Vierschanzentournee Skisprung-Quali: Eisenbichler nach kurzer Nacht wieder top

Alles wie in Oberstdorf: Die deutschen Skispringer kommen mit mannschaftlicher Geschlossenheit auch in Garmisch-Partenkirchen unter die besten 50, Hoffnung macht erneut Markus Eisenbichler. Der springt trotz Reisestress und wenig Schlaf wieder ganz vorne mit.

 Markus Eisenbichler wurde Vierter in der Qualifikation in Garmisch-Partenkirchen.

Markus Eisenbichler wurde Vierter in der Qualifikation in Garmisch-Partenkirchen.

Foto: Daniel Karmann

Markus Eisenbichler hat einer kurzen und unruhigen Nacht getrotzt und seinen Höhenflug im Dauerregen von Garmisch-Partenkirchen fortgesetzt.

Mit einem Satz auf 135,5 Metern qualifizierte sich der 27 Jahre alte Siegsdorfer souverän für den Wettbewerb und belegte in der Vorausscheidung den vierten Platz. "Der Sprung war nicht top, aber er war mit Fluss raus, das hat Spaß gemacht", sagte Eisenbichler. Er gestand ein, dass ihm der große Rummel nach seinem überraschenden zweiten Platz in Oberstdorf doch etwas zu viel wurde. "Im Auto habe ich mir schon gedacht, Gott sei Dank, dass ich jetzt mal meine Ruhe habe."

Mit zwei starken Sprüngen ist der Bayer nicht nur zum ersten Jäger des überragenden Japaners Ryoyu Kobayashi geworden, sondern auch zum großen und beinahe einzigen Hoffnungsträger des deutschen Teams. "Markus hat gestern bewiesen, dass er einer der drei, vier, fünf besten Springer der Welt ist, wenn er seine sieben Sachen beieinander hat. Er ist gut drauf", erklärte Bundestrainer Werner Schuster nach der erfolgreichen Qualifikation, in der zwölf von 13 DSV-Springern ihr Ticket für den Wettkampf an Neujahr (14.00 Uhr/ARD und Eurosport) lösten.

In der Quali landeten nur Dawid Kubacki, Siegspringer Kobayashi und Titelverteidiger Kamil Stoch vor Eisenbichler, der den ersten Probesprung auf der Großen Olympiaschanze ausgelassen hatte. "Mit Markus bin ich zufrieden", sagte Trainer Schuster, der am Sonntag schon einige Träume seiner weiteren Springer zerplatzen sah. Eisenbichler erzählte in der ARD: "Genau das Erfolgserlebnis habe ich gebraucht, aber geschlafen habe ich danach wirklich nicht viel."

Abseits von Überraschungsmann "Eisei" haben die Routiniers im DSV-Team weiter große Probleme. Olympiasieger Andreas Wellinger kam gerade so unter die besten 30, Severin Freund schaffte es nur knapp in den Wettkampf und auch Richard Freitag ist mit seinen Sprüngen unzufrieden. "Das fühlt sich nicht so geil an, wie Skispringen eigentlich ist. Du springst oben raus und denkst, irgendwie runterkommen", klagte Freitag, der im Vorjahr noch Zweiter in Garmisch wurde und in diesem Jahr nur noch zum Mittelmaß zählt.

Freund muss sogar fürchten, nach der zweiten Station die Tournee in Österreich nicht fortsetzen zu dürfen, weil das Team reduziert wird und sieben andere deutsche Springer besser sind als er. "Die Sprünge davor waren besser. Der zweite Durchgang wird das Ziel sein. Ich glaube, wenn ich eine gute Leistung anbiete, dann sollte das auch passen", sagte der Niederbayer mit Blick auf die erste große Bewährungsprobe im Jahr 2019. Schafft er den zweiten Durchgang nicht, stehen hungrige Jung-Springer wie Constantin Schmid oder David Siegel bereit.

Das deutsche Team wirkt derzeit wie durchgewürfelt. Eisenbichler, Karl Geiger (6.) und Stephan Leyhe (8.) fahren die Top-Platzierungen ein, das einstige Top-Trio müht sich von Flug zu Flug. Auch für Pyeongchang-Goldgewinner Wellinger ist die Gesamtwertung schon abgehakt. "Neue Schanze, neues Gefühl, stabilisieren und weitermachen. Prinzipiell ist es mal der richtige Weg. Aber die Schritte gehen nicht so leicht", sagte er. Der Bayer bekommt es an Neujahr mit dem starken Österreicher Daniel Huber zu tun und muss sich deutlich steigern, um diesmal sicher den zweiten Durchgang zu erreichen.

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