Duell mit Bayreuth Erstes Auswärtsspiel der Telekom Baskets Bonn steht an

Bonn · Die Telekom Baskets Bonn treten zum ersten Auswärtsspiel der Saison in Bayreuth an. Von den sonst üblichen Routinen müssen sie allerdings abweichen.

 Fehlte den Baskets gegen Ludwigsburg mit Rückenproblemen: Der Serbe Strahinja Micovic.

Fehlte den Baskets gegen Ludwigsburg mit Rückenproblemen: Der Serbe Strahinja Micovic.

Foto: Jörn Wolter / wolterfoto.de

Der „Spieltag minus zwei“ ist bei den Telekom Baskets zu einem festen Begriff geworden. Es ist der Tag, an dem die Spielvorbereitung auf die Zielgerade geht. Stichwort: Corona. Zwei Tage vor dem Spiel werden die Profis des Basketball-Bundesligisten getestet, die Proben ins Labor gebracht. „Idealerweise ist das Ergebnis da, ehe wir in den Bus steigen“, sagt Baskets-Sportmanager Michael Wichterich vor der Fahrt zum Auswärtsspiel nach Bayreuth, das eigentlich schon am ersten Spieltag hatte stattfinden sollen. Doch bei den Franken gab es seinerzeit einige positive Tests.

Bei den Baskets war jetzt alles okay, also machte sich die Mannschaft von Cheftrainer Igor Jovovic nach dem Vormittagstraining auf den Weg zum ersten Auswärtsspiel der Saison. Alles ist ein wenig anders. Der normale Ablauf wäre ein gemeinsames Mittagessen nach dem Training und vor der Busfahrt. Jetzt wird etwas bestellt. Es gab „irgendwas mit Spätzle“. Der Busfahrer muss eine Pause machen. „Aber wir können ja auch nicht einfach alle so an einer Raststätte raus“, sagt Wichterich, der minutiös planen muss.

Besondere Regeln für Auswärtsspiele

Vor zwei Wochen musste er die Hotelzimmer in Bayreuth stornieren. Wer zahlt? „Es gibt Corona- beziehungsweise Spielabsage-Klauseln in den Verträgen“, erklärt Wichterich. „Aber wir verpflichten uns, das Hotel dann zum gleichen Kurs beim Nachholspiel zu beziehen.“ Üblich ist, dass die Spieler in Doppelzimmern übernachten. Dabei bleibt es auch. „Die Einzelzimmer-Vorgabe gibt es nur in der Euroleague“, erklärt der Baskets-Chef, der bedauert, dass der Alltag so abgeschnitten vom normalen Leben stattfindet. „Andere schotten sich ja gern ab, aber wir essen auch im Hauptrestaurant der Hotels. Das ist jetzt natürlich nicht möglich.“ Es gibt Vierer-Tische mit Abstand. In der Halle sind alle Wege mit Mundschutz zu erledigen. In der Kabine ist Abstand geboten. Und auch während des Spiels wurde die Maskenpflicht auf Co-Trainer und Betreuer ausgeweitet. „Man kann bei vielem sicher diskutieren, ob es Aktionismus ist, aber es schadet sicher nicht“, sagt Wichterich.

Weniger entspannt sieht er die Länderspielpause, in der er den deutschen Center Leon Kratzer, den litauischen Routinier Deividas Gailius und den gerade erst nominierten Co-Trainer der Österreicher, Chris O’Shea, abstellen muss. „Natürlich ist das für die Spieler eine Ehre, aber wir als Verantwortliche sehen das ein bisschen anders“, erklärt Wichetreich. „Man muss gegenwärtig nicht in der Weltgeschichte rumreisen. Das Risiko ist durch eine Versicherung abgefedert, aber wenn Leon Kratzer ausfällt, hilft mir die Versicherung wenig.“

Und Wichterich wird noch deutlicher und spricht ein Problem an, das auch die anderen großen Sportarten nicht erst seit gestern, doch mit dem Zusatzrisiko Corona gegenwärtig umso mehr haben. „Der Weltverband versucht, seine Wettbewerbe durchzudrücken. Das sehen wir kritisch. Sie gestalten ihr Produkt mit unseren Spielern.“

Telekom Baskets gegen Bayreuth in der Favoritenrolle

Zusätzlichen Ärger warf noch einmal die Pokalniederlage gegen Alba Berlin auf. Die Baskets reichten „zum ersten Mal überhaupt“, wie Wichterich erklärte, eine Szene aus der Crunchtime bei der Liga für die Rubrik „Pfiff der Woche ein“. Die Szene, in der Kratzer sein fünftes Foul kassiert und gleichzeitig der Korb von Josh Hagins nicht zählt. Ergebnis des Regelexperten: Fehlentscheidung. „Das war auch unsere Einschätzung. Ich sage selten, das war spielentscheidend, aber ohne diesen Pfiff wären wir jetzt im Top 4.“ Stattdessen sind die Baskets jetzt auf Schützenhilfe angewiesen. „Abgehakt“, sagt Wichterich, „leider“.

Der Blick nach vorn richtet sich also auf Bayreuth. Die Mannschaft von Cheftrainer Raoul Korner musste am ersten Spieltag gegen die Telekom Baskets aufgrund von zwei Corona-Fällen passen. Und es wird wieder eine Standortbestimmung werden.

Nachdem die Baskets zuletzt Meister Berlin und Vizemeister Ludwigsburg am Rand einer Niederlage hatten, dürfte gegen Bayreuther, die nach der Quarantäne drei Partien innerhalb von vier Tagen absolvieren mussten, tatsächlich Favorit sein. Ein Etikett, das die Hardtberger schon ewig nicht mehr an ihr Magenta-Trikot heften konnten. Wichtig wird sein, dass die lange Garde der Bonner besser mit ihren Fouls haushaltet. „Darüber haben wir im Training gesprochen“ sagt James Thompson IV. „Wir müssen in der Defense unsere Beine anstelle der Arme benutzen.“ Hinter dem Einsatz von Strahinja Micovic, der gegen Ludwigsburg mit Rückenproblemen passen musste, steht noch ein Fragezeichen, doch Wichterich ist zuversichtlich, dass der Serbe mitwirken kann.

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