Telekom Baskets Ein Transfercoup

BONN · Bonn holt Ryan Thompson. Der ehemalige Bamberger hatte zuletzt eine Durststrecke.

 Zurück zu alter Stärke will Ryan Thompson (oben, im Bamberger Trikot gegen den Münchner Bryce Taylor) genauso wie die Baskets.

Zurück zu alter Stärke will Ryan Thompson (oben, im Bamberger Trikot gegen den Münchner Bryce Taylor) genauso wie die Baskets.

Foto: picture alliance / dpa

Es ist so etwas wie der Slamdunk der Neuverpflichtungen der vergangenen Jahre. Ein Punktebringer, der krachend einschlägt. Die Telekom Baskets haben mit der Verpflichtung des US-Amerikaners Ryan Thompson einen echten Transfercoup gelandet.

Möglich wurde das Engagement der „Punktemaschine“ der Brose Baskets Bamberg aus deren Meisterjahr 2014/15 offenbar, weil der Flügelspieler, nachdem er Bamberg verlassen hatte, genauso wie die Baskets, eine Spielzeit zum Abhaken erlebte. „Beide wollen zurück zu alter Stärke finden – das ist eine große Chance für beide Seiten“, sagt Baskets-Headcoach Silvano Poropat.

Sowohl beim serbischen Spitzenclub Roter Stern Belgrad als auch nach einem Vereinswechsel im Januar in die Türkei zu Trabzonspor gingen die Statistiken des 28-Jährigen in den Keller. 4,4 Punkte pro Spiel und 1,6 Rebounds sammelte er in Serbien, in der Türkei waren die Statistiken (8,0 Punkte, 2,6 Rebounds) wieder etwas besser. Aus der Bamberger Meistersaison 2014/15 ist Thompson allerdings als eine Führungskraft mit Scorermentalität in Erinnerung geblieben (12,5 Punkte, 2,3 Rebounds, Trefferquote 52 Prozent, Dreierquote 45 Prozent). Gegen Ulm etwa glänzte er damals mit 35 Punkten, davon fünf Dreier.

„Ryan verfügt über eine tolle Athletik und gibt uns auf den Positionen des Shooting Guards und Small Forwards sehr viel Physis“, sagt Poropat. „Einen Spieler mit seiner Vita und seinen Qualitäten im Kader haben zu können, bietet uns zahlreiche taktische Optionen. Klar ist: Er braucht das Vertrauen und den Freiraum, um seine Scorer-Mentalität leben zu können.“

Keine Frage. Ryan Thompson ist in der BBL ein großer Name. Nachdem die Verpflichtung von den Baskets bekannt gegeben worden war, ließen die mehrheitlich staunenden Reaktionen im Internet nicht lange auf sich warten. Da stellt sich – angesichts der Tatsache, dass die Königsfigur, der Starter im Spielaufbau, noch nicht verpflichtet ist, also nicht allzu wenig Geld übrig sein dürfte – die Frage: Ist der Baskets-Etat explodiert? Und wenn ja: Wodurch? „Der Teametat war vor der vergangenen Saison erheblich gestiegen, vor allem durch Sponsoringeinnahmen, aber noch mehr durch entlastende Effekte beim Hallen-Kapitaldienst“, sagt Baskets-Präsident Wolfgang Wiedlich. Erstens habe man nicht das gesamte Geld, wie es Hauptsponsor Deutsche Telekom und andere Unterstützer in der Krise Ende 2015 zur Verfügung stellten, ausgegeben, und zweitens „sind durch den fast kompletten Austausch des Teams finanzielle Mittel freigeworden“.

Ob Ryan Thompson nun nach Marktwert außerordentlich preiswert oder nach Baskets-Maßstäben ziemlich teuer ist, darüber schweigen sich die Baskets – wie immer – aus: „Jedenfalls spielen wir für einen einzelnen Spieler kein wirtschaftliches Harakiri“, sagt Wiedlich. „Das war immer so und wird immer so sein.“

Am wahrscheinlichsten erscheint es deshalb, dass Thompsons Marktwert in der vergangenen Saison stark gesunken ist und der Baskets-Teametat trotz einer sportlich enttäuschenden Spielzeit nicht. „Wir befinden uns heute erst am Tag 13 nach Ende des alten Geschäftsjahres, da liegen die Zahlen noch im leichten Nebel, die alten wie die neuen“, sagt Wiedlich.

Ein Fragezeichen steht wohl auch hinter der Frage, ob die Baskets nächste Saison an einem europäischen Wettbewerb teilnehmen: „Mit Platz elf in der Abschlusstabelle noch einen Platz zu ergattern, wäre hilfreich und ein Glücksfall. Da bleibe ich aber zuversichtlich.“ Dabei ist es ein offenes Geheimnis, dass ein europäisch spielendes Teams grundsätzlich bessere Karten bei der Spielerakquise hat. Und die Baskets haben noch drei Arbeitsplätze zu vergeben.

Vielleicht schließt sich hier der Kreis: Ohne Europa kein Thompson in Bonn, aber über Europa dürfen die Baskets, so lässt sich im eskalierenden Dauerstreit zwischen Euroleague und Fiba vermuten, noch nicht sprechen.

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