Telekom Baskets gegen Gießen 82:93-Niederlage: Pohls Heimdebüt geht daneben

Bonn · Die Bäume wachsen bei den Telekom Baskets Bonn nach dem Trainerwechsel nicht in den Himmel. Am Mittwoch hatte Carsten Pohl, der den beurlaubten Mathias Fischer abgelöst hatte, mit dem Sieg in Tübingen eine erfolgreiche Premiere gefeiert, gestern bei seinem Heimdebüt wurde er mit seiner Mannschaft aber auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.

 In der Klemme: Aaron White hat es gleich mit zwei Gießener Gegenspielern zu tun.

In der Klemme: Aaron White hat es gleich mit zwei Gießener Gegenspielern zu tun.

Foto: Jörn Wolter

Bei der 82:93-Niederlage (21:22, 15:25, 24:24, 22:22) gegen die Gießen 46ers konnte man den Bonnern zwar kämpferisch keinen Vorwurf machen, doch gegen einen mannschaftlich geschlossen auftretenden Gegner, der schonungslos die vor allem verletzungsbedingten Schwächen der Baskets ausnutzte, standen sie letztlich auf verlorenem Posten.

"Wir waren heute nicht in der Lage, ein variables Spiel aufzuziehen. Unter dem Korb waren wir im Prinzip nicht vorhanden. Wenn die Dreier gefallen sind,waren wir im Spiel. Wenn nicht, hat sich Gießen abgesetzt", analysierte Bonns Sportmanager Michael Wichterich treffend das Geschehen vor 5830 Zuschauern im Telekom Dome.

Ihren am Knie verletzten Center Tadas Klimavicius vermissten die Bonner diesmal deutlich mehr als das noch in Tübingen der Fall gewesen war. Das Team von 46ers-Coach Denis Wucherer nutzte seine Vorteile in puncto Größe und Athletik weidlich aus, was sich am Ende auch an den nackten Zahlen auf dem Scoutingbogen ablesen ließ. Mehr als die Hälfte seiner Punkte, nämlich 46, erzielte der Gast aus der Zone heraus, und auch das Reboundduell ging an Gießen. "Wir haben ihnen zu viele zweite Chancen gestattet", stellte Baskets-Spieler Aaron White fest.

In einem insgesamt wenig attraktiven Spiel hatten die Bonner zu Beginn durch ihre Distanzstärke Vorteile. Sie führten nach acht Minuten mit 19:14, nachdem unter anderem Jimmy McKinney zwei Dreier in Folge verwandelt hatte. Unkonzentriertheiten und überhastete Aktionen sorgten auf beiden Seiten für wenig Spielfluss.

"Wir haben nicht das Tempo wie in Tübingen entwickeln können", sagte Pohl. Gießen übernahm nach und nach die Kontrolle und setzte sich im zweiten Viertel über 28:22 bis auf 40:32 ab. Insbesondere Center Gabriel Olaseni, der auf dem College mit Aaron White zusammengespielt hatte, war von den Baskets kaum in den Griff zu bekommen und avancierte mit 17 Punkten und zwölf Rebounds zum überragenden Spieler der Begegnung.

Mit einer wirkungsvollen Verteidigung schafften es die 46ers auch, das Passspiel ihres Gegners zu stören. Pohl: "Wir haben es nicht geschafft, den Ball dahin zu bekommen, wo wir ihn hin haben wollten." Nach dem Bonner 58:71-Rückstand (30.) bliesen die Hausherren zur Aufholjagd - natürlich aus der Distanz. Am 8:0-Lauf zum 68:71 waren Rotnei Clarke und Florian Koch mit Dreiern beteiligt, und auch das 71:73 stellte McKinney mit einem Distanzwurf sicher. "Das Publikum war da. Schade, dass wir das nicht nutzen konnten", erklärte Pohl.

Das Spiel seines Teams litt auch unter der Verletzung von "Verteidigungsminister" Andrej Mangold, der mit Meniskusproblemen auflief, sichtlich gehandicapt war und nur gut sieben Minuten eingesetzt wurde. So konnten die Bonner nicht "den Druck auf den Ball ausüben", der mit einem gesunden Mangold möglich gewesen wäre. Gießen dagegen verstärkte seine Verteidigungsbemühungen, provozierte Ballverluste und kam selbst zu Punkten. Spätestens der Dreier von Carsten Tada zum 83:74 für sein Team war eine Vorentscheidung.

Bei allem Zeitdruck wollen die Baskets die angestrebte Verpflichtung eines neuen Centers nicht übers Knie brechen. "Wir brauchen einen, der uns wirklich weiterhilft. Es macht keinen Sinn, einen Kompromiss einzugehen", sagte Pohl. Laut Sportmanager Wichterich gibt es Kandidaten, "aber halt noch keine Unterschrift". Pohls Einwurf, der neue Spieler müsse auch zu bezahlen sein, macht deutlich, wie schwierig sich die Suche gestaltet.

Ihren letzten Auftritt in diesem Jahr haben die Telekom Baskets am Mittwoch (18.30 Uhr) in Hagen - bei einem weiteren Team, das verzweifelt um den Anschluss an die Play-off-Plätze kämpft.

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