„Jede Erfahrung hat mich stärker gemacht“ Edina Müller und TJ DiLeo im Partnerinterview

Bonn · Zwei Spitzenathleten, die sich nicht kennen, befragen einander. Was wollen Para-Kanutin Edina Müller und Baskets-Spieler TJ DiLeo voneinander wissen?

Bevor es zu dem Treffen kommt, befragen sich die zwei im GA gegenseitig. Gemeinsamkeiten gibt es auf jeden Fall: Die querschnittgelähmte Edina Müller, inzwischen erfolgreiche Kanutin, kommt wie Baskets-Aufbauspieler DiLeo vom Basketball. Zwei Spitzenathleten. Sehr ähnlich und doch ganz anders:

TJ DiLeo fragt Edina Müller

Auf den ersten Blick sind Kanu und Basketball zwei grundverschiedene Sportarten. Gibt es Gemeinsamkeiten, die wir nicht erkennen?

Das stimmt, auf den ersten Blick scheinen sie nicht viel gemeinsam zu haben. Ich wurde oft gefragt, wie es ist, als Mannschaftssportler jetzt eine Einzelsportart zu betreiben. Ich muss sagen, dass es mir in meinem Trainingsalltag gar nicht so vorkommt – ich trainiere mit meinen Teammitgliedern, wir verbringen viel Freizeit miteinander, kämpfen gemeinsam, gewinnen und verlieren zusammen, feuern uns im Einer an und starten als Zweier- oder Vierer-Team. Kanu ist ein familiärer Sport, was mir als Teamsportler sehr entgegen kam.

Wie hat Deine Lebenserfahrung Deine mentale Stärke beeinflusst, die ja in jedem Sport auf hohem Level einen gewaltigen Faktor darstellt.

Ich habe gelernt, immer an mir zu arbeiten und zu versuchen, das Bestmögliche rauszuholen. Egal in welchem Bereich; Studium, Beruf, Training und Wettkampf. Jede Erfahrung hat mich dann wieder stärker gemacht. 2006 zum Beispiel bin ich mit einem Sportstipendium für zwei Jahre in die USA gegangen, um dort zu studieren und College-Basketball zu spielen. Ich habe neue Perspektiven kennengelernt, die mir für mein Spiel und meinen weiteren Weg sehr viel gebracht haben.

Hast Du ein sportliches Vorbild oder einen Lieblingssportler?

Die Kanutin Birgit Fischer hat mich sehr beeindruckt, die erfolgreichste deutsche Olympionikin, sich so lange in der Weltspitze zu halten. Und dabei ist sie immer sie selbst geblieben.

Inwieweit hatte die Unterstützung durch die Sporthilfe Einfluss auf Deine Karriere?

Ich werde schon einige Jahre von der Sporthilfe unterstützt. So ist es mir damals möglich gewesen, mein Studium und den Sport unter einen Hut zu bringen. Gerade vor Großereignissen wie den Paralympics ist der Bedarf an Unterstützung natürlich sehr groß. Nach Beendigung meines Diplom-Studiums 2011 wollte ich mich voll und ganz auf die Paralympics konzentrieren, bin nach Hamburg gezogen und habe dort das Jahr über mit meinen Teamkolleginnen trainiert – mit Erfolg, 2012 haben wir bei den Spielen Gold geholt, ohne Förderer wie die Sporthilfe wäre das auf diesem Niveau nicht möglich gewesen.

Edina Müller fragt TJ DiLeo

Wie beurteilst du die Entwicklung des Basketballs in Deutschland.

Seit ich in Deutschland spiele, ist die BBL in jedem Jahr stärker geworden. Das ist meiner Meinung nach der immer weiter gesteigerten Professionalität von Liga und Clubs zu verdanken. Das ist attraktiv und macht die Hallen voll. Voll mit begeisterungsfähigen Fans. Und all das wiederum lockt mit jeder Saison immer mehr und noch bessere Spieler an.

Hast du dich schon mal am Rollstuhlbasketball versucht?

Nein, noch nie. Aber ich habe mir viele Bundesligaspiele des RSV Lahn-Dill angesehen, als ich noch in Gießen gespielt habe und habe noch Kontakt zu einigen Spielern dort.

In den USA hat der Sport eine andere Wertschätzung, wie vergleichst du die Fankultur?

Die generelle Begeisterung für Sport ist meiner Meinung nach global. In Europa überschattet natürlich der Fußball viel, während in den USA eher Basketball, Baseball, Eishockey und Football dominieren. Durch die moderne Kommunikation bin ich als Fan in der Lage, fast rund um die Uhr mit Highlights, Videos, Artikeln und vielem mehr versorgt zu werden. Das macht es für mich beispielsweise sehr einfach, den US-Sport von Deutschland aus zu verfolgen. Was Basketball angeht, wird dieser in Deutschland oftmals noch etwas stiefmütterlich behandelt.

Du kannst mittlerweile mit deinem Sport Geld verdienen und spielst ganz oben mit, für wie wichtig erachtest du eine Stiftung wie die Deutsche Sporthilfe?

Das kann man gar nicht hoch genug schätzen. Eine Stiftung wie die Sporthilfe ermöglicht Athleten, auf dem höchsten Level zu trainieren und sich keine allzu großen Sorgen machen zu müssen, wie sie ihr Leben finanzieren. Sie können ihren Fokus auf Training und Wettkampf legen, nur so kann man erfolgreich sein – insofern ist die Sporthilfe sehr wichtig.

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