Baskets Bonn Eine echte Erklärung fehlt bis heute

Exklusiv | Bonn · Die Finanzierung der kommenden Saison ist gesichert – aber wohl ein einmaliges Modell. Damit geht die Suche nach einem Hauptsponsor weiter. Die Telekom, lange ein verlässlicher Partner, bringt die Baskets unnötig in die Bredouille

Der Etat für die kommende Saison ist sicher, aber was kommt danach?

Der Etat für die kommende Saison ist sicher, aber was kommt danach?

Foto: dpa/Adam Pretty

Das Telefon klingelt. Lange. Mittagspause auf dem Hardtberg. Die Zentrale der Geschäftsstelle ist gerade nicht besetzt. Aber Michael Mager geht an sein Handy. „Ich war gespannt, ob sich noch jemand mit Telekom Baskets Bonn meldet.“ Kurze Pause. „Blöder Witz“, sagt der Prokurist und Geschäftsstellenleiter, „habe ich heute schon öfter gehört. Haben Sie sich unsere Homepage angeschaut?“ Kurz überlegen, nicht noch einen Rüffel kassieren. „Ja. Sieht aus wie immer.“ Mager: „Genau.“

Alles geht seinen geregelten Gang – obwohl die Telekom Baskets seit dem 1. Juli streng genommen nur noch Baskets Bonn heißen. Noch hat niemand begonnen, den Verein mit dem farbigen Alleinstellungsmerkmal umzufärben. Es laufen noch immer Verhandlungen mit der Telekom, die im November angekündigt hatte, Ihr Engagement nach und nach zu reduzieren – und dabei auch bleibt, wie Stephan Althoff, Leiter Konzernsponsoring der Deutschen Telekom AG, am Donnerstag im GA-Interview noch einmal bekräftigte.

Dennoch gibt es natürlich Plan B, „für jede Abteilung einen eigenen“, sagt Mager. Wann genau klar sein muss, wohin die Reise geht, will Baskets-Präsident Wolfgang Wiedlich nicht so genau beantworten. Fest steht: Die Mannschaft wird am 11. September – erstmals – auf Pützchens Markt im Bayernzelt vorgestellt. Die Saison beginnt Ende September/Anfang Oktober. Wie viel Zeit benötigt man, einen Satz Trikots zu bestellen und zu beflocken? Wie lange um eine Homepage umzufärben? Müssen sämtliche mit den Telekom Baskets geschlossenen Verträge geändert werden?

Noch ist man auf dem Hardtberg guter Dinge, dass die kommende Saison noch nach altem Muster ablaufen kann. Auch wenn die Finanzierung eine andere ist. Die Telekom zahlt noch eine Summe x, des weiteren hat Wiedlich gesagt, dass zum einen an „kleinere Stellschrauben gedreht“ und zum anderen Geld auf die vereinseigene Halle aufgenommen wurde, damit der finnische Erfolgstrainer Tuomas Iisalo die märchenhafte Geschichte der vergangenen Saison, die allen rund um den Verein so gutgetan hat, weiterschreiben und entsprechend früh planen kann.

Diese Finanzierung kann aber kein Modell für die Ewigkeit sein. Das ist auch klar. Und obwohl der Optimismus vorherrscht, zumindest der konservative Realist Wiedlich dürfte sich den Worst Case schon einmal ausgemalt haben. Im schlechtesten Fall verliert Bonn einen Bundesliga-Standort sowie einen Zuschauermagneten, NRW seinen letzten Basketball-Bundesligisten und die Liga einen Traditionsclub. Über Rekordmeister Bayer 04 Leverkusen spricht heute niemand mehr. Düsseldorf, Köln – ebenfalls von der Bundesliga-Landkarte verschwunden.

Für die Telekom war es kein klassisches Sportsponsoring, wie etwa beim FC-Bayern-Fußball, sondern eines, das in Bonn Begeisterung und Identifikation auslösen sollte. In einer 28-Jahres-Bilanz haben die Telekom Baskets nicht nur diese Erwartung erfüllt, sie haben vor allem letzte Saison wieder einmal mit einem Mittelfeldetat die Herzen der Bonnerinnen und Bonner in einer Weise erobert, die man nur mit der Überschrift „Wow“ versehen kann.

Bis heute hat der Konzern nicht plausibel erklären können, warum er Briefmarken spart, um das erfolgreichste Standort-Sponsoringprojekt in der Bonner Sportgeschichte zu beerdigen. Die Erklärung mit dem Sparzwang für den Glasfaserausbau war ohnehin ein Märchen, das nur naive Zeitgenossen glaubten.

Und dann wäre da noch die Rolle der „Sportstadt Bonn“. Ein netter Slogan für eine Kulturstadt, in der Fußball im Grunde nur mit der Verpflichtung der kompletten kubanischen Nationalmannschaft bundesweite Schlagzeilen machte. Das ist bei den Baskets anders. Sie sind mit einer Randsportart das Aushängeschild des Bonner Sports geworden – national wie europäisch und von den Zuschauerzahlen einmal ganz zu schweigen.

Bisher wirken das Rathaus und die gesamte Kommunalpolitik seltsam gleichgültig gegenüber dem drohenden Aus für ihr TV-präsentes Aushängeschild – oder sie sehen die Gefahr nicht. Vor 15 Jahren gab die Stadt eines ihrer letzten Filet-Grundstücke, auch auf Druck der Telekom, für eine Basketballhalle plus Einzelhandel. Die Zeiten haben sich geändert. Die Baskets kämpfen um ihre Kontinuität und wenn es ganz schlecht läuft ums Überleben.

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