GA-Serie "Die Sonntagskicker" Zwischen Trübsal und Aufbruch

BONN · Kaum Jugendspieler, kein Seniorenteam, ein Aschenplatz: Die Gegenwart des TuS Dransdorf ist grau. Hertha Bonn hingegen schaffte die Wende. Ein Blick auf zwei Bonner Traditionsvereine.

 Im Sommer staubt's, im Winter ist es matschig: Der Aschenplatz des TuS Dransdorf in der Mörikestraße.

Im Sommer staubt's, im Winter ist es matschig: Der Aschenplatz des TuS Dransdorf in der Mörikestraße.

Foto: Matthias Kirch

Später Nachmittag auf dem Fußballplatz an der Dransdorfer Mörikestraße: Während andernorts die ersten Jugendmannschaften aktiv sind, herrscht auf der Andreas-Schönmüller-Anlage gähnende Leere.

Gerade einmal drei Jugendmannschaften nehmen für den TuS Dransdorf am Spielbetrieb teil, ein Seniorenteam gab es zuletzt in der vorvergangenen Saison. In den 80er Jahren spielte die erste Mannschaft lange in der Kreisliga A und war anschließend für 15 Jahre eine feste Größe in der B-Klasse. „Dort hatten sie eine Top-Mannschaft. Wir vom SC Widdig haben nie gerne in Dransdorf gespielt“, erinnert sich Bonns Kreisvorsitzender Jürgen Bachmann an umkämpfte Duelle.

Es sind Erinnerungen an die guten Zeiten eines Traditionsvereins, der im Jahr 2010 seinen 100. Geburtstag feierte. Bereits seit Jahren belastet den Club das Problem, zu wenige Jugendspieler anwerben und diese langfristig halten zu können. Für Joseph Adomat, den Jugendleiter des TuS, liegt das vor allem am Dransdorfer Platz: „Mit Asche ist man unattraktiv. Viele Kinder, die bei uns gespielt haben, sind zum SV Buschdorf oder zu Rot-Weiß Lessenich gegangen, weil es dort Kunstrasen gibt.“

Hoffnung auf einen Kunstrasen

Folglich legen die Vereinsverantwortlichen große Hoffnungen in die baldige Sanierung des Platzes an der Mörikestraße. Nach aktueller Planung der Stadt Bonn soll die Umwandlung in einen Kunstrasen im Jahr 2018 erfolgen. „Dann werden wir auch wieder einen größeren Zulauf von Kindern haben“, ist Adomat überzeugt. Bis dahin versucht der Verein, mit Aushängen in Kindergärten und Schulen für sich zu werben.

Der unbeliebte Aschenplatz ist allerdings nicht die einzige Herausforderung für die Dransdorfer. Die zweite ist der Stadtteil selbst, ein sozialer Brennpunkt im Bonner Westen. Das Engagement und Interesse der Eltern für die fußballerischen Aktivitäten ihrer Kinder ließe häufig zu wünschen übrig, sagt Adomat, der seit 1997 im Club tätig ist: „Es ist nicht mehr so wie früher, als jeder voll dahinterstand. Heute fahren manche Eltern ihre Kinder nur zum Platz und gucken sich dann nicht mal die Spiele an.“

Aufgrund der wenigen Jugendspieler und Mitglieder insgesamt ist nicht zuletzt auch die finanzielle Situation angespannt. Adomat: „Wir leben praktisch nur von Beiträgen, denn mit Sponsoren sieht es auch schlecht aus. Aktuell ist es einfach schwierig.“

„Schwierig“ – so konnte auch die Situation des FC Hertha Bonn vor einigen Jahren beschrieben werden. Ähnlich wie in Dransdorf stammen die größten Erfolge des Dottendorfer Vereins aus vergilbter Vergangenheit. Bei der Gewinnung von Jugendspielern hatten die 1918 gegründeten Herthaner gegenüber den direkten Nachbarn Blau-Weiß Friesdorf, deren Platz nur wenige Hundert Meter entfernt liegt, und Fortuna Bonn das Nachsehen. Ein Hauptgrund war auch hier der auf einer ehemaligen Deponie gelegene Aschenplatz, der eines Tages nur noch zur Hälfte genutzt werden konnte, weil eine Seite abgesackt war.

Jahrgangsmannschaften sind das Ziel

Mit einem großen Anteil an privaten Geldern wurde die Anlage vor zwei Jahren saniert, blieb wegen der Gefahr von weiteren Senkungen jedoch ein Aschenplatz. Dennoch erfuhr die Jugendabteilung seitdem eine Wiederbelebung: Spielten noch in der Saison 2013/14 nur vier Nachwuchsteams für den Verein, sind es aktuell stolze 13 Mannschaften inklusive der Bambinis. „Wir spüren keinen Nachteil durch die Asche. Die Kinder kommen gerne zu uns, weil sie Fußball spielen wollen“, sagt Patrick Laßlop, Jugendleiter der Hertha.

Während der Club früher eher unter den Nachbarn Friesdorf und Fortuna litt, profitiert er heute von ihnen: Da die beiden Vereine nicht alle interessierten Kinder aufnehmen können, schließen sich diese oft der Hertha an. „Zudem sind wir ein Breitensportverein, während die anderen eher leistungsorientierten Fußball spielen“, erklärt Laßlop, der am Dienstagabend für seine langjährige ehrenamtliche Tätigkeit mit dem DFB-Ehrenamtspreis ausgezeichnet wurde.

Ein Ziel für die Zukunft ist es nun, bei den Junioren Jahrgangsmannschaften zu bilden, so wie es bereits in der F-, E- und D-Jugend der Fall ist. „Und natürlich wollen wir die Kinder halten, damit sie irgendwann auch im Seniorenbereich bei uns spielen“, sagt Laßlop.

Darüber hinaus soll die erste Mannschaft bald in die Kreisliga C aufsteigen und ein zweites Herrenteam gegründet werden. Beim FC Hertha Bonn arbeiten sie daran, dass Erfolge nicht mehr nur in den Geschichtsbüchern zu bewundern sind.

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