Basketball-Bundesliga Die Telekom Baskets Bonn wollen angreifen

BONN · Die Basketball-Bundesliga steht vor dem Start in die neue Saison. Auf dem Bonner Hardtberg spürt man: Die Telekom Baskets wollen mehr. Entsprechend offensiv formulierten sie ihr Saisonziel.

Verwunderliches ist passiert zum Ende der Sommerpause: Von den Gralshütern der staatsmännischen Zurückhaltung verlauten forsche Töne. „Wir werden in der kommenden Saison vielleicht nicht Meister, wollen aber angreifen! Wir können den Großen das Leben schwer machen.“ Nach diesem Zitat von Michael Wichterich – gesagt beim Auftakttreffen der Bundesliga-Manager in Berlin – wird mancher Baskets-Fan in leichte Schnappatmung verfallen sein.

Die Baskets offensiv, was die Saisonziele anbetrifft? Ja, tatsächlich. Auch Präsident Wolfgang Wiedlich sagt: „Wären Sportmanager und Cheftrainer nicht ehrgeizig, könnten wir ja sofort einpacken. Das war und ist die Grundvoraussetzung, so haben die Baskets auch in mindestens zehn von 21 Erstliga-Jahren sportlich über ihren wirtschaftlichen Möglichkeiten abgeschnitten. Damals sahen wir unsere Rolle als “Hecht im Karpfenteich„, was durchaus bis Platz eins galt. Seitdem Bamberg und München aber wirtschaftlich so weit weg liegen, gilt “Hecht im Karpfenteich„ nur noch bis Platz drei. Alles andere wäre realitätsfern.“

Nun denn. In der Vergangenheit war auf dem Hardtberg kaum jemandem ein anderes Saisonziel als das Erreichen der Playoffs zu entlocken. Zumindest offiziell. Dritte Kraft hinter München und Bamberg? Warum nicht? Der Hecht ist zwar kühn in seinem Karpfenteich, aber ein Träumer ist er nicht.

Schon in der vergangenen Saison trennte die Mannschaft von Trainer Predrag Krunic von Platz fünf in der Abschlusstabelle nur ein Sieg. Alles war ganz eng zusammen, die Baskets verloren das Finale der regulären Saison zu Hause gegen auf den letzten Drücker wiedererstarkte Oldenburger 72:86. Platz acht. Ärgerlich. Statt gegen Bayreuth ging es in den Playoffs gegen Bamberg. Das Aus war wie erwartet nicht zu verhindern, allerdings brachten die Baskets dem Schon-wieder-Meister die einzige Playoff-Niederlage bei und rundeten die starke Saison sportlich so doch noch irgendwie ab.

Zentrale Spieler sind geblieben

Erfolgreich war die so schwierig gestartete Saison schon lange vorher gewesen. Irgendwann, als der Funke wieder vom Feld auf die Ränge übergesprungen war. Ein Verdienst von Krunic, dem Last-Minute-Trainer, der zwei Tage vor Saisonstart für den erkrankten Silvano Poropat übernommen hatte, und Spielern, die endlich wieder Leidenschaft in die einzige vereinseigene Halle der Liga brachten. Saisonbilanz: fast Platz fünf und die Rückkehr des Baskets-Spirits.

Wenn man nun bedenkt, dass die Baskets ihre zentralen Spieler, Teamkapitän Josh Mayo – einem der besten Spielmacher der Liga –, Center Julian Gamble und Publikumsliebling TJ DiLeo sowie Verteidigungsspezialist Yorman Polas Bartolo halten konnten und sich gezielt verstärkt haben, dann ist die Ansage „oben angreifen“ keineswegs zu offensiv.

Kontinuität kostet. „Natürlich ist das so“, sagt Wiedlich. „Deshalb gibt es auch gewichtige wirtschaftliche Gründe, die gegen zu viel Kontinuität im Team sprechen. Unabhängig davon, bleibt das Ziel immer gleich: Aus den vorhandenen Möglichkeiten ist die beste Teamqualität zu komponieren. Ob das geklappt hat, weiß man leider immer erst hinterher. Diesmal ist das Pendel nicht nur zu mehr Kontinuität ausgeschlagen, sondern auch zu mehr Athletik.“ Das ist das Stichwort für Jordan Parks, den Neuen für die spektakulären Szenen, dazu kommen der treffsichere Ron Curry und der kantige Montenegriner Nemanja Djurisic.Und nicht zu vergessen: Konstantin Klein, der vergangene Saison mit einer komplizierten Fußverletzung beinahe komplett verpasste.

Begeisterung klingt auch bei Krunic durch

Das Team ist auf Schnelligkeit, defensive Qualitäten und Variabilität in den Positionen aufgebaut. Das funktioniert in einer Mannschaft, deren Stamm bereits seit einer Saison eingespielt ist, umso besser. „Wir wollten eine gute Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern haben, die alle bereit sind, hart für den Erfolg zu arbeiten“, sagt Krunic. „Eine Mannschaft zu haben, die mit hoher Intensität spielt, verteidigen kann und das auch will, die athletisch und in der Lage ist, schnellen Basketball zu spielen. Dahin geht überhaupt der Trend. Bei der EM hat mit Slowenien das Team den Titel geholt, das den schnellsten Basketball gespielt hat.“

Das klingt auf jeden Fall nach attraktiven Spielen im Telekom Dome. Krunic formuliert es zwar nicht ganz so offensiv wie seine Kollegen der Führungsetage, aber die Begeisterung für sein Team klingt auch bei ihm schon durch: „Ich glaube, dass wir die richtigen Spieler gefunden haben, die als Mannschaft in der Liga eine bessere Rolle spielen können als zuletzt. Eine Garantie habe ich dafür nicht. Denn es gibt zu viele Faktoren, die den Erfolg beeinflussen können.“

Der den Erfolg beeinflussende Hauptfaktor ist der Gegner. Und sogar da muss man sagen: Bonn hat mit seiner Kontinuität einen Vorteil gegenüber Teams, die diesen Vorteil in der vergangenen Saison gegenüber Bonn hatten. Und das sind die „üblichen Verdächtigen“ im Konkurrenzkampf um die Playoffs: Oldenburg und Ulm beispielsweise. Auch Alba Berlin hat einen kompletten Umbruch hinter sich. Die Chancen für den forschen Hecht stehen nicht schlecht.

Saisonstart: Die Baskets spielen zum BBL-Auftakt am 4. Oktober im Telekom Dome gegen Ulm. Zuvor treten sie in der Qualifikation zur Champions League an (29. September auswärts, 2. Oktober zu Hause), entweder gegen den finnischen Meister Kataja oder gegen Joventut Badalona (Spanien), das entscheidende Spiel findet heute Abend statt, Kataja hat das das Hinspiel in Spanien gewonnen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Berechtigte Ausgrenzung
Kein Platz für Müller im DFB-Team Berechtigte Ausgrenzung
Aus dem Ressort