Telekom Baskets gegen Brose Bamberg Bonn bereitet sich auf Spiel zwei der Playoff-Serie vor

BONN · Die Baskets wollen den Heimvorteil verteidigen und Bamberg wieder ein Bein stellen. Krunic: Es kommt darauf an, wer besser auf die Überraschungen reagiert.

Der textile Ausdruck des Bamberger Selbstverständnisses kostet im Fanshop des deutschen Basketballmeisters 24,95 Euro. In wahlweise grau oder schwarz gibt es da ein T-Shirt mit dem vereinsroten Aufdruck „Sweepcity“ zu kaufen. Nun muss man wissen: „To sweep“ heißt fegen und meint in den Sportarten mit Playoffs den Durchmarsch. Zu Null. Der gesweepte Gegner wird aus der Serie gefegt ohne auch nur ein Spiel gewonnen zu haben.

Das ist sehr selbstbewusst. Zugegeben: Die Bamberger können sich das nach acht DM-Titeln seit 2005 – und einigen Sweeps auf dem Weg dahin – leisten. Allerdings haben die Telekom Baskets das Shirt aus der fränkischen 2016er Kollektion am Samstag vorerst zum Ladenhüter gemacht, denn in der Viertelfinalserie gegen das Team von Trainer Predrag Krunic wird es mit dem Sweep nun nichts mehr für die Bamberger. Mit einem 93:92-Sieg vom Format „Sensation“ haben die Telekom Baskets am Samstag das Heimrecht erobert, das sich der haushohe Favorit im Saisonverlauf erarbeitet hatte.

Wie auch immer die Stimmung im Frankenland aussieht, sie dürfte schlechter sein als in Bonn: Als die Heroen vom Samstag gestern nach einem freien Sonntag zum ersten Training durch die Geschäftsstelle am Telekom Dome Richtung Umkleide marschierten, gab es Applaus am Empfangstresen und aus den Büros.

Doch das Team hat seinen Krunic gelernt: Natürlich war da der Genuss nach einem Spiel, das ganz Basketball-Deutschland mit einem anerkennenden Nicken zur Kenntnis genommen hat. Aber da ist nichts Überschwängliches. So intensiv der Trainer auch während der Spiele zu Werke geht, so nüchtern ist er in Nach- und Vorbereitung.

„Es war nur ein Spiel“, sagte TJ DiLeo, der den letztlich entscheidenden Freiwurf zum 93:92 verwandelt hatte. Einer von zweien, aber das reichte. „Wir wissen, dass das nächste Spiel umso schwerer wird. Bamberg wird bei uns ganz anders auftreten“, glaubt der Guard.

Bester Mann war Josh Mayo

Es wirkte so, als hätte die Konzentration auf Spiel zwei gleich nach der Schlusssirene begonnen. Niemand sprang in wilder Freude mit seinem Kollegen Brust an Brust in die Luft, niemand rannte quer übers Feld und riss sich das Trikot vom Leib. Ein Shakehands mit dem Gegner, dann begann offensichtlich schon die „Nach-dem-Spiel-ist-vor-dem-Spiel-Phase“.

Natürlich steckt hinter dieser Fokussierung Krunic. Der Baskets-Trainer hat sein Team, in dem einige Spieler noch nie ein Playoffspiel absolviert hatten, eingestimmt. „Ich habe versucht, ihnen zu erklären, dass man in den Playoffs keine Zeit zum Feiern hat, auch nicht in der Kabine oder im Mannschaftsbus“, sagt der Oldenburger Meistertrainer von 2009. „In den Playoffs braucht man ganz viel Emotionen – aber die gehören aufs Feld.“

Und da sollen sie auch am Mittwoch (20.30 Uhr, Telekom Dome) hin. Trotz der schwachen Vorstellung im letzten Heimspiel gegen Oldenburg, als die Baskets Platz fünf verspielten und sich so überhaupt erst in der Serie gegen Bamberg wiederfanden, ist Krunic von der Heimstärke seines Teams überzeugt.

„Wir haben zu Hause so viele Spiel gewonnen“, sagt Krunic, „wir wollen gemeinsam kämpfen und glauben wieder an unsere Chance.“ Wie DiLeo ist auch der Baskets-Cheftrainer überzeugt, dass Bamberg sich anders präsentieren wird als in Spiel eins. „Sie haben versucht, ihr Spiel wie immer zu spielen. Das ist nicht ganz gelungen, und wir haben die Nerven behalten. Dennoch: Bamberg ist ein sehr gutes Team, das sehr guten Basketball spielt.“ Den besten Basketball aber spielte ein Bonner: Josh Mayo.

40 Minuten wirbelte der Bonner Spielmacher über das Feld und dirigierte seine Mannschaft zum Sieg. Es war, als hätte jemand einen Ersatz-Akku für den Kapitän gefunden. Doch ein freier Tag reichte auch dem Mann mit den meisten Kilometern auf dem Tacho; gestern wurde normal trainiert. „Wir haben analysiert, was man noch besser machen kann, und jetzt werden wir uns ein bisschen was Neues ausdenken, genau wie mein Kollege Trinchieri das mit seinem Team auch machen wird“, erklärt Krunic. „Es wird darauf ankommen, wer besser auf die Überraschungen reagiert.“

Übrigens sind die Sweep-T-Shirts innerhalb von ein bis drei Tagen lieferbar. Vielleicht kann man ja das Logo abknibbeln und über die falsche Farbe hinwegsehen... Auch wenn ein Sweep in dieser Serie nur noch für Bonn möglich ist – wenn Predrag Krunic das liest, wird er verständnislos den Kopf schütteln; nie an Spiel drei denken, ehe Spiel zwei gespielt ist. Es gilt festzuhalten: Bamberg bleibt der Favorit.

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