trikot.“ Und dann verriet er, dass Halbzeitansprachen bei Allstar-Games einer gewissen Ernsthaftigkeit nicht entbehren: „Klar, der Trainer sagt: Geht raus und habt Spaß! Aber er sagt nicht: Geht raus, habt Spaß, ist egal, wer gewinnt.“

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