Telekom Baskets Bonn Dirk Mädrich will in Bonn noch einmal angreifen

BONN · Manchmal muss man einen Schritt zurückgehen, um vorwärts zu kommen. Diese Erfahrung müssen gerade Sportler immer wieder machen. Verletzungen sind ein Teil des Geschäfts, Rückschläge nie ausgeschlossen.

Von alledem kann Dirk Mädrich aus erster Hand erzählen. Mit gerade mal 18 Jahren zieht er als hoffnungsvolles deutsches Center-Talent von zu Hause aus, um die Basketballwelt zu erobern.

Der Baskets-Neuzugang beginnt seine Profi-Karriere 2001 in Braunschweig unter Kulttrainer Liviu Calin, der auch den jüngsten deutschen NBA-Export Dennis Schröder trainierte. "Ich habe relativ spät mit Basketball begonnen und unter Liviu den Sport erst richtig gelernt. Er hat mich täglich sechs, sieben Stunden lang im Training geschliffen", sagt Mädrich rückblickend. Training und Disziplin scheinen sich auszuzahlen, unter Calin wird Mädrich zum Jugendnationalspieler und wagt schließlich 2004 den Wechsel zum Spitzenteam nach Bamberg.

Hier beginnt das erste Kapitel der fortwährend dicker werdenden Verletzungsakte. Mädrich erinnert sich: "Wir haben zwar eine deutsche Meisterschaft geholt, aber ich hatte ein verkorkstes Jahr und habe mir Hand und Fuß gebrochen." Nach nur einem Jahr geht es zurück nach Braunschweig, wo er es in der Bundesliga-Mannschaft in die feste Rotation schafft und anschließend nach Straßburg und dann wieder zurück nach Deutschland zu den Artland Dragons.

"Ich habe viel Lebenserfahrung und tolle Momente gesammelt", sagt Mädrich mit Blick auf die vielen Wechsel, aber auch: "Ich wollte vielleicht in jungen Jahren vieles zu schnell. Die Trainer haben mir immer versprochen: 'Hier wirst du spielen.' Am Ende standen dann halt häufig Verletzungen im Weg oder es hieß: 'Der Mädrich ist noch nicht soweit.'" Den Karrieretiefpunkt erlebt er schließlich 2009 in Griechenland.

Der Nationalspieler verletzt sich schwer am Rücken. Ein Bandscheibenvorfall zwingt den 2,11-Meter Center in die Knie. Nachdem erste Gehaltszahlungen ausbleiben, verlässt er Olympiada Patron und geht zurück in die Heimat. "Hier musste ich dann richtig arbeiten, um es zurück zu schaffen.

Ein halbes Jahr lang saß ich jeden Tag in der Reha", erinnert sich der gebürtige Niederrheiner. Ein Comeback-Versuch in Gießen scheitert, und dann kommt für den damals 27-Jährigen der Sommer der Entscheidung, die da lautet: Rasta Vechta, niedersächsische Provinz, Dritte Liga. Doch der Schritt ist eine kalkulierte basketballerische Rückentwicklung. Hier ist er der unangefochtene Anführer.

"Das war so geplant und von Coach Patrick Elzie versprochen", begründet Mädrich seine Entscheidung. Er dominiert die Liga. Nach nur einem Jahr steigt Vechta auf - und in der zweiten Liga gleicht sich das Bild. Der deutsche Center rollt mit seinem Team ungestoppt weiter, zurück auf die große Bühne, zurück in die BBL. Und dort bis zu einer Nominierung zum Allstar.

Dann kommt im Sommer, nachdem Vechta den Klassenerhalt verpasst, der Abschied nach Bonn. "Ich bin immer noch ehrgeizig. In Vechta hat es mit dem Durchbruch endlich geklappt, jetzt will ich mich noch mal bei einem Spitzenteam zeigen und in die Playoffs kommen." Auch wenn sich die Spielzeit in Bonn halbiert hat, Dirk Mädrich spielt ohne Beschwerden, steht in der Startformation und kann endlich zeigen, dass ihm ein fester Platz in dieser Liga gebührt. Der Schritt zurück hat sich gelohnt.

Kurz gefragt

Am Sonntag (17 Uhr) treffen die Baskets in München auf den amtierenden Meister FC Bayern. Vor der Partie sprach Clemens Boisserée mit Dirk Mädrich.

Herr Mädrich, was muss gegen den FC Bayern besser werden, als zuletzt gegen Bamberg?
Dirk Mädrich: Die Niederlage vom Mittwoch ist verarbeitet und war ja recht schnell zu analysieren. Ich denke, wir haben defensiv ganz gut gestanden, aber vorne viele falsche Entscheidungen getroffen und einfach schlecht getroffen. Wir sind ein Team, das gerade von seiner Wurfstärke und den Dreiern lebt. Das müssen wir in München wieder zeigen. Um dort zu gewinnen, braucht es einen sehr guten Tag. Aber die Bayern sind schlagbar, das hat man ja gegen Göttingen gesehen, die als Aufsteiger dort gewonnen haben.

Für Sie als Center steht ein Duell mit John Bryant, einem der besten Spieler der Liga, an. Wie stoppen Sie ihn?
Mädrich: John ist natürlich ein Schrank, gegen den muss man physisch dagegenhalten, sonst schiebt er dich durch die Zone. Außerdem kann er auch von außen treffen - gegen ihn zu spielen ist auf jeden Fall eine Herausforderung für jeden Center in dieser Liga. Aber die Bayern haben ja noch mehr gute Leute, da ist John nur einer von vielen, auf den wir aufpassen müssen.

Aktuell lebt das Spiel der Baskets häufig von Dreiern. Sollte der Ball nicht häufiger mal zu den Centern unter den Korb wandern?
Mädrich: Ja, unbedingt. Gerade in Spielen wie am Mittwoch und der Ball einfach nicht von außen fällt, müssen wir das Duell am Ring suchen und den Ball an unter den Korb bringen.

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