Handball Siegesserie gerissen: Europameister verlieren gegen Katar

Berlin · Die Siegesserie der Handball-Europameister ist beendet. Gegen den WM-Zweiten Katar gab es die erste Niederlage nach acht Erfolgen. Bundestrainer Dagur Sigurdsson übt harte Kritik an Spielern und sich.

 Die deutschen Handballer haben nach acht Siegen in Serie wieder eine Niederlage kassiert.

Die deutschen Handballer haben nach acht Siegen in Serie wieder eine Niederlage kassiert.

Foto: Annegret Hilse

Dagur Sigurdsson war stocksauer. Nachdem die Siegesserie der Handball-Europameister gerissen war, ging der Bundestrainer mit sich und seinen Spielern hart ins Gericht. "Von meiner Seite aus waren wir mental nicht bereit für das Spiel. Einfach enttäuschend.

Das war eine schwache Leistung", wetterte der Isländer. Exakt sechs Wochen nach dem Gewinn des EM-Titels und nach acht Erfolgen in Serie hatte die deutsche Nationalmannschaft ihre erste Niederlage kassiert. Sein Team verlor in Berlin mit 24:26 (11:14) gegen den WM-Zweiten Katar.

Zwei Tage zuvor hatte der Europameister den Asienmeister in Leipzig noch mit 32:17 (17:9) überrannt. "Nach dem Sieg mit 15 Toren haben wir alle nochmal gehört, wie toll wir sind. Wir waren einfach viel zu verliebt in uns selbst und haben nicht in die Konzentration gefunden. Da bin ich natürlich auch schuld", legte Sigurdsson nach. Bester deutscher Torschütze war Uwe Gensheimer mit vier Treffern.

Vor der Partie war für Sigurdsson die Welt noch in Ordnung. Von seinem ehemaligen Club Füchse Berlin, den er im vorigen Mai noch zum EHF-Pokalsieg geführt hatte, wurde er verabschiedet. Unter dem Motto "Danke Dagur" wurden noch einmal ein paar Szenen aus seiner Füchse-Zeit auf der Leinwand gezeigt. "Dankeschön fürs Kommen, und lasst uns das Spiel gewinnen", sagte der Isländer unter dem Jubel der 9000 Zuschauer in der ausverkauften Arena.

Mit Michael Müller für den an der Wurfhand verletzten Kai Häfner ging die deutsche Mannschaft in den zweiten Vergleich mit den Kataris. Überraschend fehlte auch Spielmacher Martin Strobel, der aus persönlichen Gründen nach Hause gereist ist. Insgesamt fehlten Sigurdsson in Berlin acht Spieler aus dem Team, das sechs Wochen zuvor Europameister geworden war.

Erneut machte der Bundestrainer aus der Not eine Tugend und nutzte die Ausfälle zu Experimenten. Statt der defensiven 6:0-Abwehr wie in Leipzig probierte er die offensivere 5:1-Variante mit Patrick Groetzki in vorgezogener Position. Niclas Pieczkowski und Simon Ernst, die bei der EM wenig zum Einsatz gekommen waren, übernahmen die Spielregie. Am Kreis ersetzten Evgeni Pevnov und Manuel Späth wie im ersten Duell zwei Tage zuvor die Stammkräfte Hendrik Pekeler, Jannik Kohlbacher und Erik Schmidt.

Auch wenn Sigurdsson die Spiele gegen den WM-Zweiten noch nicht zum Auswahlkriterium für die nur 14 Spieler machen wollte, die er mit zu den Olympischen Spielen nehmen kann, standen die Duelle dennoch unter dem Rio-Aspekt. "Es gibt eben eine ständige Bewegung im Kader. Wir müssen weiterarbeiten. Die EM hat uns gut getan, und wir spielen ganz guten Handball. Wir sind flexibel, wenn Leute ausfallen", sagte der Bundestrainer. "Der Kader für die Olympischen Spiele entscheidet sich daher erst kurz vorher."

Dass auch der Europameister nicht ohne Gegenwehr von Sieg zu Sieg eilt, zeigte sich am Sonntag. Im Gegensatz zum leichten 32:17-Kantersieg zwei Tage zuvor offenbarte die deutsche Mannschaft Schwächen. Die Abwehr stand nicht so sattelfest, und im Angriff gingen zahlreiche Würfe daneben. Hinzu kam, dass Torhüter-Ass Andreas Wolff glücklos agierte, kaum einen Ball zu fassen bekam und schon vor der Pause beim Stand von 10:13 für Carsten Lichtlein das Parkett verließ.

Doch auch nach der Pause wurde es nicht besser. Der in Leipzig geschonte Zarko Markovic traf vom Siebenmeterpunkt und aus dem Rückraum für Katar, so dass der Gastgeber in der 43. Minute mit 14:21 ins Hintertreffen geriet. Das konnten die Hausherren auch mit Kampfgeist nicht mehr wettmachen, zumal die Fehlerquote im Angriff hoch blieb. "Das war heute nicht gut. Wir waren in jeder Situation einen Schritt zu spät. Der Kopf war nicht da", kritisierte Sigurdsson und stapfte davon.

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