Junges DSV-Team Schwimm-EM: Debütant Klenz bringt "frischen Wind"

Glasgow · Die Mischung im Schwimm-Team scheint zu passen. Jungspunde wie Ramon Klenz profitieren von den erfahrenen Sportlern und motivieren die älteren. Das Glasgow-Geburtstagskind feiert am Wochenende sein EM-Debüt, auch die deutsche Vize-Weltmeisterin greift ein.

 Gibt in Glasgow sein EM-Debüt: Ramon Klenz.

Gibt in Glasgow sein EM-Debüt: Ramon Klenz.

Foto: Klaus-Dietmar Gabbert

Eine Torte, ein Ständchen vom Team, aber keine wilde Überraschungsparty. Für Schmetterlingsschwimmer Ramon Klenz steht auf seiner Glasgow-Reise die EM-Premiere weit über dem 20. Geburtstag.

"Es ist ja schon genug Überraschung, dass ich überhaupt hier bin", sagt der Hamburger, der mit seinem deutschen Rekord auf einer Strecke von "Albatros" Michael Groß bei den nationalen Titelkämpfen in Berlin den Last-Minute-Sprung in den EM-Kader geschafft hatte. Am Samstag gibt er sein EM-Debüt. Klenz ist einer von zahlreichen jungen Schwimmern im Team von Chefbundestrainer Henning Lambertz.

"Man merkt schon, dass da so ein bisschen frischer Wind reinkommt", sagt Vize-Weltmeisterin Franziska Hentke. "Die sind heiß auf ihre Rennen, machen ihr Training mit Freude." Lambertz spricht von einer "sehr schönen Mischung" aus Newcomern und erfahrenen Sportlern. "Die älteren lassen sich ein bisschen von der Euphorie der jüngeren anstecken." Und die jüngeren Sportler, "die noch ein bisschen hibbelig sind und mit den Füßen scharren, die profitieren von den älteren."

Das bestätigt auch Klenz. In 1:55,76 Minuten brach er den 32 Jahre alten Groß-Rekord und katapultierte sich in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. "Ich mache sehr viel mit Jacob", sagt der Youngster über sein EM-Leben und den Kontakt zu Ahtletensprecher Jacob Heidtmann in Schottland. Der Lagen- und Freistilschwimmer ist zwar auch erst drei Jahre älter als Klenz, hat aber schon Olympia- und WM-Erfahrung. Das hilft. "Wir sind zum Beispiel einmal durch die Callrooms gelaufen. Da nimmt er mich schon an die Hand", erklärt Klenz. "Er sagt mir, worauf ich achten muss."

Medienrummel, die Hallengröße - das kannte Klenz so nicht. Die Aufmerksamkeit sei "ein ganz schöner Unterschied zu vorher, als ich so ungefähr gar keine Aufmerksamkeit bekommen habe", sagt er an seinem Ehrentag und beteuert lächelnd: "Es ist schon eher schön als anstrengend."

Schön soll auch die Atmosphäre im engen Tollcross International Swimming Centre werden, wo die Zuschauer nur wenige Meter vom Beckenrand entfernt sitzen. "Das ist cool", meint Klenz' Heimtrainer Veith Sieber. "Das wird richtig laut hier." Und Hentke, die die Halle schon von einem Wettkampf 2013 kennt, sagt: "Ich weiß, dass die Stimmung hier gut wird." Davon wird sich am Wochenende auch Florian Wellbrock überzeugen können, der als Weltjahresbester über 1500 Meter Freistil zu den Favoriten zählt.

Für ausgelassene Stimmung sorgt unter anderem Adam Peaty. Der britische Brustschwimmer ist gerade einmal dreieinhalb Jahre älter als Klenz - hat aber bereits fünfmal WM- und einmal Olympiagold geholt. Peaty ist einer der Top-Kandidaten, der Publikumsliebling der EM zu werden. Wann er seinen eigenen Weltrekord über 50 oder 100 Meter verbessert, scheint nur eine Frage der Zeit.

Auch wenn die Schwimmer des Deutschen Schwimm-Verbands (DSV) von solchen Bestmarken wohl noch weit entfernt sind, präsentiert sich die Mannschaft in Schottland auffallend gut gelaunt. Zwischenmenschliche Probleme, wie es sie rund um die WM 2017 in Budapest gab, scheinen ausgeräumt. Der Fokus liegt auf dem Sport. Es herrsche eine "viel gelöstere Stimmung", sagt Chefbundestrainer Lambertz und Hentke, die am Sonntag über ihre Spezialstrecke 200 Meter Schmetterling startet, fasst den allgemeinen Gemütszustand im Team so zusammen: "Wir sind alle bereit für die EM."

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