Baskets-Spieler Florian Koch Ein Profi geht den schwierigen Weg

BONN · Florian Koch ist gut erholt. Eine Woche Mallorca, eine Woche Rom hat er sich gegönnt. Jetzt arbeitet Koch wieder täglich in der Halle und mit Athletiktrainer Julian Morche, ehe Matthias Fischer, Chefcoach der Telekom Baskets Bonn am 24. August zum Trainingsauftakt bittet.

 Jet-Ski fahren auf Mallorca: Florian Koch genießt die Off-Season.

Jet-Ski fahren auf Mallorca: Florian Koch genießt die Off-Season.

Es war nicht selbstverständlich, dass das Bonner Eigengewächs auch dann wieder dabei sein würde - zumindest für ihn nicht. "Es gab Phasen in der letzten Saison, da war ich enttäuscht. Ich hatte mir mehr erhofft", sagt er, schaltet jedoch gleich in den Vorwärtsgang: "Aber ich bin kein Typ, der sich das anmerken lässt. Ich glaube, ich habe aus der Zeit, die ich bekommen habe, viel rausgeholt. Man darf nie vergessen, dass das Team im Vordergrund steht."

Dennoch hat er über die anderen Angebote, die da kamen, nachgedacht. Bei einem Bundesligisten war er sogar schon zum Trainergespräch. Es hätte vielleicht einfachere Wege gegeben, zu mehr Spielzeit zu kommen. Koch hat sich für die Baskets entschieden. Relativ schnell nach Saisonende. Er hat den Willen, sich durchzubeißen. "Ich fühle mich in Bonn sehr wohl. Und ich meine: Wie geil wäre das, wenn ich mich hier etabliere - also so richtig etabliere..." Ein Satz, der viel über den Sohn des Marketing-Chefs einer Bank und einer Kommunal-Politikerin aussagt.

Koch muss sich aber auch bewähren. Den Zweijahresvertrag hat nicht mehr er selbst mit Sportmanager Michael Wichterich ausgehandelt, sondern ein Agent. Es ist ein bisschen so, als sei der Welpenschutz endgültig vorbei für den 23-Jährigen aus Rheinbach, den einzigen, der aus dem vielversprechenden Bonn/Rhöndorfer Nachwuchstrio Koch, Jonas Wohlfarth-Bottermann (jetzt Alba Berlin) und Fabian Thülig (Karriere beendet) übrig geblieben ist. Er geht in seine sechste Saison im Bundesliga-Kader.

Zeichen an die Jugend

Insofern ist diese Vertragsverlängerung auch ein Zeichen für all die Dribbler und Autogrammkartensammler in der Jugendabteilung; eine Profikarriere ist kein Selbstläufer, aber sie ist möglich. "Man ist seines Glückes Schmied. Also ich meine: Man muss zuerst selbst alles dafür tun, sein Ziel zu erreichen", sagt der Flügelspieler.

Baskets-Präsident Wolfgang Wiedlich ist froh, dass es zur Vertragsverlängerung kam. Für den Mann mit dem fürsorglichen Auge für die Nicht-Profis in seinem Club ist diese Weiterverpflichtung keine wie jede andere: "Flo ist einer, der bei uns groß geworden ist. Und dessen Entwicklung verfolgt man gerne im eigenen Club weiter."

Koch ist klar im Kopf, ein bescheidener Typ. "Ich brauche keinen MCM-Rucksack für 1000 Euro und auch keine Markenklamotten", sagt er und kräuselt die Stirn. "So bin ich erzogen. Da kann ich nur Danke sagen an meine Eltern." Jemand wie er stellt kaum ein Risiko für die Teamchemie dar. Außerdem ist er "einer der fleißigsten Spieler", die Fischer im Laufe der Zeit trainiert hat. So einer taugt als gutes Beispiel für alle, die im Ausbildungszentrum auf den Korb werfen.

Der nächste Schritt

Aber zufrieden ist der 1,97-Meter-Mann nicht. Er will mehr: "Klar, ich hatte jedes Spiel Einsatzzeit. Aber der nächste Schritt sind die zwölf bis 15 Minuten. Ich glaube daran. Denn ich bin ein Arbeiter, und die Gespräche mit den Baskets-Verantwortlichen haben mir gezeigt, dass sie auf mich setzen." Die Vorstellungen decken sich mit denen des Trainers. "Flo hat seine Spielzeit vergangene Saison auf etwa sieben Minuten verdoppelt. Unser Ziel ist, das noch mal zu verdoppeln. Wir hoffen, dass langsam die Erntezeit kommt. Wir wollen ihn weiter aufbauen und alles aus seinem Potenzial herausholen."

Die Verbesserungsansätze sieht der Trainer vor allem in der Verteidigung. Da war Koch mit schnellen Gegnern manchmal überfordert. "Offensiv, das hat jeder gesehen, hat er mit seiner Athletik und seinem guten Wurf keine Probleme. Aber es gibt Dinge, die kommen erst mit der Erfahrung. Die Antizipation dessen, was der Gegenspieler macht, etwa. Da muss man geduldig sein."

"Wir waren 'ne super Truppe"

Er hofft, dass viele seiner alten Teamkameraden zurückkommen. "Wir waren 'ne super Truppe. Aber wir haben so eine gute Hauptrunde gespielt, da ist auch klar, dass einige verlockende Angebote bekommen werden, mit denen Bonn nicht mehr mithalten kann." Ryan Brooks (JDA Dion) ist bereits sicher weg, Steve Wachalski (Medi Bayreuth) auch. "Das finde ich persönlich sehr schade. Steve war mein Zimmernachbar auf den Auswärtsfahrten. Ein Knaller-Typ. Sehr, sehr nett."

Koch arbeitet an der Form für den Trainingsauftakt. Der Trainer ist derzeit auf der Suche nach seinem neuen "Mitbewohner". "Es ist die wichtigste Phase der Saison. Mit der Teamzusammenstellung steht und fällt alles", sagt der Jetzt-nicht-mehr-Youngster.

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