Deutsche Meisterschaft im Softball Vermins entreißen Bonn Capitals den Titel

Bonn/Wesseling · Die Softballerinnen der Wesseling Vermins entscheiden enge Finalserie gegen die Bonn Capitals für sich und sind erneut deutscher Meister.

 Enges Duell um die Meisterschaft: Hier läuft die Bonnerin Noemi Weyel auf und davon, am Ende hatte Wesseling mit Lara Brockmeyer die Nase vorn.

Enges Duell um die Meisterschaft: Hier läuft die Bonnerin Noemi Weyel auf und davon, am Ende hatte Wesseling mit Lara Brockmeyer die Nase vorn.

Foto: Felix Nowakowski

Nein, sagt Udo Dehmel mit einem Lächeln, das werde nie langweilig. „Oder würden Sie dem FC Bayern auch eine solche Frage stellen?“ Parallelen zwischen seiner Mannschaft und dem Fußball-Rekordmeister sind durchaus zulässig, selbst wenn der Softball-Bundesligist Wesseling Vermins, dessen Trainer Dehmel ist, gerade nicht zum 33. Mal, sondern seit dem ersten Titelgewinn 2010 zum zehnten Mal deutscher Meister geworden ist. Auf den zweiten Triumph nach 2022 müssen die Bonn Capitals deshalb noch warten, denn in einer Neuauflage der Finalserie des Vorjahres unterlagen sie diesmal dem Kontrahenten aus der Region – in einer lange engen Serie.

Nach einer Siegteilung (Split) am ersten Tag der Best-of-Five-Serie (7:4 für die Caps, 8:1 für die Vermins), standen die Bonner im vierten Spiel bereits mit dem Rücken zur Wand, nachdem sie die dritte Partie mit 3:9 abgeben mussten. Doch das Team von Headcoach Robert Kovacevic zeigte keine Nerven und erreichte durch ein 5:3 einen erneuten Split und damit das entscheidende fünfte Spiel in den Bonner Rheinauen. In diesem entstand das Gefühl, dass bei den Caps nach dem Kraftakt in Spiel vier ein wenig die Luft raus sei. Die Wesselingerinnen spielten all ihre Routine und ihr Zutrauen in die eigenen Stärken nach vier Titeln in den vergangenen fünf Jahren aus und schafften durch das deutliche 11:0 einen weiteren großen Triumph in ihrer Vereinshistorie.

Nach der ersten Enttäuschung hatte sich im Bonner Lager Zufriedenheit und Stolz Raum gegriffen, eine kleine Feier gab es dann doch am Sonntag trotz der verpassten Titelverteidigung. Denn auch die Vizemeisterschaft ist für den Verein ein großer Erfolg, der dafür alles einbringen musste, was zur Verfügung stand. Zumal vor der Saison einige wichtige Spielerinnen den Verein verlassen hatten. „Es ist zwar schade, dass wir in Spiel fünf die Meisterschaft verloren haben“, sagte Trainer Kovacevic, „ich bin aber sehr stolz auf meine Mannschaft, die es auch in diesem Jahr den Wesselingerinnen sehr schwer gemacht hat.“ Ein wenig haderten die Caps, bei denen Lauren Hoe als beste Batterin (Schlagfrau) der Finalserie ausgezeichnet wurde, mit der Position der Pitcherin (Werferin) im entscheidenden Durchgang. Die Vermins hatten sich gut auf das Spiel von Lee Lankhorst eingestellt. Und großartige Alternativen standen den Caps nicht zur Verfügung, da Jenna Devans, US-Amerikanerin mit irischem Pass, vor den Entscheidungsspielen zum Studium zurück in die Heimat reiste.

Erfolgstrainer seit mehr als 30 Jahren

Und in eben jener Szenerie erkennt Dehmel, seit mehr als 30 Jahren Erfolgstrainer der Vermins, Entwicklungshelfer, Anschieber und Vorreiter des Softballs im Land, die Crux der Sportart in Deutschland. Die Ausrichtung mancher Vereine hält er für bedenklich. Zu viele ausländische Spielerinnen, zu wenige deutsche – auf diese einfache Formel bringt es der Szenekenner. Für ihn lag der „überraschend deutliche“ Erfolg im fünften Spiel gegen die Caps eben auch an der Besetzung der Werferposition.

Um die kümmern sich bei den Vermins Claudia Volkmann, die als beste Pitcherin der Finalserie ausgezeichnet wurde (Kollegin Katharina Szalay als MVP), und Hannah Held, die mit ihren Würfen, wenn man so will, den Widerstand gegen die gegnerischen Angriffe bilden und Punkte verhindern sollen. Ein eingespieltes Team, das ebenso in der Nationalmannschaft zum Zug, besser: Wurf, kommt, das Dehmel seit zehn Jahren in Doppelfunktion trainiert.

Dehmel: Andere Klubs wählen den falschen Weg

Die zehn Klub-Titel kommen daher auch nicht von ungefähr, glaubt Dehmel, man habe sie gewonnen, „weil wir immer auf das beste deutsche Pitching setzen“. Dann wurde er grundsätzlich, „viele Vereine“, betont er, „verfolgen eine andere Philosophie. Sie hoffen auf kurzfristige Erfolge, investieren viel in ausländische Spielerinnen.“ Und der deutsche Nachwuchs, an dem es laut dem Vermins-Coach nicht mangelt? „Sitzt meistens auf der Bank.“ Darin erkennt er den falschen Weg, denn in engen Auseinandersetzungen fehlt den Spielerinnen die Spielpraxis und Erfahrung, um unter Druck die beste Leistung abrufen zu können. In Wesseling also lautet die Erfolgsformel: made in Germany.

In der Finalserie gegen die Capitals, das räumt der erfahrene Trainer auch ein, habe er in Spiel vier einige taktische Fehlentscheidungen getroffen, hat eine Nacht darüber geschlafen, um dann in Spiel fünf „die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen“. Gut möglich, dass er sich am kommenden Wochenende beim Pokal-Final-Four wieder einige tiefgreifende Gedanken machen muss, wie Bonn zu schlagen ist. Beide Teams sind qualifiziert.

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