Fischer als Baskets-Trainer entlassen Carsten Pohl übernimmt das Kommando

BONN · Am Ende ging alles schneller als erwartet. Die Telekom Baskets Bonn haben nach 14 Niederlagen in Folge in Basketball-Bundesliga und Eurocup die Reißleine gezogen und Trainer Mathias Fischer beurlaubt.

Die Mannschaft übernimmt bis zum Saisonende Carsten Pohl, der unter anderem zwei Jahre lang als Co-Trainer mit Fischer zusammenarbeitete und auch schon Assistent von Fischers Vorgänger Michael Koch war. Im Vorfeld der laufenden Saison war Pohl durch Chris O'Shea abgelöst worden und kümmerte sich fortan als Sportlicher Leiter des Gesamtvereins in erster Linie um die Geschicke der Amateure und der Nachwuchsmannschaften. Pohl wird die Baskets am Mittwochabend im Spiel bei den Walter Tigers Tübingen (18.30 Uhr, Paul-Horn-Arena, live bei telekombasketball.de) erstmals betreuen.

Laut Baskets-Präsident Wolfgang Wiedlich wurde die Entscheidung "schweren Herzens" getroffen. Sie sei aber unausweichlich gewesen, "um einen neuen Impuls in der verfahrenen Situation zu setzen". Wiedlich: "Einer musste den Stöpsel für eine mögliche Befreiung aus der Psychoblockade ziehen, und das haben wir dann am Montagabend getan. Ich denke, auch Matthias Fischer spürt jetzt eine gewisse innere Befreiung, denn das Ausgangsloch aus der Situation hatte auch er nicht gefunden."

Am frühen Montag war noch längst nicht klar, dass die Ereignisse sich so überschlagen würden. "Am Mittag hat das Thema dann eine gewisse Dynamik entwickelt, wobei natürlich die Eindrücke vom Spiel gegen Braunschweig eine Rolle gespielt haben", berichtete Baskets-Sportmanager Michael Wichterich. Nach Gesprächen am Abend "sind wir dann zu der Entscheidung gelangt, dass wir diesen Schritt gehen müssen." Nach dem 74:80 sind die Baskets von ehemals Platz zwei nach dem sechsten Spieltag nach unten bis auf Platz zwölf durchgereicht worden.

Lage entstand durch "Verkettung von vielen Umständen"

Ein rasanter Absturz, den der Verein sogar zum Anlass nahm, den Abstiegskampf auszurufen. Wiedlich: "Wenn das Abstiegsgespenst noch nicht über den Horizont schaut, aber man es wittert, läuten an jedem BBL-Standort die Alarmglocken. In Bonn müssen wir wegen der eigenen Großimmobilie jedoch besonders wachsam sein."

Die Baskets glaubten in dieser Situation nicht mehr daran, "dass Mathias Fischer die richtige Ansprache an die Mannschaft findet", so Wichterich. Der Sportmanager machte aber klar, dass die Lage durch eine "Verkettung von vielen Umständen entstanden ist, für die Mathias zum Großteil auch nichts kann".

Fischer hatte die Bonner in den vergangenen zwei Spielzeiten auf Platz fünf und vier der Hauptrundentabelle geführt und war mit dem Team im Viertelfinale jeweils erst im entscheidenden fünften Spiel gescheitert. Damit hatte der 44-Jährige, der in Bonn groß geworden ist und in den 90er-Jahren schon als Spieler für den Baskets-Vorläuferverein Post SV Telekom aktiv war, mehr erreicht als erwartet.

Der Respekt vor dieser Leistung war es offenbar auch, der den Verein vor einer früheren Beurlaubung des Trainers zurückschrecken ließ. "Die Entscheidung hat sich deshalb so lange hingezogen, weil Matthias ein guter Trainer ist, insoweit hofften wir innerlich lange auf eine Wende, leider vergeblich", sagte Wiedlich.

O'Shea bleibt Assistent von Pohl

Nun also übernimmt Carsten Pohl das Kommando, der am Dienstagmorgen erstmals das Training leitete. O'Shea bleibt Assistent. "Wir sind alle der Meinung, dass Carsten für diese Situation der richtige Mann ist, weil er eine deutlich andere Ansprache an die Mannschaft hat", erklärte Wichterich. Pohl werde eine emotionalere Ansprache an die Spieler pflegen. "Unsere Erwartungshaltung ist, dass dadurch die derzeit festzustellende Lethargie und Resignation aus der Mannschaft genommen und ein Reiz gesetzt wird, der das Ganze aufbricht."

Der Sportmanager und Präsident Wiedlich waren es, die Fischer über seine Beurlaubung informierten. Der Coach habe sich dann persönlich von seiner Mannschaft verabschiedet. "Man muss in so einer Situation immer mit allem rechnen, aber ich war dann doch ein wenig überrascht", sagte Center Dirk Mädrich vor dem Baskets-Bus kurz vor der Abreise nach Tübingen. "Es tut mir leid für Mathias. Er hat mich nach Bonn geholt und in den vergangenen eineinhalb Jahren weitergebracht." Er könne die Entscheidung des Vereins aber nachvollziehen.

Mädrich: "Es ist nur schade, dass wir Spieler als Mannschaft die Wende nicht vollbringen konnten." Carsten Pohl sei eine gute Lösung. Er kenne die Mannschaft, sei oft im Training dabei gewesen, "und kann die Mannschaft puschen. Im ersten Training war schon eine gewisse Aufbruchstimmung spürbar. Mein Gefühl ist, dass wir auf dem richtigen Weg sind".

Möglichst bald hoffen die Baskets einen Ersatz für den verletzten Center Tadas Klimavicius präsentieren zu können. Zudem ist noch eine weitere Verpflichtung möglich. Vor dem Spiel in Tübingen, das seit der Verpflichtung des ehemaligen Baskets-"Magiers" Jared Jordan im Aufwind ist, versucht Wichterich, den Druck von der Mannschaft zu nehmen: "Aufgrund unserer Personalsituation unter den Körben erwarten wir keinen Sieg. Der sportliche Erwartungsdruck ist sicherlich geringer als noch gegen Braunschweig."

Ex-Coach Fischer bleibt den Baskets verbunden

Enttäuscht, aber gefasst nahm Mathias Fischer die Beurlaubung durch die Telekom Baskets auf. "Ich respektiere diese Entscheidung. Die Baskets haben Geduld gezeigt und mir eine faire Chance gegeben, die Mannschaft wieder auf Kurs zu bringen. 14 Spiele in Folge verloren, das ist eine Tatsache, die man nicht wegdiskutieren kann", sagte Fischer. Er habe sich aber nichts vorzuwerfen.

Fischer: "Ich habe mein Bestes gegeben, es hat sich im Ergebnis halt nicht ausgezahlt." Der Mannschaft wünschte der 44-Jährige alles Gute. "Sie hat gut mitgezogen. Zuletzt hat nicht viel an einem Sieg gefehlt, der uns sicher neuen Schwung gegeben hätte", so Fischer. Dem Verein sei am Ende wohl keine andere Wahl mehr geblieben. "Die Baskets sind eine sehr gute Organisation und können es sich nicht leisten abzusteigen. Daran hängen auch viele Jobs, und es sind viele Menschen beteiligt", erklärte Fischer.

Er bleibe den Baskets verbunden. "Ich wünsche der Mannschaft und dem Club alles Gute und werde weiter verfolgen, was sich bei ihnen tut." Fischer hat sich mit seiner sportlichen Zukunft noch nicht beschäftigt. Er wolle nach den aufreibenden letzten Wochen "erst einmal abschalten und Abstand gewinnen".