Telekom Baskets Bonn 72:84 in Oldenburg: Ende aller Bonner Halbfinalträume

OLDENBURG · Jäh aus ihren Halbfinalträumen wurden gestern Abend die Telekom Baskets Bonn gerissen. Mit großem Optimismus waren sie zum entscheidenden Spiel in der "Best-of-five"-Serie bei den EWE Baskets Oldenburg gereist.

In den vier Partien zuvor hatten sie dem Favoriten mächtig zugesetzt, hatten nach Niederlagen zweimal in der Serie ausgeglichen, um jetzt ganz bitter bestraft zu werden.

Die 72:84 (9:20, 18:28, 18:20, 27:16)-Niederlage in der mit 6000 Zuschauern ausverkauften EWE-Arena fiel in der Höhe noch erträglich aus, denn fast hätten die Bonner ein abgrundtiefes Debakel erlebt.

In der Schlussphase rissen sie sich aber noch einmal zusammen, verhinderten das Debakel, aber nicht das Scheitern im Viertelfinale. Der Kampf um die deutsche Basketball-Meisterschaft geht ohne Bonn weiter.

"Hurra, hurra, die Baskets, die sind da." Schon mehr als eine Stunde vor Spielbeginn waren die rund 400 mitgereisten Bonner Fans auf Betriebstemperatur. Heute sollte es, heute musste es endlich klappen mit dem ersten Halbfinaleinzug ihrer Mannschaft nach 2009.

Doch dann mussten sie sich wie in einem schlechten Film gefühlt haben. Ihrer Mannschaft versagten in diesem entscheidenden Spiel völlig die Nerven. 9:34 lag sie nach 13 Minuten in Rückstand. Dies war vor allem Ausdruck eines offensiven Offenbarungseides. Kaum ein Wurf fand den Weg in den Korb.

Baskets nach Noten

Und es gab viele Bonner Würfe. Doch selbst die einfachsten wollten nicht hineingehen. Ob freie Dreier von Tony Gaffney und Benas Veikalas oder Korbleger von Kurt Looby, Ryan Brooks und Geno Lawrence, der Ball landete anschließend nach Rebounds in Oldenburger Händen.

Die Gastgeber waren gut vorbereitet auf ihren Gegner, kein Zweifel, aber eigentlich brauchten sie gar nicht so viel zu tun, weil sie nur auf die Fehler der Bonner warten mussten.

Dass die Mannschaft von Trainer Mathias Fischer dann auch Probleme in der Verteidigung bekam, war eine logische Folge. Schlechte Würfe oder Ballverluste führen in der Regel zu schnellen Attacken des Gegners.

Viel wurde darüber spekuliert, wer den größeren Druck in diesem "Do or die"-Spiel hatte. Nimmt man den Spielverlauf zum Maßstab, waren es die Bonner, die wohl Zentnerlasten mit sich herumschleppten.

Der Dreier von Steve Wachalski zum 9:19 war im ersten Viertel das einzige Highlight. Erst nach den besagten 25 Punkten Rückstand fingen sich die Gäste ein wenig. Veikalas per Dreier, McLean mit Freiwürfen, nochmal Veikalas aus der Halbdistanz und Lawrence aus der Distanz verkürzten den Rückstand auf 18 Punkte: 19:37 (16.).

Aber wie das häufig ist: Wenn man den Gegner Selbstvertrauen tanken lässt, gelingen ihm dann die Würfe, die in den Spielen zuvor daneben gegangen sind - wie etwa Rickey Pauldings Dreier zum 42:23 für die Hausherren kurz vor der Pause. Und in einigen Situationen waren die Bonner auch in der Abwehr nicht im Bilde.

Man war geneigt, davon auszugehen, dass das Spiel zur Pause bei Bonns 21 Punkten Rückstand schon so gut wie entschieden war. Allen voran die Fans glaubten aber noch trotzig an die Wende.

[kein Linktext vorhanden] Denn immerhin hatten sie zuvor vier Spiele gesehen, in denen ihr Team auch in aussichtslosen Situationen nie aufgegeben hatte. Es hätte aber schon eines kleinen Wunders bedurft, die Wende noch zu schaffen. Ein Wunder, das nicht stattfinden sollte. Die Bonner stabilisierten sich zwar, aber die Oldenburger hatten jetzt einfach zu viel Selbstbewusstsein aufgebaut, um sich den Halbfinaleinzug noch nehmen zu lassen.

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Ganz routiniert spulten sie ihr Programm ab. Athletik gegen Erfahrung, hatte Ulms Trainer Thorsten Leibenath im Vorfeld als Titelzeile über den Showdown an der Hunte gesetzt. Es war die Erfahrung, die die Oberhand behielt, gegen Bonner, die sich - zumindest an diesem Abend - phasenweise wie Anfänger vorstellten.

Dieses Ende hatten sie nach einer tollen Serie sicher nicht verdient. Und in der Schlussphase taten "Fischerman's Friends" auch noch einmal alles, um das Unmögliche vielleicht möglich zu machen.

Drei Minuten vor Schluss verkürzten sie den Rückstand auf neun Punkte, nachdem sie einen 15:0-Lauf zum 64:73 abgeschlossen hatten.

Die Aufholjagd kam allerdings zu spät. Sie machte schmerzhaft bewusst, was möglich gewesen wäre, hätten die Telekom Baskets von Anfang an auf diese Weise dagegengehalten.

Statt Halbfinale steht nun der Saisonabschluss auf dem Programm. Der soll nach ersten Planungen am Freitag um 17 Uhr im Telekom Dome stattfinden.

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