Trauriges Paar Schäfer und Bretschneider erleben Turn-WM vor dem TV

Chemnitz · Pauline Schäfer und Andreas Bretschneider galten als Hoffnungsträger des deutschen Turnens für die am Donnerstag beginnende WM in Doha. Aus Verletzungsgründen muss das Chemnitzer Paar nun auf den Saison-Höhepunkt verzichten. Beide hoffen nun auf Stuttgart 2019.

 Die Turner Andreas Bretschneider und Pauline Schäfer sind derzeit verletzt.

Die Turner Andreas Bretschneider und Pauline Schäfer sind derzeit verletzt.

Foto: Hendrik Schmidt

Andreas Bretschneider trägt einen Luftpolster-Schuh und stützt sich auf Krücken, Pauline Schäfer rätselt mit den Ärzten noch immer über die Schwere ihrer Fußverletzung: Das prominenteste deutsche Turn-Paar kann die Turn-WM von Doha nur am heimischen Bildschirm erleben.

"Was soll's? Es macht keinen Sinn, dass wir uns jetzt fertig machen", sagt der Chemnitzer Reckspezialist. Er nimmt die schmerzliche Situation noch relativ gelassen. "Es war meine vierte Operation in dreieinhalb Jahren. Da weiß man, wie man damit umzugehen hat", bekannte der Student der Wirtschaftswissenschaften, der vor wenigen Tagen in sein Master-Studium mit Spezialisierung Steuerrecht gestartet ist.

Bei den deutschen Meisterschaften in Leipzig war ihm beim Einturnen am Boden die Achillessehne im linken Fuß gerissen. "Vor reichlich drei Jahren ist mir das Gleiche mit dem rechten Fuß passiert. Wenn jetzt die Reha genauso gut läuft, bin ich in sechs Monaten wieder dabei", meinte der Olympia-Teilnehmer, der mit dem nach ihm benannten "Bretschneider", dem gehockten Doppelsalto mit zwei Schrauben am Reck, das noch immer höchstdotierte und damit schwierigste Element der Turn-Geschichte kreierte.

Zum Gewinn einer WM- oder Olympia-Medaille konnte es der 29-Jährige aber bisher nicht nutzen. Der Erfolg im Stuttgarter DTB-Pokal 2016 und vier Siege am Reck beim Weltcup in Cottbus stehen aber neben den WM-Plätzen fünf und sechs in seiner Erfolgs-Bilanz. Vergangene Woche wurden an der operierten Ferse die Fäden gezogen, in sechs Wochen hofft er den gepolsterten Schuh loszuwerden.

"Ich gehöre halt zur älteren Generation der Turner, da passiert so was. Ich hatte im letzten Jahr schon massive Probleme mit der Achillessehne. Irgendwie habe ich schon befürchtet, dass sie irgendwann reißt", gibt Bretschneider zu. Zwischen seinen Fuß-Operationen war er nach Olympia 2016 auch noch an beiden Schultern operiert worden.

Geteiltes Leid ist halbes Leid - im Falle des Turn-Pärchens trifft dies wohl aber nur bedingt zu. Auch seine Freundin Pauline Schäfer, im vorigen Oktober erste deutsche Turn-Weltmeisterin seit 30 Jahren, erwischte es in der WM-Vorbereitung. Zu sehr hätte Bretschneider ihr gewünscht, den Titel verteidigen zu können. Nach ihrem Sturz bei der WM-Qualifikation in Stuttgart Mitte September blieb der Schwebebalken-Spezialistin aufgrund eines Knochenmarködems im linken Fußgelenk zu wenig Zeit.

"Ich habe immer noch Beschwerden, kann nicht richtig springen", erläuterte Schäfer. "Ich habe alles versucht, war überzeugt, dass ich es noch schaffe. Aber es ging nicht", stellte sie bedauernd fest. Strombehandlungen, Laser-Therapie, Physiotherapie bestimmen nun zunächst ihren Sportler-Alltag.

"Ich bin froh, dass ich die Probleme jetzt habe und nicht in einem Jahr, wenn bei der WM in Stuttgart die entscheidende Olympia-Qualifikation ansteht", versucht sie sich zu trösten und wird natürlich auch von ihrem Partner stets aufgerichtet. Im WM-Vorfeld hatte Schäfer vor allem mit der überraschenden Trennung von ihrer langjährigen Trainerin Gabi Frehse für Aufsehen gesorgt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort