Bayern mit starker Leistung im Topspiel gegen Bonn Münchner Basketballer stoßen Baskets von der Spitze

Die Basketballer des FC Bayern München haben gegen die Telekom Baskets ihr bislang bestes Saisonspiel gespielt und die Tabellenspitze erobert. Dabei hatte es zunächst so gut ausgesehen für die Bonner.

 Keine einfache Aufgabe hatte auch Tyson Ward (links, hier gegen Gavin Schilling) von Beginn an

Keine einfache Aufgabe hatte auch Tyson Ward (links, hier gegen Gavin Schilling) von Beginn an

Foto: imago images/Eibner/EIBNER/Marcel Engelbrecht via www.imago-images.de

Es muss so gegen halb vier am Sonntagnachmittag gewesen sein, als Passanten auf der Münchner Bezirkssportanlage Siegenburger Straße, zwischen dem Westpark und Garmischer Straße, das Hallendach des Audi Domes wackeln sehen konnten. Nicht außergewöhnlich; wird hier Basketball gespielt, wackelt das Dach häufiger. Allerdings war es dieses Mal der Gästetrainer, der die Immobilie in Wallung brachte, so laut brüllte er sein spielendes Personal an. Deutlich hörbar in der menschenleeren Halle. „Wir müssen hier alles geben“, schrie Tuomas iisalo. „Unsere Defense ist inakzeptabel.“ 14. Spielminute, 27:31 aus Bonner Sicht, und eigentlich war es für den Weckruf schon zu spät, wie sich herausstellen sollte.

 Die Bonner gerieten in einen Dreierhagel des Tabellenzweiten. Eine Viertelstunde waren sie ein Gegner auf Augenhöhe gewesen, dann entwickelte sich ausgerechnet die Spitzenpartie zum wohl besten Saisonspiel des FC Bayern, der nach Belieben traf und die Telekom Baskets mit dem vollkommen verdienten 100:81 (20:21, 29:21, 29:21, 22:18)-Sieg von der Tabellenspitze verdrängte.

 Damit kassierte die so fulminant in die Spielzeit gestartete Mannschaft von Cheftrainer Tuomas Iisalo nach den verlorenen Spielen in Crailsheim und gegen Hamburg die dritte Niederlage in Folge und litt wieder unter dem Fehlen von Karsten Tadda, Javontae Hawkins (beide in Quarantäne) und Saulius Kulvietis. Auch die 30-Punkte-Saisonbestleistung von Spielmacher Parker Jackson-Cartwright half den Baskets nicht, weil die Bonner Trefferquote insbesondere aus der Distanz nicht ansatzweise mit der der Bayern-Basketballer mithalten konnte.

 Die Baskets gaben sich nie auf, aber irgendwann zeigten die kassierten Dreier dann Wirkung, und die Distanz wurde größer und größer. „Mit 19 von 29 getroffenen Dreiern haben sie eine sehr effektive Offensive gespielt“, sagte iisalo über die Münchner. „Für uns war es am wichtigsten, dass wir unsere Identität zeigen und spielen, was wir auch gemacht haben. Wir hatten mehr Ballbesitz, aber leider war das aufgrund der unglaublichen Trefferquoten von München nicht genug. Wir haben zu viele Fehler in der Defense begangen, wodurch München viele offene und dann auch schwierige Dreier getroffen hat. Aber in unserer Situation ohne drei wichtige Spieler war es ein Schritt in die richtige Richtung.“ Die kleinere Rotation und die – daraus folgend – fehlende Intensität machten sich irgendwann bemerkbar.

 Nicht, dass die Telekom Baskets nach Iisalos lautstarker Ansage nicht aufgewacht wären, aber der Tabellenzweite hatte die Unzulänglichkeiten des Spitzenreiters längst als Anschubhilfe Richtung eigene Komfortzone genutzt. Und die lag im Wesentlichen an der Drei-Punkte-Linie. Egal, ob Bonn dort gut oder schlecht verteidigte: Die Münchner trafen insgesamt 19 von 29 Versuchen aus der Distanz – beinahe unverschämte 66 Prozent (Bonn zum Vergleich: 7/24, 29%). Bis zur 18. Minute hatten sie bereits 21 Punkte von außen erzielt – sieben von sieben, ohne einen Fehlwurf.

 Die Baskets arbeiteten, angeführt vom durch die Münchner Reihen wirbelnden Jackson-Cartwright, unverdrossen weiter, doch sie kamen nicht mehr in die Münchner Köpfe. Das zuletzt selten sehr souverän aufgetretene Euroleague-Team hatte ausgerechnet in diesem Spiel zur Mia-san-mia-Mentalität zurückgefunden und ließ die Baskets nicht am bajuwarischen Spielstil wackeln.

 Ab und an gelang es den Baskets nach dem Seitenwechsel, noch zu zeigen, warum sie als Tabellenführer nach München gereist waren, aber es wirkte inzwischen so, als ließen die Münchner sie im gestärkten Glauben an die eigenen Fähigkeiten und einen beinahe sicher bevorstehenden Sieg gewähren.

 Das Hallendach hatte seine Ruhe. Weil selbst Trinchieri an der Leistung seiner Münchner nicht mehr viel auszusetzen und Iisalo wohl ein Einsehen hatte, dass gegen das topbesetzte Team des Ligakrösus in dieser Form auch für den Dann-nicht-mehr-Spitzenreiter kein Kraut gewachsen war.

 Statistik

FC Bayern München: Weiler-Babb (12), Thomas (18), Walden (10), Hunter (8), Obiesie (2), Lucic (14), George (8), Obst (14), Ogunsipe, Sisko (12), Schilling (2), Radosevic.

 Telekom Baskets Bonn: Matt Frierson (6 Punkte/2 Dreier), Tyson Ward (8/2), Justin Gorham (12), Michael Kessens (6), Skyler Bowlin (8/2), Jeremy Morgan (7/1), Leon Kratzer (4), Hasbargen, Jackson-Cartwright (30/1).

 Trefferquote: München 64% (32/50), Bonn 45% (29/64); Dreierquote: München 66% (19/29), Bonn 29% (7/24); Freiwurfquote: München 89% (17/19), Bonn 80% (16/20); Rebounds: München 30, Bonn 23 (Bester: Gorham 7); Assists: München 26, Bonn 14 (Beste: Bowlin und PJC je 5); Ballgewinne: München 6, Bonn 9; Ballverluste: München 18, Bonn 12; Fouls: München 25, Bonn 24; Zuschauer: keine.

Wir wollen wissen, was Sie denken: Der General-Anzeiger arbeitet dazu mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Wie die repräsentativen Umfragen funktionieren und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort