Nach Tagung "Schulterschluss" bei Spitzensportreform des DOSB

Frankfurt/M · Die Reform des Leistungssportkonzepts beschäftigt den Olympischen Sportbund und die Fachverbände seit den Rio-Spielen. Nach Angaben der Spitzenfunktionäre ist der Durchbruch nun gelungen, allerdings muss noch nachgebessert werden.

 Alfons Hörmann freute sich über den Schulterschluss der Verbände.

Alfons Hörmann freute sich über den Schulterschluss der Verbände.

Foto: Felix Kaestle

Der deutsche Sport hat sich im Ringen um ein neues Spitzensportkonzept zusammengerauft. Nach einer Tagung der Mitgliedsverbände des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in Frankfurt/Main sehen die Verantwortlichen einen Durchbruch.

"Einen solchen Schulterschluss über zig Arbeitsgruppen hinweg hat es zu Zeiten des DOSB noch nicht gegeben", sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann. Siegfried Kaidel, der Sprecher der Spitzenverbände, sprach von einem "Schulterschluss" der Mitgliedsorganisationen.

Andreas Silbersack, Vorsitzender der Konferenz der Landessportbünde, sagte: "Wir haben einen großen Schritt nach vorne gemacht." Bei dem Entwurf von DOSB und Bundesinnenministerium geht es um die Verteilung der Fördergelder bis 2028. Am Mittwoch folgt eine öffentliche Debatte mit Experten im Sportausschuss des Bundestages, danach gibt es Beratungen in weiteren Gremien. "Wir versuchen, bis zur Mitgliederversammlung in Magdeburg Klarheit zu schaffen", sagte Hörmann. Diese findet am 3. Dezember statt.

Der Entwurf der Reform war Ende September in Berlin dem Sportausschuss des Bundestages vorgestellt worden. Bundesinnenminister Thomas de Maiziére hatte bereits zu Jahresbeginn die Strukturen im deutschen Sport kritisiert und 30 Prozent mehr Medaillen gefordert. Diese Zahl hatte sich bei Olympia seit Barcelona 1992 (82 Medaillen) fast halbiert: In Rio de Janeiro hatten deutsche Sportler noch 42 Mal Edelmetall gewonnen.

Künftig sollen nicht mehr Ergebnisse der Vergangenheit, sondern das Erfolgspotenzial der Zukunft im Mittelpunkt stehen. Einige zuletzt wenig erfolgreiche Verbände befürchteten, bei der Förderung starke Einbußen hinnehmen zu müssen oder ganz durchs Raster zu fallen. "Ich glaube, nach den heutigen Diskussionen sind viele Bedenken ausgeräumt worden. Es ist so, dass wir keinen fallen lassen, nur: Man muss halt seine Hausaufgaben machen", sagte Kaidel. Das BMI hat bisher 160 Millionen Euro im Jahr bezahlt; Hörmann hofft auf eine zusätzliche Anschubfinanzierung des neuen Konzepts.

Trotz der demonstrativ vorgetragenen Einigkeit gibt es laut Hörmann noch eine "große Liste" von Veränderungsvorschläge. Da geht es vor allem um die Einteilung in Exzellenzcluster, Potenzialcluster und Disziplinen ohne Erfolgspotenzial. Offen sei auch noch die Frage der Olympiastützpunkte: Diese sollen von 19 auf 13 reduziert werden.

Schwierig bleibt auch der Umgang mit Sportverbänden, deren Spitzenathleten es im internationalen Kräftemessen mit zahlreichen vermeintlichen Dopingsündern zu tun haben - wie die Gewichtheber. Hier hatte Bundesinnenminister Thomas de Maizière Überlegungen angestellt, dopingverseuchte Sportarten nicht mehr zu fördern. "Wir wollen sauberen Sport, wir müssen international den Druck erhöhen, dass die Chancengleichheit gewahrt wird", betonte Hörmann. Der 56-Jährige sieht da vor allem die internationalen Fachverbände in der Verantwortung und machte klar, "dass ich eine Sippenhaft der deutschen Sportler für gedopte internationale Sportler für falsch halte." Da habe der Minister" eine etwas andere Sichtweise.

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