Telekom-Baskets-Spiel am Samstag in Bonn „Würzburg ist ein gefährliches Team mit viel Firepower“

Bonn · Der Umgang der Baskets mit Rückschlägen ist Teil ihres Erfolges. Am Samstagabend treten die Würzburg Baskets auf dem Hardtberg an - und die Siegesserie soll halten.

Symbolbild für die Willensstärke der Telekom Baskets: Leon Kratzer greift sich gegen vier Litauer einen von 42 Rebounds. Kratzer holte überragende 12 Abpraller, Rytas Vilnius insgesamt 26.

Symbolbild für die Willensstärke der Telekom Baskets: Leon Kratzer greift sich gegen vier Litauer einen von 42 Rebounds. Kratzer holte überragende 12 Abpraller, Rytas Vilnius insgesamt 26.

Foto: Jörn Wolter / wolterfoto.de

Der Bus mit dem litauischen Meister an Bord war gerade vom Parkplatz vor dem Telekom Dome gefahren, da verließ Jonas Falkenstein als Erster seiner Mannschaft den Ort des Triumphes. Unter einer grauen Mütze schauten seine blonden Löckchen hervor und umrahmten ein strahlendes Gesicht. Die Telekom Baskets hatten soeben ein Spiel für die Vereinshistorie abgeliefert: Mit dem beeindruckenden 99:72-Erfolg gegen Rytas Vilnius hatte sich die Mannschaft von Cheftrainer Tuomas Iisalo zwei Spieltage vor dem Ende der zweiten Gruppenphase das Ticket fürs Viertelfinale gesichert, denn sie kann nicht mehr schlechter als auf Platz zwei abschließen.

Wer sich ein bisschen mit dieser Mannschaft befasst hat, der weiß, sie wird nicht nachlassen, denn da ist ja noch ein nächstes Ziel: Platz eins in Gruppe J und das damit verbundene Heimrecht im Viertelfinale. Und da ist ja noch die Serie. Nur das erste Champions-League-Spiel gegen Reggio Emilia haben die Baskets verloren, danach folgten neun Siege. Bislang gipfelnd in dem Statement gegen Vilnius.

Serie ist auch das Stichwort für die Bundesliga, da ist das Iisalo-Team seit sieben Spieltagen unbesiegt, am Samstag (20.30 Uhr) sollen die Würzburg Baskets die nächsten Punkte in Bonn abliefern. Schon nach dem Bonner 96:71-Hinspielsieg zum Saisonstart war Würzburgs Trainer Sasa Filipovski schwer beeindruckt. Sieht er sich die Baskets gegen Vilnius zur Vorbereitung an – und davon ist auszugehen –, dürfte er nicht weniger beeindruckt sein.

Was er sehen wird in der Kurz-Zusammenfassung: von Beginn an konzentrierte, engagierte und spielfreudige Baskets. Eine schwächere Phase im zweiten Viertel, auch verursacht durch eine stärkere Strecke der Litauer, stecken die Baskets gut weg und kommen dann wie ein Orkan aus der Kabine. Fegen über die überforderten Litauer hinweg. Keine Laufkundschaft, der litauische Meister. Aber die Baskets erzielen mit jeder Aktion Wirkung. Sie dominieren beim Rebound mit 42:26, blocken sieben Würfe der Gäste und lassen wieder einmal manchen Fan zurück, der sich ungläubig die Augen reibt.

„Es war eine der besten Halbzeiten, die wir in dieser Saison gespielt haben“, lobte Iisalo sein Team. „Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft und darauf, dass wir es unter die besten acht Teams geschafft haben. Jetzt liegt unser Fokus darauf, uns am nächsten Dienstag den Gruppensieg zu sichern.“

Was Filipovski ebenfalls auf Video sehen kann: einen Bonner Neuzugang, der sich nicht nur in die Mannschaft einfügt, sondern ihr eine neue Dimension gibt – Javontae Hawkins. Die Märchenvariante: Unglücklicher Spieler kehrt französischem Champions-League-Teilnehmer und besser dotiertem Vertrag den Rücken, um bei „seinem“ Trainer im alten Club wieder glücklich zu sein.

Die Fans begrüßten ihn lautstark und mit einem Welcome-Home-Transparent. Hawkins war gerade zur rechten Zeit da, denn Tyson Ward, der bis dato den verletzten Jeremy Morgan mehr als zuverlässig vertreten hatte, fällt mit einer Knöchelverletzung nun ebenfalls aus. Da saßen also zwei Hochkaräter zum Zusehen verdammt auf der Bank.

Und die Baskets? Ignorierten das einfach. Es gibt Unmengen von Varianten dieser „Wenn-dir-das-Leben-Zitronen-gibt-mach-Limo-daraus-Sprüche“ – auf die Telekom Baskets 2022/23 treffen sie alle zu. „Egal, was passiert, wir schlagen immer zurück. Das ist ein Feature dieser Mannschaft“, sagt Iisalo nicht ohne Stolz. „Wir haben viele Optionen – und alle passen zusammen.“ Und dann schwärmte er noch ein bisschen von Hawkins: „Das war schon beeindruckend. Hawk hat viele Qualitäten, die wertvoll für uns sind. Seine Superpower ist, dass er aus nichts gute Würfe machen kann. Auch mit Ablauf der Uhr. Das hatten wir bisher so nicht in unserem Portfolio.“

Zwei Tage Vorbereitungszeit gibt es für die Partie gegen Würzburg, das mit elf Siegen und elf Niederlagen einen Platz hinter den Playoff-Rängen liegt. „Würzburg ist ein gefährliches Team, ein bisschen wie Rytas: eher Guard-orientiert mit viel Firepower. Ein gut gecoachtes Team mit viel Kampfgeist und einem klaren Konzept.“ Ein Team, dessen Konzept und Kampfgeist am Samstagabend einer harten Probe unterzogen werden.

Falkenstein ließ sich auf dem Heimweg vor der Halle übrigens noch erzählen, wie seine Mannschaft auf der Bank ihn feierte, als er per Dreier zum 96:69 getroffen hatte. Das hatte er selbst gar nicht mitbekommen, denn die Aufmerksamkeit galt auch in der Schlussminute immer noch der längst gewonnenen Partie.

Das Ausgeben der Donuts, das für denjenigen, der die 100 Punkte voll macht, fällig ist, blieb ihm – anders als zuletzt gegen Crailsheim – erspart. „Das war ganz schön teuer“, sagte der Youngster. „Man muss ja Qualitätsware für die Jungs kaufen. Nicht einfach irgendwas.“ Aber für den größten internationalen Erfolg der Vereinsgeschichte hätte er sich nicht lumpen lassen. „Ich hätte wieder Donuts gekauft. Wenn es immer so läuft, würde ich jedes Mal welche kaufen.“

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