Schiedsrichter im Fußballkreis Bonn Werner Gansen: „Wenig hören, viel sehen“

BONN · Werner Gansen ist seit 50 Jahren Schiedsrichter – mit hohen Ansprüchen an sich selbst und einem einfachen Credo.

 Seit 50 Jahren pfeift Werner Gansen Spiele im Fußballkreis Bonn – insgesamt weit über 1000 Partien.

Seit 50 Jahren pfeift Werner Gansen Spiele im Fußballkreis Bonn – insgesamt weit über 1000 Partien.

Foto: MLH

Als Werner Gansen den Schiedsrichter-Anwärterlehrgang erfolgreich abschließt, ist im deutschen Fußball noch vieles anders: In der Bundesliga spielen Teams wie Tasmania Berlin und Borussia Neunkirchen, der FC Bayern München mischt als Aufsteiger die Liga auf und am Ende der Saison krönt sich der TSV 1860 München unter Trainer Max Merkel zum Meister.

Doch während Tasmania und Neunkirchen längst nicht mehr der Eliteliga angehören, aus dem Aufsteiger FC Bayern ein Weltclub und dem Stadtrivalen 1860 ein verzweifelter Zweitligist geworden ist, ist eine Sache gleich geblieben: Werner Gansen steht auf Bonner Fußballplätzen und leitet Spiele als Unparteiischer.

„Ich habe damals angefangen, weil bei den Jugendspielen Betreuer gepfiffen haben, die meist die Vereinsbrille aufhatten“, erklärt der 66-Jährige rückblickend seine Motivation für den Start der Schiedsrichter-Karriere. Diese begann offiziell am 19. Januar 1966 mit bestandener Prüfung, ehe kurze Zeit später auch das erste Spiel für den frischgebackenen Referee anstand. „Es war auf jeden Fall ein Jugendspiel, aber welche beiden Mannschaften es waren, das weiß ich gar nicht mehr“, so Gansen.

Seitdem sind weit über 1000 weitere Begegnungen dazugekommen, in denen der ehemalige Mitarbeiter des Bundesinnenministeriums immer ein Credo verfolgt hat: „Wenig hören, viel sehen.“ Damit scheint Gansen offenbar gut zu fahren, denn in seiner 50-Jährigen Tätigkeit gab es nicht einen Spielabbruch oder eine Verhandlung vor der Spruchkammer.

Obwohl er dem Bonner Fußballkreis noch immer Woche für Woche zur Verfügung steht, gibt es eine Sache, die Gansen heutzutage vermisst: Das Zusammenkommen in den Vereinslokalen nach den Spielen. „Früher haben sich beide Mannschaften und der Schiedsrichter dort nochmal getroffen, auch um über das Spiel zu reden. Da konnten viele Dinge direkt geklärt werden und als Schiedsrichter hat man immer ein Feedback bekommen. Das habe ich immer als sehr hilfreich empfunden, auch wenn es mal hieß: ‚Hück häste ävver Driss jeflööt.‘“

Dass letzteres beim Jubilar Seltenheitscharakter hat, liegt auch an seiner guten Fitness, die er durch zweimaliges Joggen in der Woche aufrechterhält. Wie lange Gansen, der zuerst für den Post SV Bonn und heute für den SV Niederbachem pfeift, noch als Unparteiischer für Recht und Ordnung auf den Fußballplätzen sorgen wird, entscheidet er unterdessen nach zwei Kriterien: Gesundheit und Qualität der eigenen Leistung. „Bei zehn Spielen erwarte ich von mir selbst, dass ich sechs sehr gut und zwei zumindest gut leite. Wenn dann zwei Weitere nicht so gut waren, ist das für mich in Ordnung.“

Eine Sache hat sich Gansen aber auch bei anhaltender Qualität fest vorgenommen: „Ich werde nicht der erste Schiedsrichter sein, der mit dem Rollator auf den Platz kommt.“

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