Kölner-Haie-Trainer Peter Draisaitl im Interview „Wir werden uns nicht mehr wegschubsen lassen“

Haie-Trainer Peter Draisaitl spricht im Interview über die Qualität der Verstärkungen, das Vorleben von Werten, die Identifikation mit dem Verein und persönlichen Druck.

Die Vorbereitung ist fast vorbei, die neue Saison der Deutschen Eishockey Liga steht vor der Tür. Vor dem Start am 14. September sprach Tobias Carspecken mit Peter Draisaitl, dem Coach der Kölner Haie.

Die Kölner Haie haben im Sommer einen großen personellen Schnitt vollzogen. Steht Ihre Mannschaft vor einem Übergangsjahr?

Peter Draisaitl: Dieser Schnitt war nötig. Die Gestaltung eines Kaders ist jedoch ein Prozess, den man nicht innerhalb eines Sommers abschließen kann. Wir haben unsere Vorstellungen, wie das Team zukünftig aussehen soll. Aber der Weg dorthin benötigt Zeit und Geduld.

Draisaitl: Ich denke schon, dass unsere Anhänger eine gewisse Geduld mitbringen werden. Natürlich unter der Voraussetzung, dass sie ein Team zu sehen bekommen, das sie mitreißt und mit dem sie sich identifizieren können. Das Allerwichtigste wird deshalb sein, jeden einzelnen Fan mitzunehmen. Denn so richtig einverstanden war in der Vergangenheit niemand mit unseren Auftritten.

Draisaitl: Diese Kriterien sind ein Ziel, das wir erreichen wollen. Wir befinden uns in einem Prozess dorthin. Auf der anderen Seite ist es nun mal so, dass der Spielermarkt vor allem aufseiten der toptalentierten ausländischen Profis für DEL-Clubs sehr begrenzt ist.

Draisaitl: Ich sehe uns in der Mitte mit den Verpflichtungen von Colby Genoway, Mike Zalewski und Fabio Pfohl gut genug besetzt, auch wenn alle drei noch Luft nach oben haben. Mit Steve Pinizzotto und Alexander Oblinger werden wir eine stärkere körperliche Präsenz auf das Eis bringen. Wir werden uns nicht wegschubsen lassen und wollen dahin kommen, dass unsere Gegner mit einem gewissen Respekt gegen uns antreten. In der Vergangenheit waren wir phasenweise zu leicht zu bespielen.

Draisatl: Im Zuge unserer Neuausrichtung war Malla einer der ersten Spieler, um den wir uns bemüht haben. Er war als absoluter Fixpunkt eingeplant. Dass er nun ausfällt, ist für alle Beteiligten extrem bitter. In dieser Woche hat Malla das erste Mal wieder ein paar Runden auf dem Eis gedreht. Er ist aber noch weit davon entfernt, gemeinsam mit der Mannschaft zu trainieren. Schließlich war der Eingriff, dem er sich unterziehen musste, ein größerer.

Nach einer von Problemen in der Kabine überschatteten Saison legt der KEC künftig verstärkt Wert auf Identifikation und Zusammenhalt. Wie stellen Sie sicher, dass diese Werte von den Spielern auch gelebt werden?

Draisaitl: Das funktioniert nur über konsequentes Vorleben. Die Werte sind klar definiert, von oben nach unten. Wir werden genau hingucken, wer diesen Weg mit uns geht.

Draisaitl: Wir haben einen guten Charakter in der Mannschaft, darauf lässt sich alles andere aufbauen. Wir reden intern viel über die Werte, die uns auszeichnen sollen, und darüber, wie wir uns präsentieren wollen. Das ist ein Thema, das uns diese Saison ständig begleiten wird.

Draisaitl: Mit dem Druck ist das so eine Sache. Kein Druck von außen kann so groß sein wie der Druck, den man sich selbst macht, wenn man ehrgeizig ist. Ich persönlich kann mir Profisport ohne Druck und Erwartungshaltung nicht vorstellen. Man muss lernen, Druck als etwas Positives zu empfinden.

Draisaitl: Wenn es uns gelingt, die Lanxess Arena vollzubekommen und die Menschen in Köln sagen: Das ist unser Verein. So wie ich diese Stadt seit mittlerweile rund 20 Jahren kenne, kann man dann auch sportlich einiges bewegen.

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