Playoffs Baskets schaffen in Bamberg die Sensation

Bonn · Die Telekom Baskets starten in der Frankenhölle mit einem 93:92-Sieg gegen Bamberg in die Viertelfinalserie. Am Mittwoch steht das erstesHeimspiel in Bonn auf dem Programm.

Kaum hörbar und ohne einen Funken Emotion in der Stimme nahm Trainer Predrag Krunic am Samstag zu einem Spiel der Telekom Baskets Bonn Stellung, das in Basketball-Deutschland für ein kleines Erdbeben sorgte. Gerade hatte seine Mannschaft im ersten Viertelfinalspiel um die deutsche Meisterschaft beim Titelverteidiger, Euroleague-Teilnehmer und selbstredend haushohen Favoriten Brose Bamberg für eine Sensation gesorgt und war in der „Best-of-five“-Serie mit 1:0 in Führung gegangen. „Es war nur ein Spiel. Ich möchte gar nicht groß darüber sprechen. Wir haben gut gespielt und verdient gewonnen. Wir konzentrieren uns jetzt auf die nächste Aufgabe am Mittwoch“, stellte Krunic nach dem 93:92 (25:22, 22:24, 26:26, 20:20)-Triumph nüchtern fest.

Seine Worte bekam Andrea Trinchieri gar nicht mit, denn der Bamberger Coach hatte einiges mit seiner Mannschaft zu bereden und stellte sich erst viel später der Presse. Eine Niederlage gegen Bonn hatten weder er und seine Spieler noch die meisten der 6150 Zuschauer in der ausverkauften Brose Arena auf dem Zettel – Bamberg im Schockzustand. „Bonn hat den Sieg mehr gewollt“, sagte Trinchieri und machte das unter anderem an den vielen umkämpften Bällen fest, die sich allzu häufig die Bonner gesichert hatten.

Die rund 50 Bonner Fans, die vom sensationellen Erfolg ihrer Mannschaft geradezu in Ekstase versetzt wurden, harrten noch lange in der Halle aus. Sie werden einige Zeit gebraucht haben, um das Geschehene zu begreifen. Nur Krunic schien nicht überrascht zu sein: „Ich habe schon vorher gesagt, dass wir an uns glauben, und das hat die Mannschaft dann auf dem Feld gezeigt.“

Entscheidung in den letzten Sekunden

Die Entscheidung fiel in den letzten 21 Sekunden, als Bambergs Jerel McNeal einen Bonuswurf nicht nutzen konnte und es versäumte, sein Team in Führung zu bringen: Es blieb beim 92:92. Auf der Gegenseite zeigte zwar TJ DiLeo Nerven und verwandelte einen seiner beiden Freiwürfe nicht, doch jetzt blieben Bamberg nur noch elf Sekunden für den siegbringenden Wurf oder das Erzwingen der Verlängerung. Als dann Bambergs Daniel Theis einen Pass von Fabien Causeur freistehend unter dem Korb nicht fangen konnte und ins Aus fliegen ließ, sprang die gesamte Bonner Bank im Gefühl des sicheren Sieges auf. Denn 0,8 Sekunden vor der Schlusssirene konnte eigentlich nichts mehr schiefgehen. Krunic ging auf Nummer sicher und nahm noch eine Auszeit, um sein Team ein letztes Mal einzustellen. Der Rest war nur noch Jubel.

„Wir haben die ganze Woche darüber gesprochen, das ganze Spiel über konzentriert zu bleiben, intensiv zu spielen und unsere Ballverluste zu minimieren. Das ist uns gelungen und hat die Bamberger Fastbreakpunkte begrenzt. Auf der anderen Seite haben wir unsere Angriffe gut in Punkte umgemünzt“, erklärte Mayo. Der kleine Spielmacher war der Held des Tages. Mit 25 Punkten war er Topscorer, mit neun Assists bester Vorlagengeber und mit 40 Minuten Spielzeit Dauerbrenner der Begegnung. Und danach stellte sich der 29-Jährige, der zum „Man of the Match“ gekürt wurde, gut gelaunt den Fragen der Journalisten, als ob er gerade ein leichtes Trainingsspiel absolviert hätte. Krunic: „Josh hat sehr gut gespielt. Doch es war auch eine starke Teamleistung. Jeder Spieler hat sein Maximum gegeben.“

Neun-Punkte-Rückstand wettgemacht

So war es möglich, dass die Bonner, die in der ersten Halbzeit phasenweise mit fünf, sechs Punkten führten, nach der Pause einen Neun-Punkte-Rückstand (49:58) wieder wettmachten. Als alle glaubten, der Favorit werde nun kurzen Prozess machen, stemmten sich die Gäste gegen die Niederlage. Als sie beim 71:70 wieder in Führung gegangen waren, hatte Ken Horton in dreieinhalb Minuten 13 Punkte – darunter drei Dreier – erzielt, hatten Mayo zweimal und Ojars Silins einmal aus der Distanz getroffen. Es war die ausgesprochene Stärke der Bonner an diesem Tag, immer wieder andere Spieler ins Szene zu setzen, wie etwa Center Julian Gamble, der 16 Punkte erzielte, oder Ryan Thomp- son, der an alter Wirkungsstätte schwierige Würfe verwandelte und auf zwölf Punkte kam.

Dazu kam der unbedingte Wille, den Druck auf den Gegner mit nicht nachlassender Intensität in der Verteidigung hochzuhalten. So hinterließ etwa Yorman Polas Bartolo unter anderem bei Causeur einen nachhaltigen Eindruck. Horton sammelte neben seinen Punkten zwölf Rebounds, blockte zwei Würfe und kam auf zwei Ballgewinne. Unter dem Strich war er damit effektivster Bonner. Dass er und Bartolo später mit dem fünften Foul vom Feld mussten, war ebenfalls ein Zeichen dafür, dass sie ihr Maximum gegeben hatten.

Das wird auch in der zweiten Viertelfinalpartie am Mittwoch (20.30 Uhr, Telekom Dome) wieder nötig sein. „Bamberg wird stärker zurückkommen. Darauf müssen wir vorbereitet sein“, blickte Krunic voraus. Brose-Star Nicolo Melli versprach schon: „Wir müssen nur unsere Defense resetten, dann wird alles gut.“

Statistik

Brose Bamberg: Causeur 11 Punkte/1 Dreier, Melli 21/3, Theis 14, Lo 3/1, Strelnieks 17/3, Miller 8/1, McNeal 10, Kratzer, Heckmann, Radosevic 8.

Telekom Baskets: Silins 10/3, Barovic 3, Thompson 12, Richter, Gamble 16, DiLeo 3, Bartolo 7/1, Mayo 25/4, Horton 17/3.

Trefferquote: Bamberg 54 Prozent (33/61), Bonn 51 Prozent (32/63). Zweierquote: Bamberg 65 Prozent (24/37), Bonn 51 Prozent (21/41). Dreierquote: Bamberg 38 Prozent (9/24), Bonn 50 Prozent (11/22). Freiwurfquote: Bamberg 63 Prozent (17/27), Bonn 78 Prozent (18/23). Rebounds: Bamberg 36 (Bester: Melli 10), Bonn 29 (Bester: Horton 12). Assists: Bamberg 18 (Bester: Strelnieks 5), Bonn 19 (Bester: Mayo 9). Ballverluste: Bamberg 12, Bonn 6. Ballgewinne: Bamberg 4, Bonn 6. Fouls: Bamberg 18, Bonn 24.

Der Live-Ticker zum Nachlesen:

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