Alhassane Baldé Zwei deutsche Rekorde an einem Tag

BONN · Erst zwei deutsche Rekorde, dann zwei Stürze - hinter Rennrollstuhlsportler Alhassane Baldé liegt ein turbulentes Wettkampfwochenende in der Schweiz. "Freud und Leid lagen nah beieinander", sagte der Bonner. Doch es ist auch klar, was überwiegt: die Freude.

 Fast schon in WM-Form: Alhassane Baldé.

Fast schon in WM-Form: Alhassane Baldé.

Foto: Wolfgang Henry

Eine nationale Bestzeit war der 29-Jährige zuvor noch nie gefahren, nun gelang ihm das Kunststück beim "Daniela Jutzeler Memorial" in Arbon an einem Tag gleich zweimal. "Es lief absolut perfekt", sagte er. "Das hatte ich in meinen kühnsten Träumen nicht zu hoffen gewagt." Lange hatte er um die Qualifikationsnorm für die WM gebangt und erst eine Woche zuvor den geforderten Leistungsnachweis erbracht.

Nun legte er nach. In einem Weltklassefeld kam er über die 1500-Meter-Distanz mit einer Zeit von 2:56,43 Minuten als Siebter ins Ziel. Deutlich unterbot er damit Ralph Brunners 15 Jahre alte Bestmarke von 2:58,11 Minuten. "Es herrschten ideale Bedingungen", erklärte sich Baldé die Leistungssteigerung. Die Bahn war sehr schnell, und es starteten viele Top-Athleten. "Das war wie eine inoffizielle WM."

Ein paar Stunden später setzte der Bonner noch einen drauf und verbesserte auch Brunners elf Jahre alten Rekord über die 5000-Meter-Distanz von 10:10 auf 10:04,63 Minuten. Das bedeutet in seiner Starterklasse Platz sechs der aktuellen Weltrangliste.

Über 800 Meter verfehlte Baldé einen weiteren Rekord nur knapp, fuhr mit 1:33,47 Minuten aber die viertbeste Zeit des Jahres weltweit. Fazit: "Für Alhassane und mich ein großer Tag", begeistert sich sein Trainer Alois Gmeiner. Vor allem mit der Bestzeit über die 1500 Meter habe er nicht gerechnet. Aber es sei eine Bestätigung ihrer guten Trainingsarbeit. Jetzt könnten sie die Vorbereitung auf die WM in Doha/Katar im Oktober ruhig angehen. Steigerungspotenzial sieht Gmeiner vor allem beim Top-Speed, denn Baldé verlor alle Rennen erst im Endspurt knapp.

Wie gefährlich es auf den letzten Metern manchmal zugeht, zeigte sich für den Rennrollstuhlsportler dann allerdings zwei Tage später bei den Schweizer Meisterschaften auf derselben Bahn. In aussichtsreicher Position stürzte er über 800 und 5000 Meter, als er bei einem Tempo von 35 Kilometern pro Stunde aus der Kurve flog. Er zog sich Abschürfungen, Prellungen und Blutergüsse zu und musste einen weiteren Start absagen.

Die Bahn sei sehr schnell, da führe eine kurze Berührung oder ein kleines Schwanken zum Sturz, erläuterte Baldé. Das belegten einige Weltrekorde in unterschiedlichen Starterklassen, aber auch mehrere Stürze. "Ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich das letzte Mal gestürzt bin. Dann passiert mir das zweimal an einem Tag, das ist schon kurios."

Baldés Start bei den Deutschen Meisterschaften ab dem 21. Juni hängt nun davon ab, wie schnell die Wunden verheilen. Sein Start in den weiteren Rennen ab Juli und vor allem bei der WM ist aber nicht gefährdet. Sein Rennkalender ist sogar noch voller geworden: Aufgrund seiner guten Leistungen hat er Einladungen zu den Einlagerennen bei den Diamond-League-Meetings der Leichtathleten in Lausanne und Zürich erhalten.

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