93:87-Sieg gegen Jena Baskets stehen mit einem Bein in den Playoffs

Bonn · Im Rennen um die begehrten Playoff-Plätze haben die Telekom Baskets Bonn einen wichtigen Sieg eingefahren. Bonn bleibt Siebter, die Konkurrenz kann nach Punkten bestenfalls noch gleichziehen.

Fan der Telekom Baskets Bonn zu sein, bleibt in dieser Saison ein harter Job. Mit dem längeren Atem und ein bisschen Glück hat der Basketball-Bundesligist Absteiger Science City Jena mit 93:87 (19:17, 24:26, 22:19, 28:25) besiegt und damit eine hervorragende Ausgangsposition im engen Kampf um die Playoff-Plätze. Bis zur 38. Minute hatten die Gäste eine Hand am Sieg. Wie eine Mannschaft, für die es um nichts mehr ging, hatten sie nie ausgesehen. Dann übernahm der bis dahin eher unauffällige Josh Mayo, glich per Dreier zum 86:86 aus, behielt an der Freiwurflinie die Nerven und führte sein Team zu diesem wichtigen Erfolg.

Baskets-Trainer Chris O’Shea sah ziemlich mitgenommen aus, als er zur Spielfeldmitte ging, um seinem Gegenüber Marius Linartas nach der Partie die Hand zu schütteln. Bald darauf hatte sich seine Miene etwas entspannt. „Ich bin zufrieden, dass wir gewonnen haben“, sagte er, und natürlich klang da unterschwellig mit, dass ihn nur die Tatsache zufriedenstellte, nicht das Wie. „Wir haben uns die ganze Saison gegen Teams aus der unteren Tabellenregion schwer getan. Ich weiß nicht, warum. Aber heute ist alles, was zählt, der Sieg.“

Der Spieltag hatte die Tabelle für Bonn schon in eine hilfreiche Richtung gerückt und der Konkurrenz in Braunschweig, Würzburg und Bayreuth Niederlagen beschert. Durch den Sieg bleibt Bonn vorerst Siebter, kann sich aber im Kampf um die Playoffs noch längst nicht ausruhen und muss vor allem die Würzburger und die Frankfurter fürchten. Viel wird auf die Bonner Spiele in dieser Woche ankommen – am Mittwoch in Berlin und am Freitag in Würzburg. Gewinnen die Baskets beispielsweise in Würzburg, stehen sie sicher in den Playoffs.

Obwohl Jena bereits als Absteiger feststand, präsentierten sich die Thüringer keineswegs als solcher. Nach einem ordentlichen Bonner Start nutzten die Gäste diszipliniert die magentafarbenen Unzulänglichkeiten. Die Bonner Offensive hatte vor allem aus der Distanz noch ihre Schwierigkeiten, und als Reggie Williams zu Beginn des zweiten Viertels die erste Jenaer Führung erzielte (21:19, 11.), war das schlicht und ergreifend die Quittung für deutlich zu wenig Bonner Defense.

Als Stefan Bircevic mit dem ersten erfolgreichen Dreier auf 24:25 verkürzte (13.), atmete der Telekom Dome regelrecht auf. Aber die Baskets-Krankheit dieser Saison heißt „Gegner stark machen“, und sie grassierte bereits wieder. Jena war im Spiel. Die erfahrene Truppe, die auf den verletzten Scharfschützen Julius Jenkins verzichten musste, hatte offensichtlich Spaß daran, sich bei ihren drei mitgereisten Fans ordentlich zu verabschieden.

Nach dem Dreier von Immanuel McElroy zur Jenaer 33:29-Führung (16.) hatte O’Shea genug gesehen. Er nahm eine Auszeit und erinnerte seine Truppe daran, für wen es in dieser Partie noch um etwas ging. Das klang nicht freundlich. Auch die 5240 Zuschauer standen auf und wollten die Baskets mit gesteigerter Intensität besser in die Partie bringen. Das gelang leidlich. Mayo traf zwar mit dem Pausenbuzzer einen frechen Dreier zum 43:43-Ausgleich, doch die Zahlen schönten die Baskets-Leistung.

„Wir haben nur die letzten drei Minuten so gespielt, wie wir uns das vorgenommen hatten“, sagte Baskets-Co-Trainer Savo Milovic in der Pause. „Es könnte schlimmer sein. 0:0, 20 Minuten Zeit zu gewinnen.“

Und es sollte nicht wesentlich besser werden. Zwar versuchten die Baskets viel, warfen sich nach Bällen, aber die Souveränität fehlte. Aus vorhandenen schwächeren Phasen der Gäste schlugen sie nicht ausreichend Profit. Die Angelegenheit lief wieder einmal auf das hinaus, was die Amerikaner einen „Nailbiter“ nennen. Ein Finale zum Nägelkauen.

Dann traf Mayo zum 86:86, erhöhte per Freiwurf, und Bojan Subotic rackerte sich zum Korb und machte mit Willen das 89:86. Jena versuchte, sich mit einer Auszeit zu sortieren, doch jetzt hatten die Baskets ihre Beute gepackt und waren nicht mehr bereit, sie loszulassen. Als Nate Linhart 6,8 Sekunden vor Schluss mit der Möglichkeit auf 93:87 zu erhöhen an die Freiwurflinie trat, konnten aufmerksame Beobachter sehen, was über die komplette Distanz das Problem gewesen war: der Druck, den diese Partie angesichts des schwierigen Restprogramms auf die Mannschaft ausgeübt hatte. Linhart strahlte und wechselte ein freundliches Wort mit dem Schiedsrichter, ehe er das Endergebnis herstellte, Charles Jackson stieß mit Mayo Faust an Faust. Beiden war die Erleichterung deutlich anzusehen. O’Shea brauchte noch ein bisschen länger.

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