Willi Härling: "Eine Hallengebühr lehne ich ab"

Der Bonner Sportausschussvorsitzende über seine Pläne, finanzielle Engpässe und die Arbeit im Ausschuss

  Neuling im Sportausschuss mit Vereinserfahrung beim TuS Pützchen:  Willi Härling leitet heute Abend zum ersten Mal die Ausschusssitzung.

Neuling im Sportausschuss mit Vereinserfahrung beim TuS Pützchen: Willi Härling leitet heute Abend zum ersten Mal die Ausschusssitzung.

Foto: Horst Müller

Am Donnerstag (18 Uhr, Stadthaus, Sitzungssaal 1) tagt zum ersten Mal nach der Kommunalwahl der neu besetzte Bonner Sportausschuss. Auch unter neuem Vorsitz: Willi Härling, zuletzt Vorsitzender des Bau- und Vergabeausschusses, steht in den kommenden Jahren dem Gremium vor. Mit Härling sprach Michael Nickels.

General-Anzeiger: Herr Härling, Sie gehörten noch nie dem Sportausschuss an. Was prädestiniert Sie nun zu seinem Vorsitzenden?

Willi Härling: Vielleicht ein bisschen mein Alter und die Erfahrung, die ich in den letzten Jahren in der Politik gesammelt habe. Wir haben sehr viele sportliche Einrichtungen in der Stadt und alle glauben, sie sei die einzig wichtige. In meinem Alter kann man diesen Interessenausgleich vielleicht etwas steuern.

GA: Sie gelten als Politiker, der eher unauffällig, aber effizient im Hintergrund arbeitet.

Härling: Mir geht es allein um die Sache, sicherlich nicht um meine Person. Ich bin in einem Alter, in dem ich das alles eigentlich nicht mehr machen müsste. Aber in dieser politischen Position kann ich sicherlich mehr bewirken als in irgendeinem Ehrenamt in einem Verein. Ich will mich engagieren.

GA: Gibt es ein Gebiet, auf das Sie besonderes Augenmerk legen?

Härling: Einerseits möchte ich natürlich das beschlossene Bäderkonzept umsetzen, andererseits geht es um die Umsetzung und Fortschreibung der Modernisierung der Bonner Sportstätten. Denn wir müssen uns natürlich darüber im Klaren sein, dass die Tatsache, dass künftig einige Vereine einen Kunstrasenplatz zur Verfügung haben, andere dagegen weiterhin auf Asche spielen müssen, zu einer Ungerechtigkeit führt.

GA: Inwiefern?

Härling: Nehmen wir das Beispiel Finkenberg, wo wir seit einiger Zeit einen Kunstrasen haben. Mittlerweile hört man überall in Beuel, dass man seine Kinder lieber dorthin schicken wolle. Da könne man auch im Winter trainieren, da würden die Kinder nicht so schmutzig und da sind die Knie nicht so kaputt nach einem Sturz. Wir müssen also darauf achten, dass die anderen Vereine nicht ausgetrocknet werden. Da habe ich etwas Sorge.

GA: Der neue Oberbürgermeister hat vor seiner Wahl gesagt, dass er sich für die Sanierung der Bonner Sportstätten einsetzen wolle. Ist das Ihrer Meinung nach angesichts der finanziellen Probleme der Stadt überhaupt zu stemmen?

Härling: Es wird sicherlich schwierig. Wir haben jetzt innerhalb des Konjunkturpakets die Modernisierung der beiden Plätze in Buschdorf und Bechlinghoven beschlossen - das wird geschehen. Die beiden Plätze in Roleber und Ippendorf laufen über den normalen Haushalt. Roleber war schon in der Bezirksvertretung, von Ippendorf habe ich noch nichts gehört, aber der Vorgang wird wohl in der Bonner Bezirksvertretung liegen. Beide werden wohl auch saniert. Ich kann mir schlecht vorstellen, dass der Kämmerer sagt, wir vergeben die Planung, aber bauen nicht.

GA: Herr Nimptsch hat die Einführung einer Hallennutzungsgebühr im Vorfeld seiner Wahl abgelehnt.

Härling: Die lehne ich auch ab. Sie wird nicht kommen.

GA: Man hört aus der Stadtverwaltung, dass bereits an einer Hallennutzungsgebühr gebastelt wird.

Härling: Die Stadtverwaltung kann viel wollen. Die Politik beschließt die Vorgaben, an denen sich die Verwaltung ausrichten muss.

GA: Der Bonner Sportausschuss zeichnete sich dadurch aus, dass über alle Fraktionen hinweg zielorientiert und in einem sehr guten Verhältnis miteinander gearbeitet wurde. Am Ende der letzten Wahlperiode wurde er dann allerdings von den Parteikollegen in den Fraktionen heftig abgewatscht. . .

Härling: Auslöser war die Prioritätenliste, nach der die Bonner Sportplätze saniert werden sollten. Es war ein typisches Politikerproblem: Am Ende schaut man immer, dass die eigene Klientel auch bedient wird. Der Sportausschuss hatte sich enorme Gedanken gemacht, ein externes Gutachten erstellen und ein Ranking aufstellen lassen. Und dann kamen die Bezirksvertretungen ins Spiel. Die haben natürlich nur die Interessen ihres Bezirks gesehen. Und damit ist das Problem entstanden.

GA: Einer der Wortführer war CDU-Fraktionsgeschäftsführer Georg Fenninger. Selbst Mitglied beim BSV Roleber, hat er maßgeblich dafür gesorgt, dass das Ranking gekippt wurde und jetzt der Platz in Roleber vorrangig saniert wird.

Härling: Natürlich könnte man sagen, er hätte gesamtstädtisch denken müssen. Auf der anderen Seite war da sein Wahlkreis, für den er eintreten wollte. Und er hat vielleicht ja sogar recht gehabt, denn natürlich kann man die aufgestellten Bewertungskriterien kritisch und durchaus auch anders bewerten.

GA: Auch einige SPD-Politiker haben ähnlich reagiert. Aber der Frust war im Ausschuss so groß, dass der bisherige Vorsitzende Dieter Steffens es rigoros ablehnte, erneut für Sportausschuss zu kandidieren.

Härling: Das finde ich sehr schade. Dieter Steffens hat in all den Jahren sehr, sehr viel für den Bonner Sport getan. Er hätte ja Fraktionssprecher oder einfaches Ausschussmitglied bleiben können, aber er wollte nicht. Ich hätte das sehr begrüßt, wenn er weiter mit uns gearbeitet hätte. Denn wir wissen alle: Sein Herz schlägt weiterhin für den Bonner Sport.

Zur PersonWilli Härting (68) sitzt seit 1999 für die CDU im Bonner Stadtrat, seit 1989 gehört er der Bezirksvertretung Beuel an. Zuletzt war er Vorsitzender des Bau- und Vergabeausschusses. Der ehemalige Beamte im Bundesverteidigungsministerium ist mittlerweile pensioniert; er ist seit vielen Jahren Mitglied im TuS Pützchen.

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