Sieben Freunde und ein "Rolli" beim Halbmarathon Wenn's richtig rollt, ist Arnold glücklich

KÖNIGSWINTER · Die Idee wurde bei einer Party in Heisterbacherrott geboren. Im Sommer 2013 überlegten ein paar Freunde, wie es denn wäre, mal wieder einen Marathon oder Halbmarathon gemeinsam zu laufen. "Warum nicht mit Arnold?", fragte einer.

 In Köln im Ziel: Jo Rick, Thomas Scholtes, Hansjürgen Melzer, Annette Melzer, Uli Rick und Jonas Hebchen (v.l.) mit Arnold Schmitz-Hebchen.

In Köln im Ziel: Jo Rick, Thomas Scholtes, Hansjürgen Melzer, Annette Melzer, Uli Rick und Jonas Hebchen (v.l.) mit Arnold Schmitz-Hebchen.

Foto: Repro: GA

Arnold (Schmitz-Hebchen) sitzt im Rollstuhl. Solange schon, dass ihn viele seiner heutigen Freunde nur so kennen, seit rund 15 Jahren - eine gefühlte Ewigkeit. Als der gebürtige Kölner seine Krankheitsdiagnose erhielt, hatte ihn sein Job als Beschäftigter eines Bonner Weltunternehmens zuvor nach Tokio und London geführt.

Auch heute noch arbeitet der jetzt 54-Jährige für dieselbe Firma auf einem Heimarbeitsplatz in seinem Zuhause in Heisterbacherrott. Seine Hände versagen inzwischen durch die Spastik, die ein Symptom seiner heimtückischen Krankheit ist, ihren Dienst. Seine Mobilität muss er selbst organisieren. Mit Hilfe seiner Familie - oder eben der Freunde aus dem Siebengebirge.

Aus der Party-Idee wurde Wirklichkeit. Im Sommer 2014 wurden einige Testläufe am Rhein mit dem Rollstuhl absolviert. Das Gerät war vorher von einem befreundeten Maschinenbauer mit höheren Griffen für die Anschieber versehen worden. Im September 2014 standen dann Uli und Jo Rick, Thomas Scholtes, Annette und Hansjürgen Melzer sowie Jonas Hebchen mit Arnold beim Köln-Halbmarathon am Start. In seiner Heimatstadt im letzten Block, einsortiert unter den Läufern mit Zeiten um zwei Stunden und 45 Minuten.

Dahinter fährt der Besenwagen, der langsamere Läufer einsammelt. Der großzügige Veranstalter hätte dem Rollstuhlteam sogar 15 Minuten mehr eingeräumt. Doch das war nicht notwendig: Es rollte sehr gut, einige tausend Läufer wurden überholt. Jeden Kilometer wechselten sich die sechs Freunde beim Schieben ab. Dabei erlebten sie den Applaus und die freundliche Unterstützung ihrer Mitläufer und des Publikums. Spätestens diese Woge der Sympathie zeigte ihnen, dass die Teilnahme in Köln die richtige Entscheidung gewesen war. "Der Dom ist das Ziel", lautete das Motto der Gruppe, und der Dom war nach zwei Stunden und acht Minuten erreicht. Im Ziel sechs stolze Läufer und Arnold, der hinter der Ziellinie von einem TV-Team interviewt wurde.

In Bonn gibt es nun Teil zwei. Dieses Mal ist der Marktplatz das Ziel. Die Besetzung hat sich etwas verändert. So werden diesmal Mikka Bender, Jonas Hebchen, Jo Rick, Norbert Seeger, Joachim Stephan, Lutz Wagner und Hansjürgen Melzer starten. Und natürlich Arnold Schmitz-Hebchen. Für das Team aus dem Siebengebirge sind die Läufe dabei nur eine Fortsetzung vieler gemeinsamer Aktionen mit ihrem Freund. So stand man bereits gemeinsam auf dem Oelberg und der Löwenburg - meistens durchgeschwitzt, vor allem aber glücklich. "Ich war bestimmt der erste Rollstuhlfahrer, der seit ihrer Erbauung auf der Löwenburg war", sagt Arnold selbst. Seine Freunde macht das richtig stolz.

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