Basketball-Bundesliga Telekom Baskets verlieren mit einem Punkt gegen Niners Chemnitz

Bonn · Zu den sprechenden Bezeichnungen im Basketball gehören das heiße und das kalte Händchen. Die Telekom Baskets haben in Chemnitz zu spät die Handschuhe gefunden. Obwohl sie sich nach einer wilden Aufholjagd in die Nachspielzeit retteten, standen sie am Ende wieder mit leeren Händen da.

 Symbolfoto.

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Foto: Jörn Wolter / wolterfoto.de

Der letzte Wurf des insgesamt starken Xavier Pollard fiel nicht in den Korb. Niners Topscorer Marcus Thornton hatte die Hausherren zuvor an der Freiwurflinie zum 93:92 (23:13, 21:19, 26:26, 14:26, 9:8) geschossen. Und dabei blieb es.

„Ich bin stolz, dass wir nicht aufgegeben haben“, sagte Baskets-Interimstrainer Chris O’Shea. „Aber am Ende haben wir wieder nicht die richtigen Lösungen gefunden. Wir hatten die Chance, das Spiel zu gewinnen.“ Auch, wenn es am Einsatz nichts auszusetzen gab, die Entscheidungsfindung war nicht die beste. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die Baskets mit dem Rückenwind der Aufholjagd in der Overtime bereits mit fünf Punkten führten.

Im Vorfeld der Partie war vom Selbstbewusstsein die Rede gewesen. Von einer verunsicherten Bonner Mannschaft, deren Trainer Igor Jovovic nach acht Niederlagen aus elf Spielen unter der Woche beurlaubt worden war. Und von einem Aufsteiger, der mit der besten Dreierquote der Liga ausgestattet zuletzt den FC Bayern an den Rand einer Niederlage gebracht hatte. Und Dreierschützen plus Selbstbewusstsein ist eine gefährliche Mischung. Für den Gegner.

Die Partie begann für die Baskets mit einer Hypothek: Strahinja Micovic, ungeachtet von Läufen und Krisen einer der stabilsten Bonner, war mit dem Fuß umgeknickt und konnte Januar-Coach O’Shea und seiner Mannschaft nicht helfen. Schon zum dritten Mal hatte der Co-Trainer das Team interimsweise übernommen – immer zum Jahresbeginn. Geht es nach Michael Wichterich, ist das Engagement beim nächsten Spiel gegen Crailsheim am kommenden Sonntag bereits beendet. Der Bonner Sportchef geht davon aus, dass der Neue bis dahin gefunden ist.

So begann O’Shea mit Josh Hagins, Xavier Pollard, Chris Babb, Benjamin Lischka und Leon Kratzer. Schon die Startphase deutete an, dass die Baskets das Visier verstellt hatten. Ein langer Wurf nach dem anderen sprang bestenfalls auf den Ring. Dennoch gelang es mit aggressiver Defense zunächst, die Partie ausgeglichen zu halten. Schon nach fünf Minuten erhielt Youngster Kilian Binapfl erste Spielzeit. Ein Kritikpunkt an Jovovic war unter anderem die mangelnde/fehlende Einsatzzeit der Nachwuchskräfte gewesen. Das änderte O’Shea. Bis dahin also alles okay. Dann allerdings entwickelten sich die Trefferquoten rasant auseinander. Was Chemnitz traf, war beinahe frech. Und Bonn traf – nichts. Zumindest nicht von außen. Angesichts dessen war der Rückstand, der zwischenzeitlich 18 Punkte betragen hatte (13:31, 10.), zur Halbzeit noch erstaunlich gering (32:44).

Chemnitz startete besser in die zweite Hälfte, doch die Baskets ließen sich von einem halbzeitübergreifenden 16:0-Lauf der Chemnitzer nicht beirren und als Hagins aus der Distanz zum 18:31 traf, war es so etwas wie ein Weckruf. Das Blatt begann sich zu wenden. Und obwohl der Aufsteiger weiter traumwandlerisch sicher traf, fanden die Baskets Antworten und den Korb.

Mit Beginn des Schlussviertels brachte Pollard die Baskets unter die psychologisch relevante Zehn-Punkte-Differenz (61:70). Es folgte ein Schrittfehler von Jonas Richter und die Baskets-Bank reckte die Fäuste. Auch akustisch. Im Vorwärtsgang spielten die Bonner Chris Babb den Ball in die Hände und jetzt traf auch der bis dahin glücklose Königstransfer – da waren es nur noch drei – 70:67 (32.). Sollte es dieses Mal anders laufen als sonst und die Baskets nach drei unterdurchschnittlichen ein starkes Schlussviertel spielen? Tatsächlich.

Der ehemalige Bonner Spieler auf der Niners-Bank Rodrigo Pastore nahm eine dringend nötige Auszeit. Angesichts des schmelzenden Vorsprungs wurde seine Mannschaft zusehends nervös und machte Fehler, die sie vorher vermieden hatte. Die Baskets hingegen wirkten jetzt stabil und selbstbewusst. Und die Dreier fielen weiter. Deividas Gailius glich aus der Distanz zum 70:70 aus, und markierte, weil er dabei gefoult worden war, an der Freiwurflinie die erste Bonner Führung seit dem frühen ersten Viertel (71:70, 34.). Thornton rette sein Team an der Freiwurflinie in die Nachspielzeit, weil Hagins die Antwort von der Dreierlinie schuldig blieb. In den fünf Extraminuten das gleiche Bild: Thornton verwandelte seine Freiwürfe, dieses Mal verpasste Pollard aus der Nahdistanz.

Telekom Baskets: Pollard 18 Punkte/3 Dreier, Thompson 9, Hagins 18/4, Babb 18/4, Lischka 3, DiLeo 6, Binapfl, Gailius 13/2, Kratzer 7.

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