Olympischer Stichtag Sapporo 1972: Die ersten Spiele Asiens

Sapporo · Zum ersten Mal finden Olympische Spiele in Asien statt. Kaiser Hirohito eröffnet die Spiele von 1972. Für ein überraschendes Gold sorgt eine 17-jährige Buchbinderin aus Inzell.

Eigentlich hätten schon 1940 in Sapporo die ersten Olympischen Winterspiele in Asien stattfinden sollen, doch der Krieg hat den Japanern einen Strich durch die Rechnung gemacht. Und so haben sie über 30 Jahre auf ihre Spiele warten müssen – bis zu diesem 3. Februar 1972, als Kaiser Hirohito vor 54.000 Zuschauern die Eröffnungsformel spricht.

Sapporo sieht perfekt organisierte Spiele, „aber ohne den mitreißenden Schwung einer freudig mitgehenden Bevölkerung“, wie Reporter Karl Adolf Scherer vom Sport-Informations-Dienst im Bertelsmann-Olympia-Buch 1972 schreibt. Die große Ausnahme ist das Skispringen von der kleinen Schanze am dritten Wettkampftag, als Yukio Kasaya, Akitsugu Konno und Seiji Aochi Gold, Silber und Bronze für den Gastgeber gewinnen. Eine Sensation und beileibe nicht die einzige.

Klar, es gibt auch Favoritensiege durch den Münchner Erhard Keller und gleich drei durch Ard Schenk aus den Niederlanden im Eisschnelllauf, das sowjetische Eiskunstlaufpaar Irina Rodnina/Alexej Ulanow oder die Kufen-Cracks der UdSSR. Doch in der Erinnerung bleiben vor allem die Überraschungen.

Zum Beispiel der Slalomsieg des im Weltcup noch sieglosen Spaniers Francisco Fernandez Ochoa, die beiden Goldmedaillen der erst 17-jährigen Schweizerin Marie-Theres Nadig in Abfahrt und Riesenslalom, jeweils vor der hochfavorisierten Annemarie Pröll aus Österreich, der Sieg des 19-jährigen Oberwiesenthalers Ulrich Wehling in der Nordischen Kombination sowie der Sensationserfolg des weitgehend unbekannten polnischen Skispringers Wojciech Fortuna, den – nomen est omen – der Wind so weit trägt wie niemand anderen.

Und dann ist da ja noch die die Goldmedaille für die 17-jährige Buchbinderin Monika Pflug aus Inzell im Eisschnelllauf über 1000 Meter, die „in einem Lauf von spielerischer Gelöstheit die ganze Weltelite auf die Plätze verweist“, so Scherer. Entsprechend euphorisch ist die Stimmung danach. Die „Süddeutsche Zeitung“ schreibt: „Im Vergleich zu dem, was sich im Haus der bundesdeutschen Mannschaft abspielte, ist ein Rosenmontagszug eine Trauerfeier.“ Ein ziemlich gewagter Vergleich.

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