Mehr Favoritenrolle geht kaum Röhler, Vetter und Hofmann sind EM-Favoriten im Speerwurf

Berlin · Die deutschen Speerwerfer Thomas Röhler, Johannes Vetter und Andreas Hoffmann gelten als Favoriten im Speerwurf bei der Leichtathletik-EM 2018. Souverän qualifizierte sich das Trio fürs Finale.

Thomas Röhler: Olympiasieger. Johannes Vetter: Weltmeister. Andreas Hofmann: Jahresbester. Die EM-Speerwurfentscheidung an diesem Donnerstag (ab 20.22 Uhr) wird zu einer deutschen Meisterschaft. Auf den ersten Blick. Ein Eindruck, der sich nach der souveränen Finalqualifikation des Trios am Mittwoch noch verstärkt hat.

Als die Sonne am höchsten stand, nahm Hofmann das 800 Gramm schwere Wettkampfgerät in die Hand. Ein Steigerungslauf, den Speer locker oberhalb des Kopfes tragend. Dann die Ausholbewegung mit maximal möglicher Verwringung des Körpers – und bloß weit weg mit dem Ding. Nach 82,36 Meter bohrte sich der vom deutschen Meister auf die Reise geschickte Speer in den Rasen des Olympiastadions – das war gleich fünf Meter weiter als alle anderen Resultate zu diesem Zeitpunkt in seiner Qualifikationsgruppe. Also Sachen packen und nix wie raus der Gluthitze der Stadionschüssel.

Für die erhoffte Sternstunde des deutschen Trios ist eigens der Anlauf im Olympiastadion verbessert worden. Der gegenüber dem Rest der blauen Kunststoffanlage härtere Belag erlaubt einen effektiveren Einsatz des Stemmbeines beim Abwurf. „Die Anlage ist top, ich bin sehr zufrieden“, sagte Hofmann. Der Mannheimer durfte als Erster zum Duschen.

Kein Zweifel vor dem Finale

Für seine Kollegen wurde es in der zweiten Qualifikationsgruppe am frühen Nachmittag noch heißer. Während Vetter ebenfalls gleich mit dem ersten Wurf klare Verhältnisse mit der insgesamt besten Leistung des Tages (87,36 Meter) schuf, kam Röhler bei Temperaturen von mehr als 40 Grad im Stadioninnenraum auch im übertragenen Sinne ins Schwitzen. Erst im letzten der drei möglichen Versuche übertraf der Jenaer die Qualifikationsleistung (82,00 Meter) – dann aber mit 85,47 Meter überzeugend.

Am Einzug ins Finale hatte Röhler keinen Moment gezweifelt „Ich war technisch in allen Würfen stabil und mir zu 99 Prozent sicher, dass es klappt“, sagte der Olympiasieger von Rio de Janeiro. Und schob hinterher: „Vielleicht auch zu 100 Prozent.“
Wer angesichts der sportlichen Rivalität auf nationaler Ebene böses Blut unter den Konkurrenten vermutet, ist völlig auf dem Holzweg. Außerhalb der Stadien ist der Umgang geradezu freundschaftlich - auch ein gemeinsames Bier ist durchaus drin. "Wir können auch mal über Gott und die Welt reden, nicht nur über Speerwurf", hat Hofmann kürzlich gesagt. Vom Alter her passt es eh: Der für die LG Offenburg startende Vetter ist 25, Röhler und Hofmann zählen jeweils 26 Lenze.

Starker Austausch untereinander

Das Erfolgsrezept der Speerwerfer heißt: Miteinander statt Gegeneinander. Bundestrainer Boris Obergföll, selbst zweimaliger WM-Dritter (1995 und 2003) und Ehemann von Christina Obergföll, der Weltmeisterin von 2013, lebt das Motto „Gemeinsam tüfteln und individuell gewinnen“ vor. „Es ist sicherlich unser Geheimnis, dass wir in so einem starken Austausch untereinander stehen“, erklärt der Bundestrainer: „Obwohl wir eine direkte Konkurrenzsituation haben.“

Understatement ist aus dem Lager der Speerwerfer nicht zu hören, es wäre auch unglaubwürdig: Neunmal wurde von den drei Deutschen die Bestweite des Viertplatzierten in der Jahresbestenliste 2018 übertroffen. Das ist der Este Magnus Kirt, der sich mit 89,75 Meter hinter Vetter (92,70), Hofmann (92,06) und Röhler (91,78) einsortiert hat. Mehr Favoritenrolle geht kaum.

Dennoch wollen sie nicht abgehoben klingen. „Morgen gibt jeder sein Bestes, im Finale ist auch starke internationale Konkurrenz - die anderen können auch Speerwerfen. Wir werden sehen, wer dann auf eins, zwei und drei landet", sagte Hofmann.
Gold, Silber, Bronze im Speerwurf der Männer für eine Nation gab es bei Europameisterschaften noch nie. Klaus Tafelmeier war 1986 in Stuttgart der bis dato letzten deutsche Sieger in dieser Disziplin.

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